Dan
»Sie wacht gerade auf.« Zu Maggie gewandt, sagte er: »Lass uns doch zusammen zum Haupthaus gehen …« Den Rest konnte sie sich dazu denken:
Dann kannst du dich anziehen und bist wieder da, ehe Quinn merkt, dass du weg warst
.
»In Ordnung.« Sie wandte sich Lucy zu. »Ich nehme an, Sie sind noch da, wenn ich zurückkomme. Dann können wir den nächsten Schritt zusammen besprechen.«
Lucy nickte mit einem angedeuteten Lächeln. »Selbstverständlich.«
Als Dan sie zur Tür begleitete, suchte Maggie ihre Sachen von gestern Abend, konnte sie aber nirgends entdecken. Dan fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr zu.
Draußen auf der Terrasse zog er sie an sich, während er die Tür schloss. »Guten Morgen. Entschuldige, das kam ein bisschen unerwartet.«
»Ich gestehe, ich hätte dich lieber neben mir vorgefunden, als ich wach wurde.«
Sie gingen über die Terrasse. »Ich auch, aber sie hat um halb sieben geklopft. Zu der Zeit arbeitet sie meist schon ein paar Stunden.«
»Sie ist …« Umwerfend, bildschön, einschüchternd. »Etwas Besonderes.«
Dan schmunzelte. »Jeder, der sie zum ersten Mal sieht, reagiert so. Aber sie ist wirklich eine hochintelligente und hochkompetente Frau.«
Die er möglicherweise einmal geliebt hatte. Maggie warf ihm einen raschen Blick zu, und er musste den Zweifel in ihren Augen gesehen haben.
»Hör nicht auf Gerüchte, Maggie May.« Vor den Schiebetüren, die zum Gästeflügel führten, strich er ihr die Locken zurück und nahm ihren Kopf zwischen die Hände. »Du siehst toll aus in diesem T-Shirt. Ohne aber noch toller.«
Sie setzte ein verlegenes Lächeln auf. »Wo ist meins?«
»Hab ich als Geisel genommen. Du musst zurückkommen und es befreien.«
»Hast du es versteckt, als sie kam?«
Er zuckte die Schultern. »Vor Lucy etwas geheim zu halten ist reine Zeitverschwendung. Sie findet sowieso alles heraus, meistens rund zwanzig Minuten früher als alle anderen.« Als er seinen Kopf senkte, um sie zu küssen, bewegten sich hinter der Fenstertür die Gardinen.
Sie fuhren instinktiv auseinander und blickten hin.
»Wenn wir nicht aufpassen, brauchen alle anderen auch nur zwanzig Minuten«, sagte Maggie.
»Mir wäre das egal.«
Ihr nicht. »Ich bin gleich wieder zurück, wenn ich geduscht und mich angezogen habe.« Als sie die Tür öffnete und in den Flur trat, schlug Quinns Badtür zu.
So, wie es aussah, nicht einmal zwanzig Minuten.
Als sie sich kurze Zeit später wieder im Gästehaus trafen, musste Dan sich sehr beherrschen, um Lola James nicht sofort ins Kreuzverhör zu nehmen, sondern einen beiläufigen Tonfall anzuschlagen. Lucy verfolgte die Unterhaltung von der Küchentheke aus, Max saß mit seinem Laptop neben ihr.
Maggie hatte ihre nackten Füße unter sich gezogen; von ihrem Clubsessel aus konnte sie genau auf den riesigen Monitor sehen. Lola, die voller verkrusteter Narben war, kauerte zusammengesunken an einem Ende des Sofas und fixierte die große Karte von Venezuela auf dem Bildschirm.
Den psychischen Schock hatte sie zwar überstanden, doch die körperlichen Schmerzen schienen noch nicht nachgelassen zu haben. Das war der einzige Grund, warum er sie nicht härter anpackte.
»Wann genau haben Sie erfahren, dass Ihr Glückkeks-Spruch etwas mit einem versteckten Vermögen zu tun hat?«, wollte er wissen.
»An dem Tag, als mein Bruder aus dem Gefängnis freikam und zum ersten Mal nach vierzehn Jahren die Chance hatte, es mir zu sagen.«
»Sonst hätten Sie wahrscheinlich schon früher versucht, das Geld zu finden, nehme ich an.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Das nehme ich auch an«, sagte sie trocken.
»Wie sind Sie an die Glückskekse gekommen?«, fragte er weiter.
»Ramon hat sie mir gegeben, und ich habe sie mit« – sie bedachte Maggie mit einem verächtlichen Blick – »meiner Babysitterin geteilt.«
»Warum hat er sie nicht gleich Maggie gegeben und ihr aufgetragen, sie aufzuheben?«
Sie verengte ihre blutunterlaufenen Augen. »Wahrscheinlich hat er sich gedacht, dass sie sie sowieso sofort an Sie weitergibt, beim nächsten kleinen Quickie.«
Zorn baute sich in ihm auf, doch er ließ sich nichts anmerken. »Wie viele Zettel gibt es, Lola?«
»Vier.«
»Hat Ramon Ihnen das gesagt?« Zumindest hatte er Dan das erzählt, doch er konnte gelogen haben.
»Er hat mir alles erzählt.«
»Warum?«, fragte Dan. »Warum versucht er nicht einfach, alle Zettel und das Geld an sich zu bringen?«
Sie schüttelte den Kopf, als fände sie
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