Dance of Shadows
fuhr ihre Handlinien nach. »Du solltest dich von ihm fernhalten.«
Vanessa krümmte bei seiner Berührung die Finger. »Warum?«
Zep zögerte mit seiner Antwort. »Er mag dich.«
Vanessa lachte. »Justin? Im Gegenteil, er kann mich nicht ausstehen. Wir sind praktisch Feinde.«
Doch Zep lächelte nicht. »Hast du nicht bemerkt, wie er dich ansieht? Ich will nicht, dass einer meinem Mädchen schöne Augen macht.«
»Deinem Mädchen schöne Augen macht?«, neckte ihn Vanessa, aber sie war auch geschmeichelt. Zep nickte und nahm ihre Hand fest in seine, und zusammen saßen sie noch lange im Speisesaal und flüsterten sich Zärtlichkeiten zu, bis ihr die Augen zufielen und sie an seiner Schulter einschlief.
Als sie aufwachte, trug er sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, ihr Kopf war an seine Brust gebettet.
Als sie vor ihrer Tür ankamen, setzte er sie ab und zog sie an sich. »Vanessa«, flüsterte er.
»Zep«, erwiderte sie und ließ seinen Namen auf der Zunge zergehen. »Zep.«
Seine Lippen berührten ihre. Sie waren weich und warm, und Vanessa spürte ihren salzigen Geschmack auf der Zunge, als er sie an sich drückte. Sie schmiegte sich an ihn, spürte, wie er seine Hände in ihrem Haar vergrub, als wollte er sie nie wieder loslassen. »Ich wünschte, ich müsste dir jetzt nicht Auf Wiedersehen sagen.« Seine Hand glitt an ihrem Rücken hinunter.
Vanessa wäre am liebsten ganz in seiner Umarmung aufgegangen, sie sehnte sich danach, dass er sie auf seine Arme hob und forttrug.»Dann sag eben nicht Auf Wiedersehen«, sagte sie lächelnd. »Sag einfach nur Gute Nacht.«
Als sie in ihrem Zimmer war, breitete sich ein glückseliges Lächeln über Vanessas Gesicht aus. Es war kein Traum! Zep war real. Sie beide waren real. So lange war sie sich nicht sicher gewesen. Seit sie mit den Proben für das Stück begonnen hatten – für diesen seltsamen, arrhythmischen Tanz, der ihr einfach nicht gelingen wollte –, hatte sie das Gefühl gehabt, dass Zep sich ihr entzog. Aber Zep war ihr Freund! Sie konnte diese Neuigkeit kaum für sich behalten, am liebsten hätte sie es aus dem Fenster herausgeschrien und all ihren Freunden und den Mädchen im Speisesaal brühwarm davon erzählt. Doch jetzt war es spät am Abend. TJ schlief tief und fest in ihrem zerwühlten Bettzeug. Ihre braunen Locken ergossen sich als wilde Mähne über ihr Kissen, und daneben lag ihr Geschichtsbuch. Am Schreibtisch brannte noch immer ihre Leselampe, und Vanessa schaltete sie aus.
Auf ihrem eigenen Bett lag eine Nachricht, auf eine herausgerissene Seite aus einem Notizblock geschrieben:
Wo warst Du? Wir vermissen Dich.
Bussi von TJ (und Steffie und Blaine)
PS: Weck mich, wenn Du zurückkommst, damit wir noch plaudern können.
Vanessa lächelte, als sie das las. Sie wollte schon auf Zehenspitzen zu TJs Bett hinübergehen, doch dann sah sie, dass ihr Handy auf ihrem Schreibtisch vibrierte, wo sie es vor der Probe liegen gelassen hatte. Sie hob es auf und sah, dass sie eine Nachricht auf ihrer Mailbox hatte.
»Hallo, mein Schatz, ich bin’s, Mom.« Die herzliche, aber schrille Stimme ihrer Mutter ließ Vanessa zusammenzucken, und sie hielt sich das Handy weg vom Ohr.
»Und daneben steht dein Dad«, hörte sie die Stimme ihres Vaters.
»Ich hoffe, du bist mit deinen Freunden ausgegangen und amüsierst dich. Ich wollte dir nur sagen, dass wir Karten für die Premiere eures
Feuervogels
gekauft haben«, sagte ihre Mutter.
»Und die waren gar nicht billig!«, warf ihr Vater scherzend ein.
Vanessa konnte buchstäblich sehen, wie ihre Mutter die Augen verdrehte und ihren Vater fortscheuchte. »Ansonsten wollten wir nur hören, ob alles gut läuft. Wir können es kaum erwarten, dich als Feuervogel tanzen zu sehen. Wir sind ungeheuer stolz auf dich, Vanessa.« Sie zögerte bei ihrem Namen, als hätte sie fast einen anderen gesagt.
Margaret.
Im Hintergrund rief ihr Vater noch etwas, das wie »Ich liebe dich« klang, aber es wurde von der Stimme ihrer Mutter übertönt, die ihr einschärfte, auf sich aufzupassen und vernünftig zu essen. Vanessa holte tief Luft, halb erleichtert darüber, dass sie den Anruf verpasst hatte. Gerade als sie die Nachricht löschen wollte, hörte sie ein leises Klopfen an der Tür.
»Zep?«, raunte Vanessa und blickte gebannt auf den Schatten zweier Füße im Spalt unter der Tür. Hastig stopfte sie ihre schmutzigen Kleider unter die Steppdecke, wuschelte sich das Haar zurecht und eilte zur Tür, doch als sie
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