Dancing Jax - 01 - Auftakt
hoch. »Ich bin hier, Mylord.«
»Hast du geholt, was ich dir aufgetragen habe?«
»Ich habe es bei mir, Mylord«, antwortete Manda gehorsam.
Shiela bemühte sich, den Kopf zu drehen, doch Miller hielt sie wie in einem Schraubstock, so konnte sie nicht sehen, was die Frau dem Ismus gegeben hatte. Im nächsten Augenblick wandte sich der Ismus ihr zu.
»Die Herzkönigin war in meinem Gewächshaus, meine schöne Labella«, erzählte er. »Und sieh nur, was sie im Geheimen Garten geerntet hat.«
Er hob etwas hoch, damit sie es sehen konnte, und Shiela fing an, wie am Spieß zu brüllen. Als sie jedoch begriff, was er vorhatte, schloss sie den Mund schnell wieder.
Der Heilige Magus hielt eine hässliche, beinahe durchscheinende Frucht in der Hand. Ein wenig ähnelte sie einem kleinen Kürbis, nur hatte die wachsartige Haut eine widerwärtige gelbgraue Farbe. Das Gewächs war weich und überreif und gab unter seinem Griff nach. An mehreren Stellen war die Oberfläche bereits aufgeplatzt, sodass der Saft heraustropfte.
Soweit es ihr möglich war, schüttelte Shiela den Kopf, und mit Blicken flehte sie den Ismus an, sie zu verschonen.
»Du musst den Saft der Minchetfrucht kosten«, bestimmte er mit ruhiger Entschlossenheit. »Es gibt keinen Ausweg.« Damit zerquetschte er die eklige Frucht in der Faust und einige Spritzer der süßlich riechenden Flüssigkeit ergossen sich auf Shielas fest verschlossene Lippen. Der Ismus warf dem zweiten Harlekin einen Blick zu, woraufhin der Mann, der früher einmal Tommo gewesen war, Shiela die Nase zupresste.
Fast zwei Minuten lang hielt sie die Luft an und betete im Stillen, dass jemand kommen möge, um sie zu retten.
In der Zwischenzeit hatten sich alle anderen ebenfalls auf dem Dach eingefunden. Die Pikkönigin beobachtete das Geschehen hinter ihrem aufgeklappten Fächer, um zu verbergen, welch boshaftes Vergnügen ihr Labellas Qualen bereiteten.
Der Limner legte den Kopf schief und stellte sich vor, welch eindrucksvolles Gemälde diese Szene abgeben würde. Er prägte sich Verschiedenes ein, um es später auf Leinwand malen zu können.
Der Jangler schlug beim Zusehen aufgeregt die Fingerknöchel aneinander. Mr Fellows hatte vorausgesehen, dass es einige geben würde, die der Macht der Heiligen Schrift widerstehen würden. Er hatte vorhergesagt, dass es auch Anomalien geben würde, auf die der gesegnete Text keine Wirkung hätte, daher war schon vor langer Zeit das erforderliche Heilmittel erdacht worden.
Verbrauchte Luft entwich Shielas Lippen, während ihre Lungen kurz davor waren zu bersten. In der kleinen Saftlache, die sich in den Falten ihres fest zusammengekniffenen Mundes gesammelt hatte, stiegen kleine Bläschen auf. Dann, endlich, war es vorbei und sie schnappte heftig nach Luft. Im selben Moment, als sie frischen Atem schöpfte, rann der ausgequetschte faserige Fruchtsaft zwischen ihre Zähne. Shiela musste würgen und spuckte das Zeug aus. Verängstigt, anklagend und verletzt starrte sie den Ismus an – blickte in dieses Gesicht, das sie einst geliebt hatte.
Der Saft schmeckte bitter und prickelte auf ihrer Zunge. Es war, als hätte man ihr eine Handvoll Brennnesseln in den Mund gestopft. Egal, wie sehr sie es versuchte, sie wurde diesen stinkenden, scharfen Geschmack nicht los. Langsam bahnte sich die Bitterkeit einen Weg ihre Kehle hinab, brannte in ihrem Hals und drang beißend in ihre Adern ein.
Da gab der Ismus den Harlekinen einen Wink, sie loszulassen.
Shiela stolperte einige Schritte von ihnen fort und wischte sich die Lippen angewidert an ihrem Ärmel ab. Und dann geschah es.
Die anderen sahen fasziniert zu, als jegliche Wut aus ihrem Gesicht wich und durch etwas völlig anderes ersetzt wurde.
Vergnügt gluckste die Herzkönigin, als sie beobachtete, wie die junge Frau die Hand des Ismus ergriff- die Hand, die kurz zuvor die Minchetfrucht zerdrückt hatte und noch immer nass war von der tropfenden Flüssigkeit. Gierig leckte Shiela sie ab, schlürfte den Saft von seinen Fingern. Nachdem sie alles abgeschleckt hatte, warf sie sich schließlich wie ein Tier zu Boden und raffte die Überreste zusammen, die sie ausgespuckt hatte, um sie an ihre durstigen Lippen zu pressen.
Der Heilige Magus wischte sich die Hände an seinem T-Shirt ab. »Nun, Labella«, sprach er sie an, »hast du eine Verabredung mit der Heiligen Schrift.«
Nachdem Lady Labella die letzten Tropfen der klebrigen Rückstände aufgesaugt und sich die eigenen Finger trocken geküsst
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