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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Stimme hallte durch den Saal. »Warum schaffst du es nicht, den Takt zu halten? Das ist doch ganz einfach! Du musst nur richtig tanzen. Der Rest kommt dann ganz von allein!«
    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte krampfhaft, die Tränen zu unterdrücken. »Tut mir leid«, sagte sie. Sie spürte, wie die übrigen Tänzer sie anstarrten. »Ich   … ich kenne dieses Stück einfach nicht. Ich habe es noch nie geübt.«
    Sie sah, dass Zep am Rand des Saals seine Schuhe auszog und sie in die Tasche stopfte.
    »Dann fang an, es zu lernen«, sagte Josef. »Du bist die Einzige, die den Laden hier aufhält.«
    »Tut mir leid   … « Vanessas Blick irrte durch den Raum und traf sich mit Zeps. Sie hätte sich am liebsten damit verteidigt, dass ihre Rolle schwieriger war als die der anderen. Dass sie seit sechs Uhr früh trainiert hatte. Stattdessen murmelte sie nur: »Das nächste Mal mache ich’s besser.«
    »Das nächste Mal?«, fuhr Josef sie an. »Sagst du das auch am Premierenabend? Willst du damit dein Publikum abspeisen? Deine Mitschüler?«
    »Nein«, murmelte Vanessa und biss sich auf die Lippe. Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Und hör auf, ständig zu wiederholen, dass es dir leidtut«, blaffte Josef sie an. »Ich bin derjenige, dem es leidtun muss. Leidtun, dass ich dich ausgesucht habe.«
    Vanessa unterdrückte ein Schluchzen, als er sich von ihr abwandte und in die Mitte des Raums trat. Die anderen Mädchen beugten sich über ihre Taschen, zogen ihre Sweatshirts heraus und nippten an ihren Wasserflaschen. Vanessa suchte nach einem freundlichen Gesicht, aber niemand würdigte sie eines Blicks.
    »Eines noch«, fuhr Josef fort und wandte sich dabei an das ganze Ensemble, »ab morgen finden unsere Nachmittagsproben im Probenraum im Balletttheater statt. Er hat dieselben Maße wie später die Bühne.«
    Der Raum mit den Brandspuren, dachte Vanessa und rieb sich geistesabwesend die Finger, als spüre sie noch deutlich, wie sich die verkohlten Wände angefühlt hatten.
    »Ihr bekommt Ausweise, damit ihr das Gebäude problemlos betreten und dort proben könnt.« Josefs Blick ruhte auf Vanessa. »Falls ihr das für nötig halten solltet.«
    Vanessa wischte sich über die Wange und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Sie hoffte, einen tröstenden Blick von Zep zu erhaschen, aber er war schon gegangen. Die einzigen Blicke, die sie auf sich spürte, waren Justins. Sie war überzeugt, er empfinde Schadenfreude über ihr peinliches Versagen bei der Probe, doch als sie seinem Blick schließlich begegnete, war sie verblüfft über seinen mitfühlenden Gesichtsausdruck. Weder schien er sich über sie lustig zu machen, noch sah er mitleidig auf sie herab. Er schien zu verstehen, was sie durchmachte, und ermutigte sie mit Blicken, nicht aufzugeben.
    »Natürlich hasst sie dich«, sagte TJ später an jenem Nachmittag. »Du bist die Solotänzerin. Und du hast dir Zep geangelt.«
    »Nicht nur das«, meinte Blaine. »Du hast ihr Zep
weggenommen.
«
    »Ich hab ihn ihr nicht
weggenommen
«
,
wehrte sich Vanessa, und ihre Stimmung sank auf den Nullpunkt. Und war sie überhaupt mit Zep zusammen? Während der Probe hatte er kein Wort mit ihr gesprochen,und dann war er verschwunden, ohne sich von ihr zu verabschieden.
    »Warum versuchst du nicht, mit ihnen darüber zu reden?«, schlug Steffie vor. »Vermutlich sind sie netter, als du denkst. Ich meine, wärst du nicht auch ein bisschen sauer, wenn dir eine Neuntklässlerin die Rolle wegschnappt, auf die du schon seit Jahren hinarbeitest?«
    Als sich Steffie, TJ und Blaine an diesem Abend im Speisesaal an einen Tisch am Fenster, weit weg von den anderen, hinsetzten, zögerte Vanessa.
    Lautes Gelächter schallte durch den Raum. Vanessa hörte sofort Annas Stimme heraus. Sie drehte sich um und sah ihre blonde Mähne an einem Tisch in der Mitte des Speisesaals. Die anderen zwölf Prinzessinnen saßen um sie herum. Selbst beim Abendessen sahen sie alle gleich aus – sie trugen Grau oder Rosa, und die offenen Haare fielen in lockeren Wellen über ihre Schultern. Sogar ihre Salate schienen farblich aufeinander abgestimmt – Blattsalat mit Oliven, Orangenscheiben und Kirschtomaten.
    Vanessa blickte zu ihren Freunden hinüber. Steffie hatte sich mit ihrem Tablett umgedreht und sah sie fragend an. Vanessa zuckte die Schultern, und ohne ein Wort ging sie mit hoch erhobenem Kopf zu dem Tisch mit den Prinzessinnen hinüber.
    Vanessa räusperte sich. »Kann ich mich

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