Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
Vom Netzwerk:
Stofffetzen aufgenäht waren, die Farbkleckse darstellen sollten. Martin hatte ihn noch nie gesehen, der Fünfte allerdings war ihm sehr wohl bekannt. Es war der Ismus.
    Noch nie hatte der Mathematiklehrer einen solchen Moriskentanz gesehen. Jeder Tänzer hielt einen langen Stab in den Händen und immer wieder ließen sie diese brutal gegeneinanderkrachen. Es hatte mehr Ähnlichkeit mit einer Kampfsportart. Martin zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Stäbe gegeneinanderschlugen und Holzsplitter in die Menge der Umstehenden flogen. Eine der Damen handelte sich einen Schnitt an der Wange ein, sodass sich eine rote Spur durch das Make-up schlängelte. Die Moriskentänzer schrien und brüllten sich an, während ihre Bewegungen immer wilder und ungehemmter wurden. Sie sprangen über die heransausenden Stäbe hinweg, duckten sich, dann machten sie mit ohrenbetäubenden Schreien einen Satz und tauschten die Positionen. Es war ein sorgfältig eingeübtes und atemberaubend barbarisches Schauspiel. Ein einziger Fehler und es würde zerbrochene Knochen und eingeschlagene Schädel geben.
    Dem Ismus hätte Martin ein solches Missgeschick nur allzu gern gegönnt. Er hob den Blick und schaute über die Köpfe des Publikums hinweg zum gegenüberliegenden Teil des Hofs. Dort ragte der größte der Bunker in den Morgenhimmel hinauf. Auf sein Betondach war ein gewaltiger Thron aus Gusseisen geschraubt – die Metallskulptur, die Martin von der Straße aus gesehen hatte. Es war ein unheilvolles, hässliches Gebilde, von dem Martin den Blick rasch wieder abwandte. Stattdessen überflog er die Gesichter der Menschen ringsum. Die meisten kauten etwas von den Früchten, die sie auf dem Markt gekauft hatten, und hatten frisch verschmierte, widerlich glänzende Lippen. Wo war Paul?
    Just in diesem Moment verstummte die Musik mit einem dumpfen Knall. Die Moriskentänzer stampften noch einmal auf und verbeugten sich dann voreinander. Die Zuschauer applaudierten, bevor auch sie mucksmäuschenstill wurden. Alle wandten sich dem gegenüberliegenden Ende des Hofs zu. Etwas kam auf sie zu. Die Leute traten zur Seite, um Platz zu machen, und eine grausige Kreatur tänzelte in die Mitte. Es war die plumpe Darstellung eines Pferdeskeletts: Auf einem Gestell aus geflochtenen Weidenzweigen, über das man ein ausgefranstes Hemd mit aufgemalten Rippenknochen geworfen hatte, um den Führer der Konstruktion im Innern zu verbergen, saß ein abscheulicher, aus Holz geschnitzter Kopf.
    »Oss, Oss, Oss!«, tönte es aus den Kehlen der Umstehenden, die im Takt in die Hände klatschten. »Oss, Oss, Oss!«
    Das Geschöpf stolzierte an den Zuschauern vorbei und schnappte nach kreischenden Opfern. Nach einer Runde hielt es nahe den Tänzern an und deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an. Die Zuschauer konnten vor erwartungsvoller Erregung kaum mehr an sich halten. Die Show war noch nicht vorbei.
    Martin trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er konnte Paul nirgends sehen. Wie lange würde er noch warten müssen, bis das hier endlich vorbei war?
    Ein Feuerschwall verbannte die Überlegung aus seinem Kopf. Schreie der Bewunderung und gespielten Angst wurden laut, dann trottete eine zweite bizarre Konstruktion in die Mitte.
    »Scorch, Scorch, Scorch!«, riefen alle.
    Es war ein Drache, auf die gleiche Art gebaut wie das Pferd.
    Dieser hier war jedoch etwas kunstvoller hergestellt. Der Hals war länger und an seinem Hinterteil saß ein peitschender gabelförmiger Schwanz. Seinen Leib bedeckten grüne Stoffschuppen und der Kopf war detailliert ausgearbeitet. Der Kiefer des Drachen bewegte sich nicht, dafür klemmte ein biegsames Metallrohr dazwischen.
    Der Drache hob den Kopf in die Höhe und stieß erneut einen Feuerstrahl aus, der in hohem Bogen über den Zuschauern erstrahlte. Das Gleiche wiederholte er noch ein paarmal. Plötzlich hielt er vor Martin inne und den Mann überlief ein ängstlicher Schauder. Fast schon rechnete er damit, dass der Drache ihn mit seinem Feuer bespucken würde. Doch nein, die aufgemalten Augen der Kreatur wandten sich wieder ab und schließlich kam sie vor dem alten Oss zum Stehen. Die beiden begrüßten sich mit einem kleinen Tänzchen, dann betrat eine dritte Gestalt den Kreis.
    Sofort stimmte die Menge ein lautes Buhen und Gezeter an. Fäuste wurden hochgereckt und wütendes Gegröle war zu hören.
    Martin riss die Augen auf, angesichts dieser neuen Konstruktion. Es war das Bildnis eines in Lumpen gekleideten Mannes mit einem langen

Weitere Kostenlose Bücher