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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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Tieres prangte ein blutiges Loch.
    Und der Mörder war noch hier.
    Eine hochgewachsene Gestalt, gekleidet in eine schäbige, zerfetzte Robe und dreckverschmierte Sandalen, kauerte über dem letzten der erschlafften Vögel – und riss ihm gerade das Herz heraus. Als sie Pogs Licht bemerkte und Tullys erstickten Schrei hörte, fuhr die Gestalt in die Höhe.
    Es war ein Mann – nein, ein wilder, brutaler Abklatsch von einem Mann. Sein schwarzes Haar war lang, schmutzig und verfilzt und sein hageres Gesicht voller Dreck. Sein strähniger Bart war fettig und verknotet und seine roten, blutbenetzten Lippen öffneten sich zu einem abstoßenden, tierischen Knurren, als er seine schwarzen und abgebrochenen Zähne zeigte. Unter dicken Brauen, die ihm bis auf die dünne Hakennase wuchsen, saßen zwei funkelnde braune Augen, die beinahe aus ihren Höhlen traten.
    Es war der fleischgewordene Albtraum, den jeder im Königreich, selbst Haxxentrot, mehr als alles andere fürchtete. Es war der Böse Hirte.
    Tully stand da, wie mit dem Boden verwachsen. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Unfähig, sich zu rühren, starrte er den großen, in Fetzen gehüllten Mann mit offenem Mund an.
    Der Böse Hirte verzog die abscheulichen Lippen vor den gefletschten Zähnen zu einem breiten, höhnischen Grinsen und die abartige Boshaftigkeit in seinen Augen loderte noch heftiger. Das Gänseherz flutschte aus seinen Fingern und mit einem wahnsinnigen Kreischen stürzte er sich auf den Jungen.
    Die blutigen Finger krallten sich um Tullys Hals, während der böse Hirte den Weidenzaun niedertrampelte. Frohlockend schüttelte er den kleinen Jungen und presste ihm brutal die Luft ab. Dann zerrte er ihn aus der Gasse. Pog purzelte zu Boden und kullerte über das Gras.
    Wie ein Berserker stürzte der Böse Hirte auf die Straße und die übrigen Kinder begannen zu schreien. Rufus wollte seinem Bruder zu Hilfe eilen, doch der Unhold hob Tully wie einen Sack Äpfel über den Kopf, um ihn gegen die nächstbeste Mauer zu schleudern und ihm das Hirn aus dem Schädel zu schlagen.
    »Bitte!«, flehte Rufus und trat schnell wieder zurück. »Tut ihm nichts. Wir geben Euch alles, was Ihr wollt. Nur bitte tut ihm nicht weh!«
    Der Böse Hirte schnauzte eine unverständliche Antwort.
    »Wir … wir haben kein Geld«, stammelte Rufus. »Aber wir haben Essen. Wollt Ihr etwas zu essen? Bitte lasst meinen Bruder hinunter!«
    Knurrend verzog der Mann das hässliche Gesicht zu einer Fratze und stieß ein grauenhaftes Gellen aus. Dann wirbelte er Tully herum, packte ihn an den Knöcheln und rannte johlend auf eine Wand zu.
    »Neeeeeeein!«, heulte Rufus. »Hilfe! Hilft uns denn keiner?«
    Da stürmte plötzlich einer der zahllosen Schatten, die die nächtliche Straße erfüllten, los und rammte den Bösen Hirten von der Seite. Der Wahnsinnige wurde von der völlig unerwarteten Wucht zu Boden gerissen. Tully wurde ihm aus den Händen geschleudert und blieb japsend auf dem Rücken liegen.
    Einen Moment lang waren Rufus und die anderen zu verdutzt, um zu reagieren. Sprachlos starrten sie den Bösen Hirten an. Er krabbelte auf den Knien, ebenso erschrocken und fassungslos wie die Kinder. Über ihm stand der dreidimensionale Fleck aus Finsternis, der entfernt die Umrisse eines Menschen hatte, jedoch verschwommen und unklar war. Er holte aus und trat den Unhold schwungvoll in den Magen.
    Der Böse Hirte jaulte auf und wollte sich aufrappeln, doch ein zweiter Tritt schickte ihn erneut in den Dreck. Dann rannte der unheimliche lebende Schatten zu einem Holzstapel und griff nach einem der schweren Scheite. Damit bewaffnet, zielte er. Doch die Geißel Mooncasters war bereits auf den Beinen und gewappnet. Mit kräftigen Händen packte der Böse Hirte die Waffe, riss den Schatten herum und schubste ihn erbarmungslos gegen eine Tür. Das Holz ächzte unter dem mächtigen Schlag und der Schatten stöhnte vor Schmerz. Doch dann sammelte er neue Kräfte, entriss den Knüppel den blutigen Fingern und benutzte ihn, um den Bösewicht über die Straße zu jagen.
    Es war ein erbitterter Kampf. Der Böse Hirte wurde von den prasselnden Schlägen des geheimnisvollen Schattens immer weiter in die Enge getrieben, bis er in einer Ecke festsaß.
    Rufus nutzte die Gelegenheit, eilte zu seinem Bruder und stellte schnell sicher, dass mit ihm alles in Ordnung war. Tully war benommen und bange. Tränen standen ihm in den Augen und an seinem Hals tauchten schon die ersten unansehnlichen blauen Flecke auf.

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