Dance of Shadows
Ballettsaal gingen. Sie lachte auf, als Zep mit dem Zeigefinger ihren Arm entlangfuhr und dann die Tür hinter ihnen schloss. Er machte nur die Lampen am anderen Ende an, sodass der Großteil des Raumes im Dunkeln lag.
Vanessa ließ ihre Tasche zu Boden fallen und wirbelte in einer Pirouette herum, dann setzte sie sich hin. Sie holte ihre Spitzenschuhe aus der Tasche und wollte sie gerade anziehen, als Zep plötzlich hinter ihr stand.
»Darf ich?«, fragte er sanft.
Vanessa schluckte und nickte.
Behutsam nahm Zep ihren Fuß in die Hand. Er streifte ihr erst die eine Sandale ab, dann die andere. Ihre Tanzschuhe wirkten in seiner Hand zierlich und klein. Er hob ihr rechtes Bein hoch und schob ihr den Schuh über den Fuß. Sein Griff war zärtlich, als er ihr die Bänder um den Knöchel wickelte.
»Zu fest?«, fragte er, während er den Knoten festzog.
Vanessa schüttelte den Kopf, sprechen konnte sie nicht.
Als er fertig war, schlüpfte er in seine Schuhe und streckte die Hand aus. Vanessas lange Haare waren zu einem losen Zopf gebunden, und Zep ließ eine Haarsträhne durch seine Hand gleiten. »Der Feuervogel«, flüsterte er ihr zu.
»Ich kenne aber nicht alle Schritte«, sagte Vanessa.
»Das macht nichts«, sagte er mit sanfter Stimme. »Halt dich einfach an mich.«
Plötzlich lag sie in seinen Armen, und seine kräftigen Hände umfassten ihre Taille. Ihre Füße glitten miteinander über den Boden, als wäre es ganz natürlich. Es war nicht wie ein Tanz, sondern vielmehr wie eine lange, zärtliche Berührung. Sie war umgeben vom Duft seiner Haut und von seinem Schweiß, als sie Sprünge durch den Raum machte, die Arme ausbreitete und Pirouetten drehte. Sie verlor sich im Tanz und konnte nichts dagegen tun. Die Spiegel schienen sich zu verbiegen, und die Zeit schien langsamer zu vergehen, und alles im Raum schien sich zu krümmen – außer Zep, der die Arme ausstreckte und sie gerade noch auffing, ehe sie zu Boden stürzte.
»Vanessa!« Er zog sie dicht an sich.
Sie zwinkerte und fand wieder in Zeit und Raum zurück. »Zep!« Sie spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte.
Zep strich ihr über die Wange. »Du bist einfach umwerfend.«
Vanessa überlief ein Schauer.
Zep zog ihr Gesicht am Kinn zu sich. »Du bist lebendig, wütendund leidenschaftlich. Du tanzt nicht einfach nur, du lebst den Tanz. Das kann ich in deinen Augen erkennen.«
Vanessa starrte Zep in die Augen, wo sie winzig klein ihr Spiegelbild erkennen konnte. »Wirklich?«, fragte sie atemlos.
Statt zu antworten zog Zep sie näher zu sich heran und ließ seine Hand an ihrer Wirbelsäule entlanggleiten. Etwas in ihr wurde schwach, als er ihren Körper an seinen drückte. Vanessa schloss die Augen und spürte, wie seine Hand sich in ihren Haaren vergrub. Dann überließ sie sich voll und ganz seinen Armen. Seine starken Hände verstärkten den Druck um ihre Taille und zogen sie noch enger an sich, als plötzlich die Tür aufging. Ein Lichtstrahl fiel über den Boden, und der Schatten eines jungen Mannes wurde sichtbar. Justin.
Vanessa spürte, wie Zep erstarrte. Und dann bewegte er sich zu ihrer Überraschung von ihr weg. Nur zwei oder drei Zentimeter, aber weit genug, dass das Licht auf ihr Gesicht fallen und Justin sie erkennen konnte. So, als ob Zep wollte, dass Justin sie sah.
Als Justin begriff, wobei er gerade störte, senkte er den Kopf. Vanessa sah seinen traurigen Gesichtsausdruck, als ob sie ihn irgendwie enttäuscht hätte. Und aus Gründen, die sie sich selbst nicht erklären konnte, fühlte sie sich auf einmal schuldig.
Obwohl sie Justin eigentlich nicht leiden konnte, wollte sie ihm etwas zurufen. Sie wollte ihm erklären, warum sie mit Zep hier war und was sie gerade machten. Aber sie tat es nicht.
Einen Moment lang stand Justin da und schaute die beiden an. Dann verschwand er wortlos. Vanessa senkte die Augen, als die Tür hinter ihm zufiel. Alle Spiegel an den Wänden ringsumher gaben das Bild der zufallenden Tür wieder.
Kapitel zwölf
Vanessa sagte keinem etwas von diesem Erlebnis im Ballettsaal. Sie war sich selbst nicht einmal sicher, ob sie es wirklich erlebt hatte. Zep war nicht ihr Freund, und wenn Vanessa ehrlich mit sich war, musste sie zugeben, dass er ihr in vieler Hinsicht noch immer völlig fremd war.
Sie wusste nicht, was er tat oder wo er hinging, wenn er nicht bei ihr war. Er ging nie ans Handy, sodass sie ihm nur Nachrichten schicken konnte, auf die er oft nicht reagierte. Allerdings machte
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