Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
hinter sich und warteten darauf, dass die Riesenkatzen angreifen würden. Die neun Ungeheuer sprangen auf sie zu und ein erbitterter Kampf begann. Krallen zerfetzten Stoff und Fleisch, Feuer sauste geschwind in tollen Bögen umher und versengte Fell, während die Kinder weinten.
Plötzlich erschallte hoch oben die Stimme des Ismus und verkündete Worte der Hoffnung, während er über den Gipfel flog. »Haltet aus, meine sanften Lämmer! Verzweifelt nicht! Errettung naht!«
Ein Donnern ließ den Hügel erbeben. Die monströsen Katzen verharrten und blickten neugierig durch ihre Mandelaugen den Hang hinunter. Mit einem furchtlosen Schrei kam der Kreuzbube auf Ironheart, dem letzten der unzähmbaren Rösser, durch den Bannkreis aus Schwefelschwaden geritten. Hinter ihm galoppierten abgesandte Ritter aller vier Königshäuser. Bald schon erschauderte der Berg unter gellendem Jaulen, als die Pferde sich ins Schlachtgewühl stürzten und die Katzen die scharfen Kanten des Mooncaster-Stahls zu spüren bekamen. Ironheart stieg auf die Hinterläufe und zermalmte einen der gigantischen Köpfe unter seinen Hufen, zerdrückte ihn wie eine überreife Zwetschge im Gras. Schwerter schnitten tief in zähe grüne Sehnen. Zweifache Schwänze wurden abgehackt und blieben wie sich windende pelzige Schlangen am Boden liegen. Die Katzen fauchten und brüllten, doch es gab kein Entrinnen. Eine warf sich in das tosende Feuer, um dem schrecklichen Zorn des Kreuzbuben zu entgehen, und die restlichen Ungeheuer wurden von den Dorfbewohnern mit lodernden Fackeln direkt in die Ziellinie der herabsausenden Schwerter getrieben.
Oben am Himmel funkelte der Ismus Haxxentrot böse hinterher. Die Hexe hatte beschlossen, die Flucht zu ergreifen, und flog davon. Mit Zauberstab und Schild im Anschlag nahm der Heilige Magus die Verfolgung durch die Lüfte auf.
Smaragdgrüne Stichflammen und purpurne Blitze zuckten zwischen den Sternen am Himmel hin und her, als der magische Zweikampf entbrannte.
Unten im Dorf rannten Tully und die anderen atemlos und von Grauen gepackt die Straße entlang.
»Kommt mit zu uns!«, drängte Rufus. »Bei euch ist niemand zu Hause, aber unser Großvater ist daheim. Dort sind wir alle sicherer.«
Als sie durch die tiefen Schatten eilten, hieß sie einzig der Krawall von Meisterin Sarahs Gänsen willkommen, der laut durch die schmale Durchgangsstraße hallte. Selbst ihr Gackern klang schrill und seltsam. Noch nie zuvor war den Kindern ihr Dorf so finster und bedrohlich vorgekommen. Eine feindselige Atmosphäre hielt die Nacht in ihrem Griff und in jeder Ecke schienen boshafte Augen zu lauern. Die Kinder wünschten sich, in den kleinen Fenstern den Schein von fröhlich prasselnden Feuern zu sehen, damit sich der schwere Stein von ihren Herzen hob, doch jedes Heim war verlassen und die Fensterläden waren verschlossen. Umso dankbarer waren sie, ihre Rübenjacks bei sich zu haben.
Vor Aufregung und Angst bemerkten sie kaum den Gestank, der den Verschlag von Billy mit dem Jaucheatem einhüllte. Doch als sie an dem Häuschen von Meisterin Sarah vorbeihuschten, wurde ihnen schlagartig bewusst, dass die Gänse verstummt waren.
Die Kinder hielten mitten im Laufen inne. Diese Vögel waren besser als Wachhunde. Wann immer sie Schritte auf der Straße hörten, veranstalteten sie einen Mordsradau. Warum waren sie jetzt so still?
Tully warf seinem Bruder einen nervösen Blick zu. Etwas stimmte ganz und gar nicht.
»Alle in unser Haus, schnell!«, wisperte Rufus und schob sie in Richtung ihrer Kate.
»Aber die Gänse«, entgegnete Tully. »Wir müssen nach dem Rechten sehen!«
»Nein!«, befahl Rufus. »Hier entlang, sofort!«
Tullys Neugierde war stärker als seine Angst. »Bin gleich wieder da«, versprach er. »Außerdem wird Pog mich beschützen.« Bevor sein Bruder ihn packen konnte, flitzte Tully schon in die Gasse zurück.
Die sechs Gänse von Meisterin Sarah waren im Garten hinter dem Haus eingepfercht. Ein Weidenzaun, durch den sich allmählich verwelkende Kapuzinerkresse wand, hielt sie davon ab, ins Dorf zu watscheln und nach den Vorbeikommenden zu schnappen.
Tully rannte zu dem kleinen Zaun, hielt Pog in die Höhe und spähte darüber. Das Kerzenlicht der Rübenlaterne erfüllte den Garten, und was der Junge darin sah, ließ ihm vor Grauen den Atem stocken.
Alle sechs Gänse waren tot. Ihre weißen Körper lagen achtlos auf dem Boden verstreut. Ungestüm war der Angriff gewesen. In der schneeweißen Brust jedes
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