Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
schweigend und teilnahmslos die Harlekin-Priester und die drei Schwarzgesichtigen Damen. Überall wimmelte es außerdem von Paparazzi und Nachrichtenteams.
Darunter waren auch Kate Kryzewski und ihr Kameramann Sam. Oberhalb der Hüfte trug die Reporterin eine hellblaue Bluse und einen schicken dunkelblauen Blazer, doch darunter, wo die Kamera es nicht mehr aufzeichnen würde, steckte sie in einem zerlumpten Rock, der aus verschiedenen zusammengenähten Stofffetzen bestand, und war barfuß. An ihrem Gürtel baumelte ein Tamburin, auf dessen Trommelfell ein menschliches Ohr aufgemalt war. Hin und wieder berührte Kate es, um sicherzugehen, dass es noch da war. Wenn der Jockey ihr lästig werden sollte, würde sie es ihm direkt unter die Nase halten, kräftig schütteln und ihn davonjagen. Bisher war er ihr aus dem Weg gegangen, nur einmal hatte sie einen Blick auf ihn erhascht, als er in der Menge umherhopste, um den Maibaum tanzte und dabei die Bänder verhedderte, sodass ein heilloses Durcheinander entstand. Für seine Verhältnisse war das ein ziemlich harmloser Unsinn.
Kate und Sam hatten gestern Bildmaterial gesammelt, das Gold wert war. Die kranken Kinder im Great-Ormond-Street-Krankenhaus hatten ihnen erzählt, wie gesund und glücklich sie in Mooncaster waren. Ein kleiner Junge im Rollstuhl erklärte unter Tränen, dass er dort rennen und spielen konnte und gar nicht verstand, warum er immer wieder in diesen schrecklichen Traum zurückkehren musste.
Heute wollte Kate die Abtrünnlinge interviewen und herausfinden, wie das Wochenende für sie bisher verlaufen war. Leider waren diejenigen, auf die sie traf, nicht sonderlich kooperativ, und ihre Aussagen würde Kate nicht für ihren Bericht verwenden können:
»Die reinste Zeitverschwendung«, murmelte Jody ins Mikrofon. »Genauso wie Sie. Wie sehr haben Sie sich eigentlich gewehrt, bevor die Sie umgekrempelt haben? So viel zu den Versprechungen, die Sie uns im Bus gemacht haben. Sie haben auf ganzer Linie versagt. Übrigens sehen Sie in dem Fummel total bescheuert aus. Was soll das darstellen – Aschenputtel meets Zauberlehrling?«
»Nehmen Sie das Ding aus meinem Gesicht!«, keifte Lee und schubste die Kamera weg.
»Wissen Sie, dass der alte Knacker uns gestern Abend Drogen in die Getränke gemischt hat?«, brüllte Alasdair in die Linse. »Ich traue hier nicht mal mehr dem Essen über den Weg. Weiß der Himmel, was der Kerl noch macht – jeden Morgen wachen wir mit blauen Flecken auf. Was halten Sie davon, hm? Was werden Sie jetzt unternehmen?«
»Ich will einfach nur weg aus diesem Dreckloch«, jammerte Marcus.
Kate und Sam bahnten sich einen Weg durch die Tänzer und Pantomimen, vorbei an den Stelzenläufern und den Männern im Drachenkostüm, die Butanflammen über die Köpfe der Anwesenden spuckten.
Trotz Janglers Aufruf hatten die meisten Kinder keine Lust, ihre Kostüme zu tragen, und diejenigen, die es doch taten, kombinierten sie mit ihren normalen Klamotten. Spencer zum Beispiel hatte die weite graue Hose gegen seine Jeans eingetauscht, aber sein Wams angezogen. Die Krönung seines Outfits war der Stetson, was alles in allem für eine reichlich ungewöhnliche Zusammenstellung sorgte.
»Äh … gestern war wirklich cool«, murmelte er schüchtern. »Endlich durfte ich mal auf einem Pferd reiten. Allein deshalb hat sich das Wochenende schon gelohnt. Ich schau mal, ob ich heute vielleicht eins der Pferde hier ausprobieren darf. Ich würde so gern nach Amerika. Das ist mein Traum.«
Als Nächstes kamen Tommy und Rupesh dran. Die zwei hatten sich im Laufe der vergangenen Tage angefreundet.
»Wir hatten Angst vor dem Werwolf«, erzählte Rupesh zögerlich, während Tommy ihm etwas ins Ohr flüsterte. »Aber die anderen Spiele, die wir gestern gespielt haben, die haben Spaß gemacht. Den Drachen da drüben mögen wir nicht.«
»Das Essen hier ist wirklich gut«, sagte Maggie und zwang sich, fröhlich zu wirken. »Außerdem gibt es Tonnen davon. Ich würde hier sofort einziehen. Na ja, wenn ein gewisser Jemand nicht da wäre.«
Zuletzt interviewten Kate und Sam Charm. Das Model aus Bolton hatte sich heute besonders viel Mühe mit ihrem Äußeren gegeben. Ihr Make-up war tadellos und die rosa Accessoires, mit denen sie ihr mittelalterliches Gewand aufgepeppt hatte, passten perfekt zu ihrer Handtasche. Den ganzen Morgen über hatte sie geprobt, was sie sagen würde, fest entschlossen, alle anderen in den Schatten zu stellen und maximale Sendezeit
Weitere Kostenlose Bücher