Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Dorf. Er konnte schneller pflügen als zwei Ochsen und schüttelte die Eicheln direkt vom Baum.
»Rauch kann mich nicht schrecken«, sagte er.
Rhoswen, seine zarte kleine Frau, schlang die Arme um ihn. »Das ist Hexenwerk!«, rief sie. »Geh nicht in diese faule Brühe. Bleib hier, ich flehe dich an!«
Ihr Mann nahm ihr tränenüberströmtes Gesicht in seine großen Hände und beugte sich zu ihr, um ihre Stirn zu küssen. Dann straffte er die mächtigen Schultern und schritt auf die wabernde Nebelwand zu. Der widerliche Dunst wickelte sich um ihn und im Nu war er nicht mehr zu sehen.
Voller Sorge warteten die Dorfbewohner, während Rhoswen die Hände rang.
Plötzlich hörte man aus dem Rauch den schreckerfüllten Schrei eines Mannes und kurz darauf kam Wulfhand wieder hervorgestolpert. Hoch oben ertönte das schrille Keckem von Haxxentrot.
Die Dorfleute versammelten sich um den Steinmetz, der schlotterte und schwitzte.
»Geht nicht hinein!«, rief er. »Geht nicht –«
»Was hast du gesehen?«, fragte seine Frau flehend.
Wulfhand warf einen Blick zurück auf die zähe Masse und erschauderte. »Dort sind … Dort wachsen … Dinge. Dort wogen Schatten«, stammelte der Mann. »Geschöpfe mit bösen Augen.«
»Schaut!«, schrie Aiken. »Dort im Rauch zeichnen sich Umrisse ab.«
Dunkle Silhouetten strichen in den Schwefelschwaden umher. Neun Stück zählten die entgeisterten Dörfler, so groß wie Stiere. Jede der Formen hatte zwei lange sich windende Schwänze und ihre Augen leuchteten wie Binsenlichter. Während sie im Rauch lauerten, umkreisten sie langsam den Berg und schlugen ein Heulen und Wimmern an.
»Was sind das für Wesen?«, riefen die Dorfbewohner ängstlich und wichen immer weiter zurück, den Hang hinauf.
Dann rauschte Haxxentrot auf sie herab. Die Zinken ihrer Heugabel durchstießen den Nebel und sie rief ihren neu erschaffenen Dienern kichernd zu: »Geht, meine Lieblinge! Die Mäuse sind zum Jagen da. Quält und verschlingt sie! Tötet sie alle!«
Eine Pfote, so groß wie ein Huf, tauchte aus dem gelben Nebel auf. Dann noch eine, gefolgt von einem monströsen Kopf. Es war eine abstoßend hässliche riesige Katze, gehüllt in zotteliges dunkelgrünes Fell. Geifernd betrat sie das Gras, während ihre beiden Schwänze hin und her zuckten. Von allen Seiten näherten sich weitere Albtraumwesen.
Die Dorfbewohner schluchzten vor Verzweiflung. Sie waren einfache Bauern ohne Schwerter oder Speere, mit denen sie sich hätten verteidigen können. Ihre Langbogen hatten sie in ihren Häusern gelassen. Alles, was sie bei sich trugen, waren kurze Messer, doch die würden gegen derartige Schrecken nichts ausrichten.
»Zum Scheiterhaufen!«, rief Aiken. »Zieht euch brennende Äste heraus! Bewaffnet euch mit Feuer. Das ist unsere einzige Hoffnung.«
Unter großem Wehklagen und Geschrei rannten sie den Hügel hinauf.
Die grünen Katzen tappten derweil mit den Pfoten über den begrasten Boden, fuhren die Krallen aus, zogen sie wieder ein und zerfetzten die Wiese voll Vorfreude auf die zartere, saftigere Beute. Dann senkten sie die großen Köpfe und kauerten sich hin, sodass ihre Schulterblätter wie zwei scharfe Kanten hervortraten. Der Klang ihres gemeinen, gierigen Schnurrens war die reinste Folter. Sie gewährten ihrer davonwuselnden Beute einen Vorsprung, um die Jagd noch reizvoller zu machen. Kurz darauf legten sie die Ohren an und nahmen die Verfolgung auf.
Haxxentrot bog sich vor teuflischem Gelächter. Aus luftiger Höhe beobachtete sie, wie die zu Tode verängstigten Menschen auf das Lagerfeuer zuliefen. Der Koboldjunge hinter ihr kicherte schadenfroh. Dann riss Jub die Augen auf und deutete über das Land und die strohgedeckten Dächer auf die hohen weißen Mauern des Schlosses. Pferde verließen das Gemäuer und galoppierten über die Zugbrücke. Das helle Funkeln von erhobenen Schwertern und Rittern in glänzender Rüstung, angeführt vom Kreuzbuben, waren zu sehen. Der sprechende Fuchs hatte es geschafft!
Jub zupfte seine Gebieterin am Gewand, die dem unwillkommenen Anblick eine knöcherne Faust entgegenhielt und vor Wut schäumte. Im nächsten Augenblick wich ihr Verdruss Verblüffung, als Jub erschrocken aufquiekte. Über den Rittern flog der Ismus, in der rechten Hand einen Zauberstab mit silberner Spitze und in der Linken den sagenumwobenen Moonschild.
Auf dem Hügel hatten die Dörfler inzwischen das Feuer erreicht und schwangen nun brennende Holzscheite. Sie schoben ihre Kinder
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