Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
hinter den zusammengezogenen Brauen kaum mehr auszumachen und sein Haar war schweißgetränkt, als würde er all seine Kraft aufbieten, um eine gewaltige Macht zu beschwören.
Jody legte den Arm um Christina und zog die Kleine an sich. Die Sache gefiel ihr kein bisschen.
»Dreizehn Lampen müssen entlang der Grenzsteine entzündet werden«, rezitierte der Chor, der ebenfalls vor und zurück wogte, »um die Unholde, die jenseits hausen, in dieser, der trügerischsten Nacht des Jahres im Zaum zu halten. Niemals lasst die Lichter erlöschen! Sperrt die fremden Schemen, die das Dorf umschleichen, aus. Nimm dich in Acht, Mooncot, nimm dich in Acht!«
Das warme Licht der Frühlingssonne wurde schwächer, Farben und Helligkeit strömten aus der Welt. Das Blau des Himmels wurde zu einem kränklichen, düsteren Schiefergrau und die Schatten wurden immer schwärzer. Ein eisiger Winterhauch legte sich über das Camp.
Tommy und Rupesh klammerten sich aneinander. Marcus verstand nicht, was vor sich ging, doch es fühlte sich falsch an. Es war unheimlich. Er zitterte, teils wegen der plötzlichen, unnatürlichen Kälte, teils vor Angst. Furcht kroch in alle Herzen – abgesehen von einem.
Charm konnte sich vor Aufregung kaum zusammenreißen. Sie spürte, wie sich die feinen Härchen auf ihrem Rücken aufstellten und eine Gänsehaut ihre aufgesprühte Bräune unterwanderte. Endlich passierte es! Schon bald würde sie im Weißen Schloss als Prinzessin oder Adelsdame erwachen! Charm wollte die Augen schließen, um sie in Mooncaster wieder zu öffnen, da bemerkte sie eine schwarze Rauchsäule aus dem Kragen des Ismus aufsteigen.
»He!«, schrie sie panisch. »Er brennt! Er brennt!«
Entgeistert beobachteten die Kinder, wie ölige Wolken aus dem Rücken seiner Jacke quollen. Dann züngelten freche Flammen den Nacken hinauf.
»Macht doch jemand was!«, brüllte Charm die Schwarzgesichtigen Damen an.
Doch sie hörten sie nicht. Sie waren blind. Sie waren Welten entfernt, in Mooncaster.
»Hilfe!«, kreischte Charm.
Die Priester hatten sich zu Boden geworfen und die Buben und Damen wiegten sich auf ihren Sitzen vor und zurück, während der Chor weiterlas.
Charm schnappte sich den nächstbesten Bierkrug und eilte auf die Bühne zu, um das Feuer zu löschen, doch Lee hielt sie zurück.
»Lass das. Misch dich in diese kranke Scheiße lieber nicht ein. Die Show hat eben erst angefangen.«
Der Ismus stieß einen durchdringenden Schmerzensschrei aus. Seine Knie knickten ein, trotzdem stand er noch. Im nächsten Moment ging seine Jacke vollständig in Flammen auf. Das Leder brannte wie Zunder und wurde innerhalb von Sekunden zu Asche. Wild schlug der Ismus mit den Armen und riss sich die Reste des Kleidungsstücks vom Leib.
Das Feuer, das auf dem Rücken des Ismus tobte, schrumpfte und seine gequälten Schreie wurden zu einem triumphierenden lauten Krächzen. Er riss die Augen auf und grinste in die bestürzten jungen Gesichter, die ihn ungläubig anstarrten. Als er herumwirbelte, stockte den Abtrünnlingen der Atem.
Auf seinem Rücken zeichnete sich ein leuchtendes Muster aus intensivem Licht ab, das seine Haut wie flüssige Lava durchzog. Mystische Symbole und Worte einer uralten Sprache bedeckten seine Schultern, flossen seine Wirbelsäule hinab und schlängelten sich um seine Arme. Es war der lebende Pakt, den er vor Monaten in Felixstowe geschlossen hatte, indem er das Große Martyrium durchlitten und sich auf den eisernen Thron, gefüllt mit glühend heißen Kohlen, gesetzt hatte.
»Der Weg steht offen!«, frohlockte er.
Als er die Arme hob, erwachte das Feuer erneut zum Leben und züngelte seine Haut empor. Dann, zur Fassungslosigkeit der jungen Zuschauer, schwebte der Ismus in die Höhe. Diesmal halfen dabei kein Gurt, kein Seil und kein Helikopter. Der Ismus erhob sich völlig ohne fremdes Zutun. Er glitt über die Köpfe seiner Leibwächter hinweg und segelte über die nach oben starrenden Gesichter der Kinder.
»Guter Gott«, murmelte Lee.
»Das … ist nicht in … möglich!«, stotterte Marcus. »Das muss ein Trick sein!«
»Unmöglich«, wisperte Alasdair. »Verflucht noch mal unmöglich!«
»Hab euch ja gesagt, dass es wahr ist«, quiekte Charm und klatschte in die Hände. »Meine Ma würde mich nie anlügen! Das ist ja so cool, absolut abgefahren genial! Ja! Ja! Ja!«
»Das ist cool«, pflichtete Tommy bei.
»Ja«, meinte Rupesh und staunte den schwebenden Mann an. »Und auch gruselig.«
»Eine lebende
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