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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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weitergeben darf. Sie beide sind keine akkreditierten FBI-Agentinnen, auch wenn Sie das offenbar glauben.«
    Tracy wollte protestieren, aber ich hielt die Hand hoch, weil ich wusste, dass wir gewonnen hatten.
    »Sehr gut, Sie machen es also?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann. Heutzutage ist es gar nicht so einfach, Personal für Recherchen zu bekommen. Unserer Abteilung wurden schon wieder die Mittel gekürzt. Das Geld fließt nur noch in die Terrorbekämpfung.«
    Ich zog mein Ass aus dem Ärmel: »Sie sind es uns schuldig, Jim, finden Sie nicht auch? Nach allem, was damals im Prozess schiefgegangen ist?« Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm schon wieder mit diesem Argument kam, obwohl ich genau wusste, dass es sein wunder Punkt war.
    Er schwieg erst und sagte dann sehr leise: »Ich veranlasse den Abgleich sofort. Und Sie beide sollten jetzt weiter Versöhnung feiern. Es freut mich sehr, dass Sie wieder miteinander reden. Da wird einem als Polizist ganz warm ums Herz.« Er lachte zufrieden in sich hinein.
    Tracy und ich vermieden es, uns anzusehen. Wir murmelten beide ein Dankeschön und beendeten dann schnell das Gespräch. Keine von uns brachte es über sich, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, deshalb wechselte ich rasch das Thema und kam wieder auf den Grund meines Besuchs zu sprechen.
    »Ich wollte dir einen Vorschlag machen.«
    »Ja?«
    »Ich brauche Hilfe, Tracy. Bei meiner Suche tauchen immer mehr Themen auf, von denen ich keine Ahnung habe, während du dich bestens damit auskennst. Literatur über Sex und den Tod zum Beispiel, SM-Clubs, Universitätspolitik. Könntest du dir in der Redaktion freinehmen und mich begleiten? Nur für ein paar Wochen?«
    Tracy sah mich skeptisch an. »Du glaubst, dass das FBI Dinge übersehen hat?«
    »Ich weiß, das klingt verrückt, aber genau das glaube ich. Ich habe vor, einen Abstecher in den Süden zu machen, um mit Sylvias Eltern zu sprechen und vielleicht etwas über ihre Vergangenheit herauszufinden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir längst noch nicht alles wissen. Über Noah Philben, über Adele, über David Stiller. Das FBI hat damals nur an der Oberfläche gekratzt. Und ich glaube tatsächlich, dass es da draußen Antworten auf unsere Fragen gibt, Tracy. Wir müssen sie nur finden.«
    Ich holte tief Luft und sah Tracy erwartungsvoll an. Mein Vorschlag überraschte mich selbst genauso wie sie. Seit meiner Flucht aus dem Keller hatte ich nie wieder jemanden um Hilfe gebeten, denn das hätte bedeutet, dass mir jemand nahe kam, ob körperlich oder im übertragenen Sinne. Und jetzt brachte ich sogar den Mut auf, ausgerechnet die unversöhnliche Tracy um Unterstützung zu bitten. Wahrscheinlich hoffte ich insgeheim, dass sie durch die gemeinsame Erfahrung endlich merkte, dass ich nicht der schreckliche Mensch war, für den sie mich hielt. Oder für den ich mich hielt.
    Bevor Tracy antworten konnte, vibrierte mein Handy. Perfektes Timing, wie immer. Auf dem Display sah ich, dass ich eine SMS von Dr. Simmons erhalten hatte, von wem auch sonst? Ich schaltete kurzerhand mein Handy aus.
    »Unsere Seelenklempnerin«, erklärte ich und grinste verlegen. Tracy lachte.
    »Sie scheint ihr Handwerk besser zu verstehen, als wir dachten. Offenbar hat sie hellseherische Fähigkeiten.« Jetzt grinsten wir beide.
    »Also, kommst du mit, Tracy?«
    Sie blickte erst auf ihren Computer und dann auf die vielen, im Raum verteilten Bücher. Schließlich seufzte sie und klappte leise ihren Laptop zu.
    »Also gut. Ich komme mit. Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Dass wir einen kleinen Umweg über New Orleans machen. Ich muss dort jemandem einen Besuch abstatten.«

21
    Weil Tracy erst in ein paar Tagen aufbrechen konnte, nahm ich mir ein Hotelzimmer in der Nähe. Keine von uns erwähnte auch nur die Möglichkeit, dass ich bei ihr übernachtete. Nach all den Nächten, die wir nebeneinander im Keller verbracht hatten, hätte die erneute räumliche Nähe zu viele Erinnerungen heraufbeschworen, das wussten wir beide.
    In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf. Als ich doch endlich wegdämmerte, hatte ich meinen immer wiederkehrenden Traum, wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte. Es war eher eine quälende Erinnerung, die mich im Schlaf heimsuchte.
    Ich war oben bei Jack, und er stellte mich auf die Probe, bot mir endlich die Chance, die ich mir sehnlich gewünscht und auf die ich sorgfältig und methodisch hingearbeitet hatte.
    Ohne

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