Dan
Statue sah er aus dem Fenster, vor dem Mund einen Kaffeebecher.
Als er sie kommen hörte, drehte er sich um. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, und seine Kiefermuskeln angespannt.
»Wie geht’s ihm?«
»Er ist total durcheinander und hat Todesangst, aber er schläft jetzt.« Sie ging zur Kaffeemaschine und nahm einen Becher aus dem Gestell, das Quinn ihr vor zehn Jahren einmal in einem Ferienworkshop gebastelt hatte.
Sie berührte den braunen Bärenkopf, der das runde Gestell krönte, und stellte sich vor, wie er ihn damals mit seinen Fingerchen bemalt hatte, nur für sie. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie hätte ihn um ein Haar verloren.
»Danke«, sagte sie leise. »Du hast ihm das Leben gerettet.«
Maggie blickte konzentriert auf ihren Becher, während sie sich Kaffee einschenkte und mit ihrem Löffel in die Zuckerdose fuhr. Ihre Hände waren ruhig, doch sie fuhr zusammen, als Dan sie an der Schulter berührte, und verschüttete die Hälfte des Zuckers auf der Arbeitsplatte.
»Schau mich an«, sagte er und fasste sie ein wenig fester an der Schulter.
Sie atmete langsam aus, legte den Löffel weg und ließ zu, dass er sie zu sich drehte. Der Duft nach Haut und Seife war aus dieser Entfernung überwältigend, ebenso der Anblick seines unrasierten Gesichts und der leicht geöffneten Lippen. Als sie aufsah, begegnete sie seinem Blick, der sie so ins Mark traf, dass sie zurückwich, bis sie gegen die Küchentheke stieß.
»Hast du es ihm gesagt?«, fragte er.
»Nein. Ich brauche selbst noch ein bisschen Zeit, um mich an die Vorstellung zu gewöhnen. Außerdem ist das nichts, was man einem Kind sagt, nachdem es gerade die schlimmste Erfahrung seines Lebens durchgemacht hat. Lass mir noch ein bisschen Zeit.«
»Natürlich.«
Sie legte ihre Fingerspitzen auf seine stahlharte Brust, um ihn wegzuschieben, doch er rührte sich nicht, und ihre Hand hinterließ kaum einen Abdruck auf seinen austrainierten Muskeln. »Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass du am Leben bist. Ich habe dich vor langer Zeit begraben.«
Er wich leicht zurück, aber nur einen kleinen Schritt. »Dein Handy«, sagte er und deutete auf den Tisch. »Klang wie eine SMS .«
Sie wollte danach greifen, doch er nahm sie am Arm. Seine Hand fühlte sich warm auf ihrer Haut an. »Du gibst übrigens einen verdammt guten Steuermann ab.«
Sie sahen sich lange an, ohne die Blicke abzuwenden. »Das hat mir Smitty beigebracht«, sagte sie. »Er hat viel für mich getan. Als ich schwanger war und ohne einen Cent dastand, hat er mich aufgenommen. Er hat mir ein Zuhause geschenkt. Er hat mich geliebt und mich geheiratet. Und er hat meinen Sohn aufgezogen, als wäre er sein eigen Fleisch und Blut. Er hat viel falsch gemacht und war nicht immer der Mann, den ich mir gewünscht hätte, aber er war Quinn ein Vater, in jeder Hinsicht, außer in biologischer. Vergiss das nicht.«
»Ich habe nur gesagt, dass du verdammt gut ein Boot steuern kannst.«
Sie entwand sich seinem Griff und nahm das Handy, um die SMS aufzurufen.
Du besitzt etwas Wertvolles, das ich haben will. Lass uns einen Deal machen
. Die Stirn in Falten gelegt, starrte sie auf die Worte und las sie dann Dan vor. Die unterschwellige Drohung sandte ihr Schauder über den Rücken. »Ich besitze nichts Wertvolles.«
»Ramon denkt das aber. Ebenso wie dieser Constantine Xenakis. Sie haben beide dasselbe gesagt: Du hättest etwas Wertvolles, das sie haben wollen.«
Maggie drückte ein paar Tasten und versuchte herauszufinden, von wem die Nachricht kam. »Dann leiden sie eben beide unter Wahnvorstellungen. Ich stecke bis zum Hals in Schulden, mein Auto ist nicht mehr wert als das Blatt Papier, das du bei der Autovermietung für den Porsche unterschrieben hast, das letzte Boot meines Mannes habe ich gewaltig unter Preis verkauft, um eine Ausbildungsversicherung für Quinn abzuschließen. Ich hab nicht mal zweitausend Dollar auf der Bank, geschweige denn etwas Wertvolles.« Sie nahm das Telefon. »Soll ich antworten oder den Sheriff anrufen?«
»Wir sollten auf jeden Fall die Behörden einschalten. Von wem stammt die SMS ?«
»Sender unbekannt. Die Kennung ist unterdrückt.« Sie sah zu ihm hoch. »Was soll das überhaupt bedeuten? Ist das eine Drohung? Eine Erpressung? Diesmal haben sie Quinn nicht bekommen, aber wer weiß, ob sie es nicht wieder versuchen?«
Er setzte sich auf einen Küchenstuhl und wippte zurück, sodass seine Brust- und Bauchmuskeln hervortraten. »Mit
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