Dancing Jax - 01 - Auftakt
sie, brachten sie zu Fall und zwangen sie, zuzuhören und bekehrt zu werden.
Mrs Early nahm ein kleines Gläschen aus ihrer Tasche und schmierte sich den Lippenbalsam mit der komischen Farbe auf den Mund. Dann lächelte sie Miss Smyth auf der anderen Seite des Pausenhofs zu, die dasselbe tat.
Als der Gong zur nächsten Stunde schlug, war in der ganzen Schule kein Kind mehr übrig, das den Ismus nicht für ihrer aller Herr hielt.
Bevor die Polizei kam, versammelte Barry alle Lehrer zu einer hastigen Besprechung und zeigte ihnen die konfiszierten Minchetdosen. Er trug ihnen auf, sie den Schülern abzunehmen. Viele der Lehrer waren geschockt, als man ihnen offenbarte, dass die komplette Schule von der widerlichen Substanz abhängig war, doch einige – diejenigen, die Dancing Jacks gelesen hatten – hatten Mühe, ihr Lächeln zu verbergen, weil sie wussten, wie falsch Barry und Martin lagen.
Als die Polizei eintraf, ließ Barry sich von dem Umstand, dass es dieselben beiden Officer waren, die vergangenen Freitag die Prügelei auf dem Fußballfeld geschlichtet hatten, nicht stören. Die selbstgerechte Polizistin, die ihm vor sieben Tagen das Messer präsentiert hatte, hörte seinen Ausführungen kommentarlos zu, trotzdem wusste er genau, was sie dachte. Wer weiß, vielleicht hatten sie und die ganzen Schmierblätter ja recht und er war tatsächlich eine Schande für alle Lehrer. Wie sonst hatten diese Dinge an seiner Schule passieren können?
Die Beamten füllten ganze Seiten mit Notizen. Dann ließ Barry sie mit mehreren Schülern aus verschiedenen Altersstufen sprechen, damit sie sich selbst ein Bild machen konnten. Als die beiden Polizisten schließlich wieder in Barrys Büro kamen, waren sie sich einig, dass mit diesen Kindern definitiv irgendetwas nicht stimmte, nur konnten sie mit den Symptomen nichts anfangen. Wenn ihr Zustand tatsächlich auf Drogen zurückzuführen war, dann handelte es sich um etwas, was ihnen bisher noch nie begegnet war. Andererseits schossen auf der Straße neue Arten von Suchtmitteln wie Pilze aus dem Boden. Vielleicht hatten sie es schon wieder mit einem neuen Gebräu zu tun. Sie würden die Behälter mitnehmen, um den Inhalt analysieren zu lassen. Wenn es sich als illegale Substanz herausstellte, dann würden sie umgehend handeln und jedes der Kinder würde sich medizinisch untersuchen lassen müssen. Danach würde man sie angemessen therapieren.
»Was für eine beschissene Schweinerei«, murrte Barry.
»Allerdings, Sir«, sagte die Polizistin mit tadelndem Unterton. »Und dieser Mr Ismus ist also derjenige, den Sie für den verantwortlichen Dealer halten?«
Barry nickte. »Das glaubt zumindest mein Fachbetreuer für Mathematik. Ist wohl irgend so ein Hippie-Motorradrocker-Typ. Agiert von einem alten klapprigen VW-Campingbus aus, wie Mr Baxter erzählt hat.«
»Wenn er noch in der Gegend ist, sollte er nicht allzu schwer zu finden sein«, meinte die Polizistin. »Wir melden uns, sobald wir etwas herausgefunden haben.«
»Ab heute Nachmittag bin ich nicht mehr da«, teilte Barry ihr mit. »Ich verlasse die Schule. Nächste Woche übernimmt eine neue Direktorin.«
Die Frau starrte ihn mit steinerner Miene an. »Die einzig richtige Entscheidung, wenn Sie mich fragen«, machte sie ihrer Meinung Luft. »Sie haben diesen Kindern gegenüber eine Aufsichtspflicht und Sie haben sie kläglich im Stich gelassen. Wenn ich Kinder hätte, würde ich sie hier nicht zur Schule gehen lassen. Sie sollten sich schämen, Mr Milligan.«
Barry zuckte zusammen. Ihre verletzenden Worte hatten ihr Ziel nicht verfehlt. »War’s das?«, fragte er.
Die Officer gingen. Wieder allein in seinem Büro, fing Barry an, die Fotos von den Wänden zu nehmen und seinen Schreibtisch auszuräumen.
Der Rest des Tages verlief ereignislos. Barry patrouillierte durch die Flure wie der Kapitän eines Schiffes, der ein letztes Mal die Decks und Gangways inspiziert, bevor er sein letztes Lebewohl spricht. Eine gespenstische Stille lag über der Schule. Obwohl die Klassenzimmer alle voller Schüler waren, hörte man keinen Ton – in Grabesstille lösten sie ihre Aufgaben. Die Lehrer, die wie Martin nicht infiziert waren, konnten beim besten Willen nicht begreifen, wie eine Droge diese Wirkung haben konnte – sie fanden die Stille bedrückend und die Schüler gruselig.
Während der letzten Pause machte Barry sich auf die Suche nach Martin und erklärte ihm, was die Polizei zu sagen gehabt hatte.
»Ich habe
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