Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
der Mathematiker vor.
    »Träume kann man nicht begreifen«, erklärte sie. »Sie ergeben keinen Sinn, aber sie sind nötig.« Damit griff sie in ihr Federmäppchen, nahm ein winziges Glasdöschen mit einer ekelhaft aussehenden Salbe heraus und rieb sich mit der Fingerspitze etwas davon auf die Lippen. Ein leichtes Schaudern durchfuhr sie. Dann schloss sie die Augen und nickte versonnen.
    »Was ist das?«, wollte Martin wissen.
    »Minchet«, erklärte einer der Jungen.
    Lächelnd öffnete das Mädchen wieder die Augen. Die Farbe ihrer Lippen wirkte jetzt noch seltsamer, irgendwie ausgebleicht. »Wenn wir wach sind, benutzen wir es, um zum Heiligen Magus und den Großen Vergnügungen zu fliegen. Aber hier, in diesem langweiligen Traum, behütet und nährt uns der Geschmack. Es hilft uns, die Banner von Mooncaster in unserer Erinnerung deutlicher zu sehen, solange wir nicht dort sein können.«
    Martin ging entschlossen auf sie zu und nahm ihr das Döschen ab. Argwöhnisch schnüffelte er an dem graugelben Inhalt. Er war völlig geruchlos.
    »Sie können es behalten, wenn Sie möchten«, sagte die Schülerin. »Ich habe noch mehr davon.«
    Der Mathematiklehrer schraubte den Verschluss zu. »Wer hat dieses Zeug sonst noch?«, rief er.
    Jede einzelne Hand schoss in die Höhe.
    »Verstehe – alles sofort zu mir auf den Schreibtisch!«
    Verwirrt sahen die Jugendlichen ihn an, aber gehorsam kamen sie zu seinem Pult und legten eine Dose nach der anderen dort ab.
    Wütend knirschte Martin mit den Zähnen und hätte am liebsten jeden dieser schmutzigen Töpfe in den Müll geschleudert. Er war außer sich vor Zorn – nicht wegen der Schüler, die begriffen bestimmt nicht einmal, was vor sich ging. Sie traf keine Schuld. Nein, auf sich selbst war er wütend, weil er die einzige offensichtliche und logische Antwort von Anfang an abgetan hatte, obwohl es ihm hätte klar sein müssen. Letzten Endes war es doch so simpel und schäbig – Drogen! Wie war er überhaupt auf die Idee gekommen, dass es einen anderen Grund geben könnte? Das also war die Ursache für dieses anormale Verhalten. Allerdings war die Größenordnung schwindelerregend. Jemand, und er hatte eine vage Ahnung, wer, hatte die gesamte Schule mit höchst wirkungsvollen Halluzinogenen versorgt – und Gott allein wusste, womit sonst noch! Der Gedanke ließ ihn schäumen. Fast glaubte Martin zu spüren, wie sein Blut zu brodeln begann.
    Die Jugendlichen widmeten sich wieder ihrer Arbeit und er wartete ungeduldig auf das Ende der Stunde.
    Als der Gong erschallte, scheuchte Martin die Schüler aus dem Klassenzimmer und packte mit vor Abscheu verzogener Miene alle Minchetgläser in seine Tasche. Auf dem Weg nach draußen überprüfte er sein Handy. Carol hatte ihm sieben unglückliche und dringliche SMS geschickt. Sofort rief er sie zurück und sie erklärte ihm, was Doktor Meadows gesagt hatte – und was danach geschehen war.
    »Ich weiß, dass sich das verrückt anhört«, zischte sie ins Telefon. »Aber Paul hat sich wie ein Besessener aufgeführt. Ich habe Angst, Martin.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Sitzt stumm auf seinem Bett und wiegt sich immerzu vor und zurück. Ich dringe nicht zu ihm durch. Kannst du nicht heimkommen? Ich will nicht allein mit ihm sein.«
    »Carol, er ist dein Sohn!«
    »Ist er das? Ich bin mir da nicht mehr so sicher.«
    »Red keinen Unsinn. Gerade eben habe ich herausgefunden, was hinter all dem steckt – und ich bin so was von wütend, ich kann’s dir gar nicht sagen! Ich werde jetzt mit Barry reden und dann die Polizei rufen.«
    »Bitte komm heim!«
    »Das geht nicht!«
    »Martin – bitte!«
    »Ich glaube, es wird Paul besser gehen, sobald die Wirkung nachlässt. Er soll sich einfach ausruhen. Und wir sehen uns dann später.«
    »Wenn was aufhört zu wirken?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen, aber schau mal in seinen Taschen nach, ob du irgendein kleines Döschen mit so einer komischer Pampe findest. Fass es nicht an. Nimm es ihm nur weg. Ich werde –«
    Ein Junge aus der Achten war blindlings in ihn hineingerannt. Das Handy flog aus Martins Hand und zerschellte auf dem Boden.
    »Hey!«, brüllte der Mathelehrer. »Jetzt schau dir an, was du angerichtet hast! Warum bitte rast du so durch die Gänge, Leo Henderson? Komm sofort hierher!«
    Doch der Junge dachte nicht daran, anzuhalten und sich zu entschuldigen. »Sie sind hinter mir her!«, schrie er und rannte weiter, in der Hoffnung, irgendwo ein Versteck zu

Weitere Kostenlose Bücher