Dan
glauben, sah Xenakis hinter sich, dann ins Büro und auf den Schreibtisch. »Suchen Sie auch die Keks-Botschaft?«
Dan blieb stumm.
»Ist das Ihr Junge, auf den Ms James es abgesehen hatte?«, fragte er, an Maggie gewandt. »Das dachte ich mir schon. Was Sie suchen, befindet sich in ihrem Büro in der Innenstadt. Ich weiß genau, wo der kleine Zettel ist, und ich garantiere Ihnen, dass Sie ihn nie finden werden. Aber ich kann ihn für Sie besorgen.«
Dan machte einen halben Schritt nach vorn. »Von mir bekommen Sie aber kein Honorar.«
Xenakis warf ihm einen rätselhaften Blick zu. »Abwarten. Sie wissen ja noch gar nicht, was ich dafür verlange. Wollen Sie den Zettel oder nicht?«
Dan spürte, wie Maggie hinter ihm heraustrat. Er bewegte sich unwillkürlich zur Seite, um sich wieder schützend vor sie zu stellen.
»Ja«, sagte sie. »Wir wollen diesen Zettel.«
»Verhandle nie mit einem Terroristen, Süße«, sagte Dan.
»Oder einem Dieb«, fügte Xenakis mit bedächtigem Lächeln hinzu.
»Besorgen Sie ihn, dann können wir darüber reden«, sagte Dan. »Wie lange wird das dauern?«
»Vorausgesetzt, Ms James ist immer noch nicht in ihrem Büro, muss ich nur warten, bis ihre Sekretärin in den Feierabend geht.« Er griff in seine Hosentasche, und Dan fasste seine Pistole fester. »Hier ist meine Karte.« Er reichte sie Dan und reckte dann den Kopf über dessen Schulter. »Hat mich gefreut, Sie wiederzusehen, Ms Smith.«
Er wandte sich um, ging durch das Wohnzimmer und war verschwunden.
»Gehen wir«, sagte Dan, senkte die Waffe und blickte auf die Karte, auf der nur ein Name und eine Handynummer standen.
»Willst du nicht noch das Wohnzimmer und die Küche durchsuchen?«
»Ich bezweifle, dass wir etwas Nützliches finden werden, aber warum nicht.«
»Vielleicht besorgt er den Zettel ja wirklich für uns«, sagte sie und deutete Richtung Ausgangstür. »Er wirkte ziemlich kompetent.«
»Er spielt jetzt eine Seite gegen die andere aus.« Dan nahm die Geburtsurkunde und rollte sie zusammen. Im Wohnzimmer betrachteten sie beide noch einmal den Morgenmantel auf dem Boden. »Das ist wirklich seltsam für jemanden, der so zwanghaft aufräumt und putzt.«
Er ging in die Hocke, um das seidige Gebilde aufzuheben, und blickte auf vier dunkle Tropfen, die auf dem Teppich eingetrocknet waren.
»Ist es das, wofür ich es halte?«, fragte Maggie.
Er sah zu ihr hoch. »Wenn du es für Blut hältst, liegst du richtig.«
14
Constantine Xenakis wartete ab, bis Enriquietta, von Freunden und Liebhabern Kiki genannt, in die spätnachmittägliche Sonne heraustrat. Es war 17:30 Uhr, das bedeutete, dass die Geschäftsführerin von
Omnibus Transport
nicht im Haus war. Sonst wäre Kiki nämlich bis mindestens acht Uhr geblieben, um ihrer Chefin zu Diensten zu sein. Auch dann hätte Lola erst noch ein paar Stunden weitergearbeitet, um anschließend entlang des South Beachs nach einem Mann Ausschau zu halten, der sie in dieser Nacht anschmachten würde.
Wenn Kiki Feierabend machte, war auch das übrige halbe Dutzend Angestellte längst weg. Es war nicht schwer gewesen, das alles in Erfahrung zu bringen. Kiki war nach dem Sex ziemlich gesprächig.
Nur um ganz sicherzugehen, wählte Con die Zentralnummer von
Omnibus
, denn es gab eine Buchhalterin, die gerne Überstunden machte und immer ans Telefon ging, wenn Kiki nicht da war. Doch da war nur der Anrufbeantworter.
Dennoch ließ er weitere zehn Minuten verstreichen, in denen er sich das Video ansah, das sein Handy aufgenommen hatte, als er zuletzt in Lolas Büro gewesen war. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er sein Telefon auf ihrem Schreibtisch hatte liegen lassen, als sie ihn in den Flur hinausgeschickt hatte. Dumme, dumme Lola. Sie hatte ihn in den letzten zwölf Monaten immer wieder engagiert, wenn sie Informationen über einen Wettbewerber oder potenziellen Kunden brauchte. Schwierig waren diese Aufträge nie gewesen, wenn auch immer illegal – Dinge, an denen sie sich selbst die Hände nicht schmutzig machen wollte. Doch seit ihr Bruder aus dem Gefängnis entlassen worden war und sie diesen Kampf um die Glückskekse gestartet hatte, war sie vollends übergeschnappt. Und war unvorsichtig geworden.
Auf dem Weg über die Straße zupfte er seine Krawatte unter dem offenen Jackett zurecht. Er sah aus wie ein ganz normaler Geschäftsmann auf dem Weg zurück ins Büro, um nach einem Tag voller Auswärtsmeetings mit Kunden seine Aktentasche zu holen und seinen
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