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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Vanessas Überraschung genau in die Reihe trat, wo sie und Steffie gerade gewesen waren. Dort beugte er sich herab, ging die Buchrücken durch und auf einmal fiel ein Lichtschein aus dem Büro auf sein Gesicht: Justin!
    Sie unterdrückte ein Keuchen und packte nervös Steffies Handgelenk. Ängstlich hoffte sie, dass er sie nicht gesehen hatte, doch zu ihrer Erleichterung bewegte er sich ganz langsam nach links, darin vertieft, die Bücher vor sich zu untersuchen. Vanessas Herzschlag normalisierte sich.
Das war knapp
, flüsterte sie Steffie lautlos zu, aber Steffie achtete nicht auf sie, sondern hielt den Blick fest auf Justin gerichtet.
    Endlich fand er das, wonach er gesucht hatte. Er zog das gleiche dunkelrot eingebundene Buch hervor, das Vanessa und Steffie eben erst zurückgestellt hatten. Vanessa verrenkte sich fast den Hals, um zu sehen, was er da machte.
    Justin schien nicht im Mindesten abgeschreckt davon, dass sowohl Titelseite wie Buchrücken unbeschrieben waren. Er schlug den Wälzer auf den ersten Seiten auf und blätterte vorsichtig um, als wären die Seiten trockenes Herbstlaub. Dann legte er das Buch geöffnet auf ein Regalbrett, griff in seine Hosentasche und zog eine Schachtel Streichhölzer und einen in Papier eingewickelten Klumpen des seltsam klebrigen Kolophoniums hervor.
    Er rieb sich mit dem bernsteinfarbenen Kolophonium über seine linke Hand, bis sie von einer dicken, klebrigen Schicht bedeckt war.
    Und dann zündete er ein Streichholz an, und zu Vanessas Entsetzen steckte er damit seine ganze linke Hand an, bis sie lichterloh brannte.

Kapitel zweiundzwanzig
    Justin hielt seine brennende Hand hoch, und einen Augenblick dachte Vanessa, er würde das Buch in Brand stecken.
    Sie wollte ihn gerade daran hindern, das Buch und damit möglicherweise auch den ganzen Raum in Flammen aufgehen zu lassen, da packte Steffie sie am Arm. Sie hatte wohl etwas bemerkt, was Vanessa entgangen war, denn sie schien sich keine Sorgen darüber zu machen, dass sie, gefangen in einer Geheimbibliothek, verbrennen könnten. Stattdessen legte sie den Zeigefinger an die Lippen.
    Justin musste etwas Verdächtiges gehört haben, denn er drehte sich zu ihnen um. Sein Gesicht war vom Schein der Flamme erhellt, und sie hielten beide den Atem an. Justin streckte seine brennende Hand in ihre Richtung aus, aber der Lichtschein glitt viel zu hoch über ihnen hinweg. Vanessa ließ erleichtert die Schultern sinken, traute sich aber kaum zu atmen.
    Justin vertiefte sich wieder in das Buch, zog ein kleines Diktiergerät aus der Tasche und schaltete es ein. Mit dem brennenden Kolophonium beleuchtete er die leeren Buchseiten und begann laut zu lesen. Er sprach schnell und leise, daher konnten sie außer einzelnen Wörtern und Satzfetzen, die nicht viel Sinn ergaben, kaum etwas verstehen.
    »   … müssen dreizehn Tänzerinnen sein«, murmelte er und schlug die Seite um. »Plus eine Solotänzerin.« Er kniff die Augen zusammen. »Beim Gleichstand der Planeten   … die Schlüsseldaten   … am dreizehnten Dezember, in der zweiten Dekade des zweiten Jahrtausends   … konvergieren   … «
    Was er las, schien Justin zu beunruhigen. Er stutzte und las das Datum mit gerunzelter Stirn noch einmal. »Am dreizehnten Dezember.« Vanessa und Steffie sahen sich verblüfft an. Dieses Datum war nicht irgendein x-beliebiger Tag im Dezember. Es war ein Datum, auf das jeder an der New Yorker Ballettakademie hinfieberte, auch Justin: der Premierenabend der
Feuervogel
-Aufführung
.
Aber warum stand dieser Tag in einem alten Buch?
    Justin warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast fünf, und Josef konnte jeden Augenblick von der Probe kommen. Er schaltete das Diktiergerät aus, stellte das Buch ins Regal zurück und löschte mit einer energischen Handbewegung die Flamme. Dann war er auf einmal wie vom Erdboden verschluckt, und die beiden Mädchen blieben allein in der Dunkelheit zurück.
    Als sie durch die Tür des Büros hörten, wie sich seine Schritte auf dem Korridor entfernten, schlichen Vanessa und Steffie hinter dem Bücherregal hervor. Ein bitterer Geruch von dem verbrannten Kolophonium hing in der Luft. Steffie zog das Buch aus dem Regal und stopfte es in ihre Tasche, dann schlichen sie auf Zehenspitzen aus der Bibliothek und schlossen die Gittertür hinter sich zu.
    Zum Schluss ließ Vanessa den Blick noch kurz durch Josefs Büro schweifen, um sich zu vergewissern, dass alles wieder an seinem Platz war – der Schlüssel in der

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