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Dan

Dan

Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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Anrufbeantworter abzuhören. Im Gebäude nahm er den Aufzug zum dritten Stock.
    Er nahm seinen Schlüssel und schob ihn in den Sicherheitsriegel, während er durch die gläserne Tür auf den Empfangstisch blickte, hinter dem Kiki normalerweise saß. Es war so einfach gewesen, ihren Büroschlüssel zu kopieren, in der Nacht, als er zum ersten Mal mit ihr geschlafen hatte. Er hätte ihn gar nicht gebraucht, aber er erleichterte die Arbeit doch sehr.
    Als er im Eingangsbereich stand, verriegelte er die Tür wieder und blieb eine halbe Minute lang reglos stehen, um auf eventuelle Anzeichen von Leben zu horchen. Dann ging er ohne Umweg in Lolas Büro, dessen Schlüssel er natürlich auch kopiert hatte.
    Nur um hundertprozentig sicherzugehen, klopfte er an, ehe er eintrat. Er sah sich um, um zu prüfen, ob etwas in dem penibel ordentlichen Raum verändert war. Das Video zeigte ihm, wo sich das Tastenfeld befand, aber nicht, was man damit öffnete. Er würde sein musikalisches Gehör nutzen müssen, das nach seiner eigenen bescheidenen Meinung seinesgleichen suchte.
    Er schloss die Tür hinter sich und ging zu dem Schrank, in dem sich die Bar befand. Die Tür offenbarte ein leeres Fach. Er tastete sich mit der flachen Hand vor und fand zunächst nichts. Erst beim zweiten Mal entdeckte er einen Spalt im Holz. Er bückte sich und steckte den Kopf hinein, um ihn zu öffnen.
    Dahinter befand sich ein einfaches Tastenfeld.
    Er zog wieder sein Handy heraus, spielte das Video ab und lauschte mit geschlossenen Augen. Er horchte auf Töne, die die meisten Menschen gar nicht wahrnehmen konnten; und selbst die wenigen hätten wohl kaum bestimmte Tonhöhen erkannt. Bei Con war das anders.
    Es waren insgesamt fünf. Zwei Töne gingen als C durch, einer als B, einer als D und einer als … Er spielte die Stelle noch einmal ab, doch der letzte Ton war nicht ganz sauber, was es schwieriger machte.
    Das Feld hatte zehn Tasten. Er fing bei der Zehn an und drückte jede Taste einmal, um die Töne zu hören. Die Vier war ein C, die Sechs ein B, die Neun ein D. Zwei der Tasten, die Eins und die Zwei, waren schief. Hier musste er raten, um welche Note es sich handelte. Wenn er sich vertat, hatte er vielleicht noch eine zweite Chance. Oder er löste einen Alarm aus.
    Er musste jederzeit bereit sein, die Flucht zu ergreifen, und hoffte, dass der Alarm nicht stumm war, damit er gewarnt wäre. Bevor er seine Kombination versuchte, musste er außerdem prüfen, ob seine Vermutung über den Standort des Tresors richtig war. Auf dieser Seite des Raumes konnte er nicht sein, sonst würde man es auf dem Video sehen. Somit blieben der Schreibtisch und der Bereich dahinter. Auf dem Video war ein Klicken zu hören, dann ihre Schritte und ein rutschendes Geräusch. Eine Schublade, vermutlich im Schreibtisch.
    Er stand auf, um nachzusehen, und fuhr mit der Hand über die Front des Tisches. Die Stoßkante war kaum zu sehen, aber eben nicht ganz unsichtbar. Das Ganze war überhaupt ziemlich offensichtlich. Die gute Lola hätte schon ein bisschen kreativer sein müssen.
    Von draußen klang das leise
Ding!
des Aufzuges. Es war so leise, dass es in diesem Büro normalerweise sicher niemand hörte, doch Con entging es nicht. Es gab noch mehr Büros auf dieser Etage, dennoch schreckte ihn das Geräusch auf.
    Er ging zum Tastenfeld zurück und drückte die Zahlen, die er identifiziert hatte; bei den beiden schiefen entschied er sich für die Zwei und hielt für eine Millisekunde den Atem an, bis er vom Schreibtisch her ein leises Klicken hörte.
Geschafft
.
    Die Schublade ließ sich leicht öffnen, und es klang genauso wie auf dem Video. Darin lagen ein paar Fotos, die ihn nicht interessierten, und ein Kinder-Goldkreuz an einer Kette, das sicherlich vor allem ideellen Wert hatte. Unter dem Kreuz jedoch lag ein Stück Papier wie ein Zettel aus einem Glückskeks. Aufschrift: »Eine Freude vertreibt hundert Sorgen«.
    Er ließ den Zettel in seine Hosentasche gleiten, schloss die Schublade, kehrte zur Bar zurück, um den Schrank zuzumachen … und erstarrte, als er im Hausflur Schritte hörte.
    Jemand machte sich an der Eingangstür mit einem Schlüssel – oder Dietrich – zu schaffen. Con blickte sich um. Er hatte zwei Optionen. Das Fenster, das sich so weit öffnen ließ, dass er hinausklettern und auf dem Sims ausharren konnte, oder das Badezimmer, in dem er in der Falle säße.
    Das Schloss klickte; wer auch immer da draußen war, würde in zwei Sekunden hier sein.

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