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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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war Unverwundbarkeit die Kraft, die am längsten brauchte, um sich voll zu entfalten.
    Die Menschenmenge flippte inzwischen völlig aus. Hätten die Schwarzgesichtigen Damen sie nicht abgehalten, wären die Leute auf die Bühne gestürmt. Auch die Buben und Damen wollten aufspringen und den Ismus begrüßen, doch die Harlekin-Priester schüttelten den Kopf und bedeuteten ihnen, sitzen zu bleiben. Unter dem Getöse und Applaus der Masse schnallten die Priester den Ismus von den Gurten los und gaben dem Piloten dann ein Zeichen, woraufhin der Helikopter fortflog. Nachdem der Lärm der Rotorblätter verklungen war, wandte sich der Heilige Magus an seine treue Herde.
    »Gesegnet seien alle, die innerhalb der dreizehn Hügel weilen!«, verkündete er, was noch mehr Applaus erntete. »Alle, die treu die Rückkehr des Prinzen der Dämmerung erwarten. Alle, die heute hier versammelt sind, um die Heilige Schrift aus der Feder von Austerly Fellows – dem Visionär, der den Weg nach Mooncaster bereitet hat! – zu feiern und zu genießen!«
    Tommy und Rupesh hielten sich die Ohren zu – das Jubelgeschrei war lauter als der Hubschrauber vorhin.
    Doch als der Ismus auffordernd die Hand hob, verstummten die Umstehenden sofort. Einzig das Singen der Vögel war im Camp noch zu hören. Als der Heilige Magus in die erwartungsvollen, bewundernden Gesichter blickte, wirkte er äußerst zufrieden. Mehr als sechshundert Menschen hatten sich eingefunden.
    Während alle gespannt die Luft anhielten, kippte Alasdair einen Becher Wein hinunter – diesmal würde schon keiner was hineingemischt haben. Alasdair konnte sich nicht im Ansatz ausmalen, was dieser Russel-Brand-Klon auf der Bühne vorhatte, und ehrlich gesagt, hatte er von diesem Affentheater sowieso die Nase gestrichen voll.
    »Der Moment, die Tore Mooncasters für diese armen, ausgestoßenen Kinder zu öffnen, ist endlich gekommen.« In der Stimme des Ismus lag absolute Autorität. »Heute sollen sie in die Hallen des Weißen Schlosses eingelassen werden und den leeren Thron im Prunksaal andächtig bestaunen. Es ist meine heilige Pflicht und mein Privileg, diese Einladung auszusprechen, die vom Prinzen der Dämmerung höchstselbst stammt!«
    Die Menge riss im Kollektiv die Münder auf und gab einen staunenden Laut von sich. Was für eine überwältigende Offenbarung! Die Harlekin-Priester fielen ehrfürchtig auf die Knie, Jangler nahm die Brille ab und beugte anbetungsvoll das Haupt.
    »Ich bringe euch das Wort«, rief der Ismus. »Und das Wort ist: Willkommen!« Er gab denjenigen, die vor der Bühne standen, einen Wink, damit sie eine Schneise freigaben, und sie teilten sich wie das Rote Meer.
    »Die leidenden Kinder sollen zu mir kommen«, befahl er.
    Jody, Christina, Lee, Maggie und die anderen wurden bestimmt, wenn auch behutsam auf das Podium zugeschoben. Als man alle einunddreißig zusammengetrieben hatte, wandte sich der Ismus wie ein liebevoller Vater an sie.
    »Viel zu lange schon habt ihr gelitten, wart einsam und verlassen, gefangen im Fegefeuer dieses grauen Traums. Nun sollt ihr den Segen und die Billigung erfahren, nach der ihr euch verzehrt habt. Wacht auf in eurem wahren Leben und lobpreist Ihn, der zurückkehren muss! Selbst jetzt streckt Er euch die Hand entgegen, um euch heimzuholen. Folgt Seinem Ruf.« Er ließ die ausgestreckten Arme sinken, schloss die Augen und murmelte kaum hörbare fremdartige Worte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und ein Beben erfasste seinen Körper. Schmerz verzerrte die Miene des Ismus zu einer Grimasse und er biss die Zähne zusammen.
    Neugierig betrachtete Alasdair ihn. Was zog der Irre nun wieder ab?
    Die Schwarzgesichtigen Damen wirkten beunruhigt. Die Harlekin-Priester hatten die Hände zum Gebet gefaltet. Die Menge hielt den Atem an. Etwas Monumentales würde gleich geschehen.
    »Beginnt die Lesung!«, ordnete der Ismus gepresst an.
    Am hinteren Ende der Bühne nahmen Chorsänger ihre Bücher zur Hand und trugen die angewiesenen Kapitel vor: »Es war die Nacht der Vollkommenen Finsternis, der Hexenabend, wenn die unreinen Mächte den Höhepunkt ihrer Kraft erlangen und das Böse die schlafenden Knochen weckt.«
    Jody schaute sich um. Alle nickten rhythmisch und waren bereits wieder im Bann des Buches, zurück in der fantastischen Welt, von der sie abhängig waren. Als sie zum Ismus sah, stelle sie erschrocken fest, dass er sich veränderte. Sein Gesicht war totenbleich und er schlotterte unkontrolliert. Seine Augen waren

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