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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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hochintellektuelle Alleswisser die Ehre geben.«
    Ich zog Jacks Briefe aus meiner Tasche und fing an, sie vorsichtig auseinanderzufalten und auf Tracys Schreibtisch auszubreiten. Sie seufzte und machte mir Platz. Im dritten Brief fand ich, was ich suchte.
    »Da steht es.« Ich zeigte triumphierend auf eine Stelle.
    Tracy griff nach dem Brief und las die betreffenden Sätze laut vor: »Ich traf euch, als der Zirkus in eurer Stadt gastierte. Zwei Nebenvorstellungen. Zwei Mitreisende mehr.«
    »Ich traf euch, als … Tracy, meinst du, er war auf einer Konferenz, als er Jennifer und mich entführt hat? Und was ist mit dir? Weiß Jim mehr darüber? Wir müssen ihn anrufen!«
    Tracy sah mich an, während sie angestrengt nachdachte. Dann nickte sie, holte ihr Telefon und stellte es auf Lautsprecher, bevor sie Jims Nummer wählte. Mir fiel auf, dass sie sie auswendig kannte. Wie immer nahm Jim sofort ab.
    »Jim?«, übernahm Tracy ungefragt das Kommando. Ich war es nicht anders gewöhnt. »Ich habe Sarah hier bei mir.«
    Jim schwieg und schien Schwierigkeiten zu haben, diese Information zu verdauen.
    »Das ist ja … super«, sagte er schließlich.
    Ich ergriff ungeduldig das Wort: »Jim, zum Zeitpunkt meiner … meiner Entführung, war Jack da auf einer wissenschaftlichen Tagung?«
    Jim zögerte, wie er es immer tat, bevor er uns neue Informationen über unseren Fall mitteilte. Mir war nicht ganz klar, ob er sich um unsere Psyche sorgte oder Angst hatte, seine Geheimhaltungspflicht zu verletzen. Schließlich antwortete er doch: »Ja, war er.«
    »Und als ich entführt wurde?«, fragte Tracy.
    »Da sind wir uns nicht ganz sicher. In der Woche davor fand eine Konferenz in Tulane statt, aber nicht über sein Fachgebiet. Uns liegen keine Beweise dafür vor, dass er die Konferenz besucht hat und zu diesem Zweck in der Stadt war.«
    »Um was ging es bei der Konferenz?«, wollte ich wissen und hielt gespannt die Luft an. Ich warf Tracy einen Blick zu und sah, dass es ihr genauso ging.
    »Um Literatur, glaube ich.«
    »Können Sie uns den genauen Titel nennen?«, fragte Tracy. Wir wussten mittlerweile ja, dass Jacks Interessen über die Psychologie hinausgingen.
    »Moment, ich rufe das Dokument auf.« Wir warteten und hörten ihn auf der Tastatur herumtippen. »Der Titel der Konferenz … war Mythos und Magie in der surrealistischen Literatur. «
    Tracy und ich atmeten gleichzeitig aus. Wir waren uns sicher, auf etwas Bedeutsames gestoßen zu sein, ob es Jim nun wahrhaben wollte oder nicht. Wir sahen uns an, und Tracy nickte mir aufmunternd zu.
    »Jim«, sagte ich eindringlich. »Ich weiß, dass Ihnen umfassende Datenbanken zur Verfügung stehen und dass Sie genügend Mitarbeiter haben, um sie zu durchkämmen. Deshalb möchte ich Sie um einen Gefallen bitten. Mir ist durchaus klar, dass Sie das, was ich hier tue, für wenig erfolgversprechend halten, aber wenn Sie mir diesen Gefallen tun, verspreche ich, dass ich zur Anhörung erscheine und mir vor dem Bewährungsausschuss die Augen ausheule.«
    »Bevor ich Ja oder Nein sage, müsste ich allerdings wissen, worum es geht.«
    »Könnten Sie bitte einen Mitarbeiter mit einer Auflistung sämtlicher Konferenzteilnahmen Jack Derbers während seiner universitären Laufbahn beauftragen? Ich habe keine Ahnung, wie man so etwas macht, aber vielleicht mit Hilfe seiner Kreditkartenabrechnungen, oder durch die Uni …«
    Auf dieses Stichwort meldete sich Tracy zu Wort: »Die Uni soll Ihnen einfach seine Spesenabrechnungen aushändigen, sofern diese noch archiviert sind.«
    »Und diese Liste«, fuhr ich aufgeregt fort, »gleichen Sie dann mit den Vermisstenmeldungen der jeweiligen Gegend zum Zeitpunkt der Konferenz ab.«
    Jim schwieg eine ganze Weile, bevor er fragte: »Sie glauben also, es gibt noch mehr Opfer? Wir haben damals im Keller keinerlei Hinweise auf weitere gefangene Mädchen gefunden, und das, obwohl wir jeden Zentimeter des Hauses auf den Kopf gestellt haben, mit allem, was die Kriminaltechnik hergibt: Spürhunde, UV-Licht, Luminolspray. Außerdem haben wir umfangreiche Blut- und DNA-Tests durchgeführt …«
    Ich wollte Jim nicht auf die Nase binden, dass mein Verdacht – und vielleicht auch Tracys – viel weiter reichte. Er hätte uns für vollkommen verrückt gehalten.
    Also sagte ich nur: »Bitte, Jim. Können Sie nicht einfach den Abgleich in Auftrag geben?«
    »Selbst wenn ich es tue: Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich mögliche Ergebnisse nicht einfach so an Sie

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