Dance of Shadows
wie Menschen miteinander umgehen.«
Josef lachte. »Willst du damit sagen, dass ich dir etwas antue?«
Vanessa rührte sich nicht von der Stelle und gab keine Antwort.
»Damit liegst du ganz falsch«, fuhr Josef fort. »Ich werde dich nicht zwingen, irgendetwas zu tun. Du wirst dich selber dafür entscheiden, dieses Stück zu tanzen.«
Vanessa kniff die Augen zusammen. »Wenn du mir mit dem Leben meiner Freunde drohst, lässt du mir damit alles andere als eine freie Wahl.«
»Ich drohe dir nicht«, entgegnete Josef. »Du wirst für deine Dienste reich belohnt werden. Ebenso wie die Tänzerinnen.« Josef trat an eine der Prinzessinnen heran und strich ihr mit dem Finger über den nackten Arm. Vanessa glaubte zu sehen, dass sie zitterte, bevor sie erstarrte.
»Und was ist mit einer Anderswelt?«, fragte Josef. »Glaubst du an andere Dimensionen?«
Vanessa zuckte zurück, als er auf sie zutrat.
»Du glaubst nur an diese Dimension, habe ich den Eindruck«, beantwortete Josef seine eigene Frage. »Seltsam, bei deinen vielfältigen … Talenten. Nun, wir werden dich schon noch überzeugen. Der Zeitpunkt ist zwar nicht ideal. Ich hatte gehofft, wir hätten noch ein paar Wochen Zeit, bis das Tor durchlässig genug ist, aber nun muss es eben heute Abend klappen.«
Er schlenderte im Kreis der dreizehn Prinzessinnen zu jeder einzelnenhin, korrigierte hier eine Armhaltung, schob dort ein Bein eine Idee nach links und richtete eine Wirbelsäule stärker auf.
»Wenn wir erst einmal das Geflecht der Dimensionen durchstoßen haben«, sagte er mit schmeichelnder Stimme und richtete dabei den Träger am Trikot einer Tänzerin, »und es uns gelungen ist, den großen Meister des Tanzes herbeizurufen …
Diabolique
… « Er hielt inne und ließ den Namen auf der Zunge zergehen, »dann wird jede von euch reich belohnt werden. Und ich … ich bin dann der Beherrscher des Dämons. Er wird mir zum Dank für unser Opfer zu Diensten sein.« Sein Blick ruhte auf Vanessa.
»Opfer?« Vanessa blickte angstvoll zu Steffie hinüber.
»Du, Vanessa«, sagte Josef, »wirst den großen Meister empfangen – denn du bist seine Braut.« Voll Abscheu blickte er auf ihr schwarzes Trikot. »Und anders als deine Schwester wirst du dich voll und ganz aufopfern. Dein überirdisches Talent ist der Schlüssel zur nächsten Dimension. Du bist der Schlüssel, der ihm den Übertritt ermöglicht.«
»Und was ist, wenn ich das nicht zulasse?«, murmelte Vanessa.
Josef schwieg. »Du wirst es zulassen«, sagte er. »Denn der große Meister hat etwas, das du haben willst.«
Vanessa wollte gerade protestieren, da begriff sie die volle Bedeutung seiner Worte. »Was meinst du damit – etwas, das ich haben will?«, fragte sie, aber Josef beachtete ihre Frage gar nicht.
»Falls dir etwas am Leben deiner Freunde liegt, dann wirst du kooperieren. Anderenfalls werde ich sie töten, einen nach dem anderen, bis du gehorchst. Wir brauchen sowieso ein Blutopfer, da kommen sie mir gerade recht.«
Blaine stöhnte verzweifelt auf, und TJ robbte trotz ihrer Fesseln mühsam zu ihm hin, als wollte sie ihn trösten. Als sie ihre Freunde so hilflos daliegen sah, zerbrach etwas in Vanessa. Sie sah sich panisch im Raum um, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, zu fliehenund ihre Freunde zu retten. In diesem Moment zog Josef ein kleines Messer mit geschwungener Klinge.
Als bereite er sich für eine dramatische Darbietung vor, wandte er sich von Blaine zu TJ, und schließlich ruhte sein Blick auf Steffie. Er packte den Griff des Messers fester und trat auf sie zu.
Steffie blieb ganz still liegen, als sei sie schon tot.
»Nein!«, schrie Vanessa auf und stürmte auf Josef los, aber irgendjemand kam ihr zuvor. Eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten, fing Josef ab und umklammerte ihn mit kräftigen, untersetzten Armen.
Vanessa blieb abrupt stehen und sah zu, wie die beiden miteinander rangen. Sie sah Josefs wutverzerrtes Gesicht, das Aufblitzen des Messers, dann ein Paar dunkler Augen mit stechendem Blick, dazu hörte sie ein wohlvertrautes Knurren.
»Hilda?«, flüsterte Vanessa.
Die Kämpfenden stürzten krachend zu Boden und rissen eine der Tänzerinnen mit sich. Anna. Als sei dadurch der Bann gebrochen, lösten sich die anderen Mädchen blinzelnd aus ihrer Erstarrung und begannen sich zu bewegen. Anna rappelte sich hoch und wich vor den Kämpfenden zurück.
Hilda warf Josef herum, dabei erwies sich ihr untersetzter Körper als überraschend wendig.
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