Dancing Jax - 01 - Auftakt
finden.
»Ich glaub’s nicht!«, grummelte Martin, hob dann die Einzelteile seines Handys auf und versuchte, sie wieder zusammenzubauen. Doch es war hoffnungslos.
Völlig außer sich marschierte er zum Büro von Barry Milligan und klopfte lautstark an die Tür.
Die Stimme des Direktors schallte wie Donnergrollen aus dem Zimmer: »Wenn Sie zum Vorstand gehören, dann können Sie mich mal am A–«
»Ich bin’s – Martin!«
Barry wollte ihn gerade hereinbitten, doch der Mathematiklehrer war schon ins Büro gestürmt und kippte eine Handvoll kleiner Gläser auf den Schreibtisch.
»Was ist das denn?«, fragte Barry überrascht.
»Das ist der Grund für den ganzen Zirkus!«, rief Martin. »Eine Droge. Jeder Schüler aus meiner Neunten hatte so eine Dose.«
Barry nahm einen der kleinen Behälter und untersuchte ihn vorsichtig. »Bist du dir sicher?«
»Ich weiß nicht, was drin ist, aber es muss ein süchtig machendes Betäubungsmittel sein. Schau dir doch an, wie lethargisch die Kinder sind, sieh dir ihre Augen an – und ihre Lippen! Sie haben alle die gleiche Farbe. Und dann die beiden kleinen Kerle, die neulich Mrs Early angegriffen haben!«
Barry ließ sich auf seinen Stuhl sinken. »Aber das würde ja beinahe jeden einzelnen Schüler hier betreffen«, sagte er mit schockierter Stimme. »Woher haben sie diesen Dreck?«
»Von dem gleichen Mann, der auch Dancing Jacks auf dem Flohmarkt verkauft hat«, antwortete Martin. »Kein Wunder, dass wir geglaubt haben, dass diese Bücher damit zu tun haben. Dabei hat er die ganze Zeit über diesen Müll verhökert und aus unseren Kids Junkies gemacht.«
Barrys vom Rugby gezeichnetes Gesicht wurde hart. »Den knöpfe ich mir vor«, schwor er düster. »Heute mag mein letzter Tag hier sein, aber dem Drecksack zeige ich, wo’s langgeht! Auspeitschen ist noch zu gnädig für solche Kerle. Er kann nur hoffen, dass die Polizei ihn vor mir findet, denn ich werde ihm höchstpersönlich das Fell über die Ohren ziehen! Wenn es nach mir ginge, würde solcher Abschaum den Familien der Opfer überlassen werden – die dürften sich dann in einer Reihe aufstellen, mit Baseballschlägern im Anschlag.«
»Heutzutage steht das Gesetz auf der Seite der Verbrecher«, sagte Martin verbittert. »Wenn jemand bei dir einbricht und du ihn verprügelst, bist du der Gelackmeierte. Ich könnte dem Kerl, der Paul dieses Zeug gegeben hat, locker eine verpassen.«
»In was für einer verflucht kaputten Gesellschaft wir doch leben!«, brummelte Barry voller Abscheu. »Das reinste Irrenhaus. Zuerst dieses Ölen. Dann die Gewaltausbrüche und das Messer, dann die Katastrophe – und jetzt das. Was haben wir unseren Kindern nur angetan? Nichts von all dem haben sie verdient. Weißt du, ich wollte vorschlagen, dass wir eine ungenutzte Ecke vom Pausenhof in einen Erinnerungsgarten verwandeln – im Gedenken an diejenigen, die wir vergangenen Freitag verloren haben, mit irgendeiner Art von Gedenkstein mit all ihren Namen darauf.«
»Eine tolle Idee.«
»Tja, das musst du nun der neuen Direktorin vorschlagen. Der Vorstand weigert sich, meine Ideen anzuhören. Die Blumen und Kränze hätte man kompostieren können, um sie als Dünger zu verwenden. Sonst wird man damit vermutlich die Rosenbeete in irgendeinem Park düngen.«
Er griff zum Hörer und rief die Polizei.
Draußen auf dem Schulhof betrachteten die wenigen Kinder, die noch nicht betroffen waren, mit Unbehagen ihre früheren Freunde. Was war nur in sie gefahren? Sie waren so komisch und ganz anders als sonst. Die dicht beieinanderstehenden Gruppen waren inzwischen größer und der Singsang bestand nun aus einem ganzen Chor von Stimmen, die die Heiligen Worte verkündeten.
Die nicht befallenen Kinder waren so stark in der Unterzahl, dass sie sich ausgeschlossen fühlten. Und sie hatten Angst. Einige flehten in ihrer kindlichen Unschuld darum, das verwirrende neue Spiel mitspielen zu dürfen. Also zog man sie in die versammelten Gruppen hinein, sodass die Worte von Austerly Fellows auch sie in ihren Bann zogen.
Mehrere Kinder, die die Gefahr spürten, rannten Hilfe suchend zur Pausenaufsicht. Mrs Early und Miss Smyth nahmen allerdings keinerlei Notiz von ihren tränenreichen Bitten und blickten eiskalt weg, als ein Mob die glücklosen Jungen und Mädchen fortzerrte.
Verängstigte Schreie wurden laut. Einige Schüler wurden über den Hof oder außer Sichtweite, hinten auf dem Sportplatz, gejagt. Ganze Horden Infizierter verfolgten
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