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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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gelungenen Tanz und die Komplimente von Josef sich in Nichts auflösten.
    »Hör nicht auf sie«, flüsterte Josef ihr ins Ohr.
    Vanessa fuhr zusammen. Sie hatte nicht gewusst, dass er so nahe bei ihr stand.
    Er sah, wie sie Anna nachschaute, als sie den Raum verließ. »Wenn du in der Nachmittagsprobe so tanzt wie jetzt gerade«, sagte er, »wird dich niemand mehr aufhalten können.«
    Vanessa hätte glücklich sein sollen, aber sie war es nicht. Die einzige Person, die sie gerne gesehen hätte, war nicht da gewesen. Siespürte Zeps Abwesenheit geradezu körperlich, als hätte sie ein Loch in ihrer Brust. Wo war er? Wieso war er nicht aufgetaucht? Sie ging zur Tür und merkte kaum, wie sich die anderen Mädchen an ihr vorbeischoben. Plötzlich rief jemand ihren Namen.
    »Vanessa.« Justin winkte sie zu sich heran. »Ich wollte dir sagen   … «
    Aber Vanessa hatte keine Kraft mehr. »Bitte nicht jetzt, Justin«, sagte sie, ehe er weiterreden konnte, und ging an ihm vorbei in den Flur.
    Am Abend war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, und als sie beim Essen Steffie und TJ traf, brauchte sie einen Moment, um zu begreifen, worüber sie sprachen.
    »Hast du was von Elly gehört?« TJ trug ihr Tablett zur Salatbar und tat sich ein bisschen auf. »Sie hat noch immer nicht geantwortet – auf keine einzige Nachricht von mir.«
    »Ach ja, Elly«, murmelte Vanessa.
    Sie hatte eigentlich vorgehabt, ihr einen Brief zu schreiben, und schon versucht, ihn im Kopf zu entwerfen, sie hatte jedoch noch nichts niedergeschrieben. Jedes Mal, wenn sie mit einem Blatt Papier dasaß, konnte sie nur noch an Margaret denken und daran, dass auch sie einen Brief verdient hätte. Aber wohin hätte sie den schicken sollen?
    »Als ob es zwei unterschiedliche Personen wären«, sagte TJ. »Die Elly, die ich kannte, hätte sich nie so verhalten. Sie hätte uns nicht hier sitzen lassen und uns gebeten, uns nicht bei ihr zu melden. Ich hätte große Lust, sie zu Hause zu besuchen und sie mal so richtig durchzuschütteln. Ich kapier das einfach nicht.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Vanessa, und ihre Gedanken glitten zu Zep, der auch zwei Persönlichkeiten zu haben schien – eine, die Vanessa vertraut war, und eine andere, die völlig fremd und unberechenbarwar. »Da denkt man, man kennt jemanden, und dann verändert er sich einfach. Er kommt nicht mehr vorbei, sagt einem nicht mehr, wo er hingeht, und man hat keinerlei Möglichkeit, herauszukriegen, warum das so ist oder was mit dieser Beziehung passiert ist.«
    »Ganz genau!«, sagte TJ.
    Vanessa hatte die Worte leidenschaftlicher ausgesprochen, als sie wollte, und Steffie schien verwirrt. »Hab ich hier irgendwas verpasst?«
    »Sie ist aufgebracht, weil ihr Freund nicht zu den Proben kommt«, sagte Justin hinter ihnen.
    Vanessa drehte sich um und sah ihn süffisant lächeln. »Er ist nicht mein Freund. Und du bist bloß die Zweitbesetzung.«
    »Das heißt nicht, dass ich nicht wüsste, was da drinnen vor sich geht«, entgegnete Justin.
    »Ach ja, denn das ist ja so ein großes Geheimnis«, bemerkte Vanessa sarkastisch.
    Justin schaute sie teilnahmsvoll an. »Vielleicht ist es das.«
    Vanessa wartete darauf, dass er lachte, aber das tat er nicht. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte sie schließlich. Sie gab Steffie und TJ ein Zeichen, und sie gingen zu den Tischen.
    Justin folgte ihnen weiterhin. Als sie einen freien Tisch fanden und sich hinsetzten, blieb er mit seinem Tablett in ihrer Nähe stehen. Vanessa schaute unwillkürlich auf seine ausgeprägte Armmuskulatur. Als er sich die Haare aus dem Gesicht schob, hob sich der Saum seines T-Shirts , und sie erhaschte einen Blick auf seine nackte Haut. Rasch schaute sie weg. Er beugte sich vor. »Ganz genau. So funktionieren Geheimnisse.«
    Der Probenraum im Balletttheater sah immer gleich aus – groß, ohne Spiegel, die Wände mit den verbrannten Stellen und dicken Verkrustungen von Ruß und schwarzer Asche. Vanessa wollte jemanden fragen,was da passiert war, aber die anderen Tänzer würdigten sie noch immer keines Blickes. Auf den Wänden zeichneten sich, wie mit Schablonen gemalt, die weißen Umrisse von Tänzerinnen ab. Es waren die einzigen Stellen, wo der Originalanstrich des Raumes noch erhalten war. Die Tänzerinnen umrahmten den Raum wie die Papiergirlande eines auseinandergefalteten Scherenschnitts – abgesehen davon, dass jede Tänzerin in einer unterschiedlichen Bewegung abgebildet war.
    An diesem Nachmittag

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