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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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zur Schule?«, fragte Paul, als sie ins Auto stiegen.
    Carol fummelte nervös mit den Schlüsseln herum. »Ich finde, du solltest heute mal zu Hause bleiben.«
    »Ich finde, Paul sollte zur Schule gehen.« Er klang fest entschlossen.
    »Du bleibst zu Hause«, widersprach seine Mutter.
    Der Junge stierte sie wütend an. »Paul sollte Zeit mit seinen Freunden verbringen«, sagte er mit aller Deutlichkeit. »Paul sollte sich gemeinsam mit ihnen in die Bibliothek setzen, damit sie zusammen lesen können.«
    »Na, wenn das so ist, kannst du es erst recht vergessen. Ganz bestimmt werde ich dich nicht noch mehr von diesem Müll lesen lassen.« Carol ließ den Motor an und fuhr vom Parkplatz in Richtung ihres Zuhauses.
    Pauls Gesicht lief tiefrot an und er fing an, vor Wut und Enttäuschung förmlich zu beben. Plötzlich schrie er wie am Spieß und schlug auf Carol ein. Er zerrte am Lenkrad, während er gegen ihren Kopf hieb.
    Das Auto schlingerte quer über die Straße. Carol kreischte panisch auf. Dann fuhr der eine Vorderreifen auf die Bordsteinkante. Carol stieß ihren Sohn mit dem Ellbogen zurück auf seinen Sitz und trat die Bremse durch. Paul zog an seinem Gurt und rüttelte am Türöffner.
    »Die Kindersicherung ist drin!«, brüllte sie ihn an.
    »Lass mich raus! Lass mich raus!«, kreischte Paul ihr ins Ohr. »Lass mich raus – du böses Weib!«
    Entsetzt starrte Carol ihren Sohn an. Er hatte einen Anfall – es kam ihr vor, als säße sie neben einem tollwütigen Tier.
    »Du fährst mich jetzt sofort zu dieser Schule!«, verlangte er, während er mit den Füßen auf den Boden trampelte, auf dem Armaturenbrett herumhämmerte und mit seinem Kopf immer wieder gegen die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite schlug. »Bring mich hin, sofort!«
    »Wir fahren jetzt heim«, sagte Carol, die sich beherrschen musste, nicht die Nerven zu verlieren, und krampfhaft überlegte, wie sie ihn zur Vernunft bringen konnte. »Wenn du während der Fahrt noch einmal so etwas Dummes machst, kommst du niemals wieder zurück in deine Welt. Hast du mich verstanden?« 
    »Hätte ich meinen Dolch bei mir, würde ich ihn dir direkt ins Herz rammen!«, fauchte ihr Sohn sie an, verschränkte dann die Arme vor der Brust und starrte mit finsterem Blick zum Fenster hinaus. »Falls du eines hättest.«
    Während Carol noch mit den Tränen kämpfte, fuhr sie los. Jetzt wünschte sie doch, sie hätte sich von Ian dieses Beruhigungsmittel geben lassen.
    Als sie schließlich in ihre Einfahrt rollten und sich die Türen entriegelten, wollte Paul sofort das Weite suchen, doch Carol erwischte ihn und schubste ihn ins Haus.
    »Schurke!«, plärrte er los, während er an ihr zerrte und sie immer wieder boxte. »Du stehst im Dienste von Haxxentrot, der Hexe. Ich hasse dich! Ich hasse dich und deine ärmlich miefende Kloake!« Er spuckte sie an.
    Carol rutschte die Hand aus und sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige – der Junge schluchzte auf. Ein abgehackter Schrei kam über Carols Lippen. Noch nie hatte sie ihn geschlagen. Sie starrte auf den Abdruck auf seiner Wange, der zusehends röter wurde, und verabscheute sich zutiefst.
    »Dafür wirst du büßen, gemeines Weib!«, schwor er. »Das verspreche ich dir!«
    »Geh in dein Zimmer«, befahl sie ihm mit brüchiger Stimme. »Sofort.«
    Paul beäugte sie verächtlich. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte lautstark die Treppe hinauf in sein Zimmer. Als die Tür hinter ihm zufiel, glitt seine Mutter gegen das Treppengeländer und brach zusammen.

24
    Das Spiel Blindekuh erfreut sich bei Hofe großer Beliebtheit und gehört zu den liebsten Zeitvertreiben des Jockeys. Sieh nur, wie das Opfer in seiner Dunkelheit umhertappt, auf der Suche nach etwas Greifbarem, etwas, woran es sich festhalten und in seiner Tölpelhaftigkeit klammern kann. Zwickt es, pikst es, bringt es zum Quieken und Stolpern. Lasst es weiter im Dunkeln tappen und führt es an der Nase herum – auf dass es sich immer weiter im Kreise drehe.
     
    Als Martin Baxter an diesem Morgen durch das Tor auf das Schulgelände ging, staunte er erneut über die Massen an Blumenbergen, Kränzen und knuddeligem Spielzeug, die im Laufe der Woche sogar noch angewachsen waren. War die Katastrophe tatsächlich erst eine Woche her? Es kam ihm viel länger vor.
    Ein beißender, widerlich süßlicher Verwesungsgeruch erfüllte die Luft. Wenn man die Erinnerungen an verflossene Liebeleien in einem Duft zusammenfassen könnte, dann wäre es dieser.

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