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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Fantasymerchandising – die Modelle, die Figuren, die Requisiten – alles lag in Trümmern. Die wundervollen Gegenstände, die er jahrzehntelang nach und nach zusammengetragen hatte, waren völlig zerstört. Jedes einzelne Raumschiff war von der Decke gerissen und zertrampelt worden. Der lebensgroße Dalek war zerstückelt und die Uniformen der Sternenflotte in Fetzen geschnitten. Die Vitrinen waren alle leer und die Herr der Ringe -Büsten waren gegen die Wand geschleudert worden, sodass nur noch zahllose hässliche Scherben übrig waren. Hunderte von DVDs waren verbogen, zerkratzt oder entzweigebrochen und alles überdeckte eine dicke Schicht von blauem Lack, die das Trümmerfeld besudelte, von jedem Regal und Poster tropfte und dafür sorgte, dass alles endgültig ruiniert war.
    »Oh, Martin!«, schrie Carol entsetzt auf, als sie hinter ihm in den Raum stolperte. »Deine Sachen. Deine Sammlung!«
    Martin war zu geschockt, um etwas sagen zu können. Er fühlte sich, als wäre ein großer Teil von ihm gerade gestorben.
    »Es tut mir so leid«, sagte Carol und drückte seinen Arm. »Es tut mir so unendlich leid. Ich weiß, wie viel dir das alles bedeutet hat.«
    »Nein, weißt du nicht«, murmelte Martin. »Das wusste nur Paul.«
    »Ich kann nicht glauben, dass er zu so was fähig ist. Wirklich nicht.«
    »Sonst war niemand hier«, stellte er fest. »Das ist Pauls Werk.« Er wandte sich von der grässlichen Verwüstung ab und sah sie entgeistert und verwirrt an. »Wie hast du das verschlafen können?«, fragte er. »Wie?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich kann’s mir nicht erklären. Das alles ergibt keinen Sinn. Was passiert denn nur mit uns? Das alles ist völliger Irrsinn.«
    Sie betrachtete gebannt den Trümmerhaufen und hielt sich den Kopf. »Woher hat er überhaupt die Farbe?«
    »Venetian Crystal Blue«, wisperte Martin. »Damit wollten wir unsere Dr Who -Police-Box anmalen …« Er blickte sich in dem zerstörten Zimmer um und entdeckte die zersplitterten Überreste der Stufenlinse, die Paul auf eBay entdeckt hatte. Martin biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszuschreien – oder zu heulen. Im Moment war er sich nicht sicher, wonach ihm eher der Sinn stand.
    Carol wollte ihn in den Arm nehmen, aber sie hatte Angst, dass er sie wegstoßen würde. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte in den Raum hinein, um nachzusehen, ob sie vielleicht noch irgendetwas retten konnte – irgendwas. Aber es war aussichtslos. Dann fiel ihr Blick auf die leere Fläche hinter der offenen Tür. An der Wand stand eine Nachricht, ebenfalls in blauer Farbe.
     
    An Martin, den Abtrünnigen:
    Ich habe deine Schätze geraubt!
    Lache mir den Arsch ab!!!
    KB
     
    »Karobube«, erklärte Martin.
    »Das glaube ich einfach nicht«, murmelte Carol. »Ich habe dir gesagt, dass das heute nicht mein Sohn war.«
    »Mach dir doch nichts vor!«, fuhr Martin sie an. »Er ist nur eins von vielen durchgeknallten Kids. Aber diesmal ist er zu weit gegangen.« Er stürmte aus dem Zimmer und donnerte die Treppe hinunter.
    »Was hast du vor?«, rief sie ihm nach.
    »Die Polizei rufen. Was glaubst du denn?«
    »Ich glaube, du machst das Richtige«, sagte sie. »Und während du das tust …« Sie rannte los, um ihr Handy zu suchen und Paul anzurufen. Zu ihrer Überraschung nahm er ab.
    »Paul?«, rief sie. »Wo bist du? Was hast du gemacht?«
    »Hahahahahahahaha!«, hörte sie ihn brüllen. »Ich habe die Schätze geraubt – die Schätze geraubt!« Dann brach die Verbindung ab.
    »Paul?«, gellte sie. »Paul!« Sie wählte seine Nummer noch einmal, aber er war nicht mehr zu erreichen. Vermutlich hatte er sein Handy ausgeschaltet.
    Nachdem Martin mit der Polizei geredet hatte, hockte er stumm wie ein Fisch auf der Treppe und wartete. Carol saß derweilen auf dem Bett ihres Sohnes. Sie wusste nicht, wie sie Martin trösten konnte, und davon abgesehen war sie selbst außer sich vor Sorge. Ihre gesamte Welt versank im Chaos.
    Nach einer Weile tauchte Martin in der Tür auf. »Das Zeug da drinnen«, er nickte in Richtung seines Allerheiligsten. »Das ist nur Zeug, sonst nichts.«
    »Deine schönen Sachen –«, setzte sie an.
    »Genau – es waren nur Sachen. Doch Paul ist kein Gegenstand. Er ist verschwunden und steckt in Schwierigkeiten. Und er braucht uns – mehr als je zuvor.«
    Carol fing an zu weinen und schlang die Arme um ihn. »Himmel! Ich liebe dich, Martin!«, schluchzte sie.
    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.

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