Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
Vom Netzwerk:
Justin. Er nickte ihr zu, bevor er seine Tasche neben der Ballettstange auf den Boden warf. Zep war nirgends zu sehen. Vanessa lehnte sich niedergeschlagen gegen den Spiegel.
    Punkt neun Uhr ging die Tür auf, und Josef schlenderte in einem grauen T-Shirt und engen Hosen herein. In der Hand trug er einen langen Stock. Hinter ihm folgte Zep. Vanessa sah ihn prüfend an und versuchte, seinen Blick zu erhaschen, aber er schien sie gar nicht zu beachten.
    »D’accord«
, rief Josef und seine Miene hellte sich auf, als er den Blick über die Tänzer schweifen ließ. »Willkommen zur ersten richtigen Probe für den
Feuervogel.
Ihr hattet lange genug Zeit, die Choreografie zu studieren und die Schrittfolgen auswendig zu lernen. Nun ist es Zeit, an die Arbeit zu gehen und zu tanzen! Ich bin sicher, ihr seid alle gut vorbereitet. Ich habe euch persönlich ausgesucht aufgrund eures Talents, eurer Hingabe und eurer Ausdauer. Jeder von euch hat etwas, das weit über eine normale Begabung hinausgeht.«
    Er trat einen Schritt auf Vanessa zu und sagte in sanftem Ton: »Ihr alle habt
un certain je ne sais quoi
, das gewisse Etwas. Ihr habt michim Innersten berührt, und plötzlich schlug euer
cœur
im Gleichklang mit meinem.«
    Im Raum herrschte Stille. Vanessa spürte, wie sie errötete, denn Josefs Blick ruhte auf ihr.
    »Zum Organisatorischen: In den Vormittagsproben arbeiten wir an verschiedenen Tänzen aus der
Feuervogel-Suite
. Am Nachmittag proben wir vor allem einen Tanz,
La Danse du Feu
, den
Tanz des Feuers.
Das alles natürlich neben euren übrigen Schulfächern.«
    Die französischen Worte klangen aus seinem Mund besonders leidenschaftlich und feurig, als spreche er den Namen seiner Geliebten aus.
La Danse du Feu
, wiederholte Vanessa im Geiste und überlegte, welche Szene er wohl damit meinte, aber sie konnte sich an keinen Tanz mit diesem Namen erinnern.
    Sie hob die Hand. »Welches ist der
Danse du Feu
?«, fragte sie. »Ich habe schon viele Aufführungen vom
Feuervogel
gesehen, aber dieser Teil sagt mir gar nichts.«
    Josef lächelte. »Das ist eine gute Frage«, sagte er mit einer leichten Verbeugung. »
La Danse du Feu
war ein Teil des ursprünglichen Balletts, aber er wurde bald herausgenommen, weil er sich als zu schwierig erwies. Tänzerinnen stürzten und verletzten sich. Sie klagten über den komplizierten Rhythmus, er passe nicht zum übrigen Stück. Seither wird er nur selten aufgeführt. Die meisten Tänzer wissen über diese Hintergründe nicht Bescheid. Eigentlich finde ich das ziemlich schockierend.«
    Ein Murmeln ging durch den Raum. Josef hob die Hand und sorgte für Ruhe. »Es ist ein einzigartiger Tanz. Als ich ihn zum ersten Mal aufgeführt sah, dachte ich, ich müsste sterben.«
    Er begann langsam auf und ab zu gehen. »Ich glaube, dass ihr diesen Tanz aufführen könnt. Dass wir das
gemeinsam
schaffen.
Non
, es wird nicht einfach werden, aber nichts, was sich lohnt, ist jemals einfach.«
    Er blieb stehen und fixierte die Truppe mit einem undurchdringlichen Blick. »Wir fangen jetzt an und nutzen diese Probe für den Feuertanz, denn die Nachmittagsprobe fällt heute aus. Ich sehe mir euch alle genau an, um die Zweitbesetzungen für den Feuervogel und die dreizehn Prinzessinnen auszuwählen. Ab morgen früh beginnt der normale Übungsplan, und wir werden uns auch die übrigen Tänze des Stücks vornehmen.«
    Vanessas Blick wanderte durch den Raum. Waren die anderen ebenso nervös wie sie? Sie empfand jedoch nicht nur ängstliche Anspannung, sondern auch freudige Erwartung. Vanessa sah diesen Tanz als Herausforderung, als eine Chance, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Sie spürte, dass Zeps Blick auf ihr ruhte. Bald würden seine Hände ihre Taille und ihre Rippen umfassen, über ihren Nacken und ihre Arme streichen. Sie erschauerte, wagte aber nicht, ihm direkt in die Augen zu sehen, aus Angst, ihre Sehnsucht würde sie sonst überwältigen.
    »Vous êtes prêts?«
, fragte Josef und faltete die Hände.
»Bon.
An die Arbeit.«
    Er wies ihnen ihre Ausgangspositionen zu; Vanessa und Zep standen in der Mitte, die dreizehn Mädchen um sie herum. Vanessa spürte, wie Justin sie vom Rand des Saals beobachtete. Sie vermied es, zu ihm hinzusehen, und überprüfte ihre Haltung im Spiegel, bis Josef begann, in einem seltsamen, unregelmäßigen Rhythmus in die Hände zu klatschen. Er gab genaue Anweisungen. »Zunächst einmal ohne Musik«, erklärte er. »Spürt einfach den Takt in eurem Körper. Jetzt in

Weitere Kostenlose Bücher