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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte. Der Schildkröte schien es gut zu gehen, aber die Fische wurden von den Waschbären gefressen. Alle paar Tage war wieder einer verschwunden, und manchmal fand er unter der Hecke einen Schwanz oder ein, zwei Flossen. Dann fuhr er los und kaufte sich einen neuen Fisch. Er hatte schon überlegt, sich nachts am offenen Fenster mit dem Luftgewehr auf die Lauer zu legen und die verfluchten Waschbären auf frischer Tat zu ertappen. Dass er diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht zog, beunruhigte ihn selbst. Schließlich waren es bloß Tiere. Wer menschliche Begriffe wie Rache auf sie anwandte, war auf dem besten Weg, den Verstand zu verlieren. Und das Thema wollte er lieber gar nicht erst vertiefen. Es wäre besser gewesen, er hätte den verdammten Tümpel nie angelegt. Eigentlich sollte er der Entspannung dienen, dabei brauchte Spandau ihn bloß anzusehen, um auf die Palme zu gehen.
    Er fuhr den BMW in die Einfahrt, stieg aus, öffnete das klapprige Tor der Doppelgarage und parkte die Limousine neben seinem Pick-up, einem originalgetreu restaurierten 1958er Chevy Apache Short Bed, den er sehr viel lieber gefahren wäre als den angeberischen BMW. Aber so sahen nun mal die Wagen aus, die Coren für seine Mitarbeiter leaste. Seine Argumentation lautete, dass BMWs in L. A. so alltäglich waren, dass sie nicht weiter auffielen, aber auch hip genug, dass sich seine Leute damit in ihr berufliches Umfeld fügten. Für Spandau waren sie nur stickige Teutonenschlitten, in denen er nicht rauchen durfte.
    Spandau hatte selbst deutsche Wurzeln, und es war durchaus möglich, dass ihn der Wagen - dunkel, kalt, seelenlos - an seinen Vater erinnerte, einen Metzger aus Düsseldorf, der kurz nach dem Krieg herübergekommen war. Der hatte ihn regelmäßig mit einem breiten Militärgürtel durchgeprügelt, vermutlich eine romantische Reminiszenz an seine Wehrmachtszeit. Als Spandau ihn einmal fragte, ob er ein Nazi gewesen sei, fing er sich eine Ohrfeige ein, dass er quer durchs Zimmer flog. In der Metzgerei hackte der alte Mann den ganzen Tag wütend auf tote Tiere ein, als ob sie Juden, Schwule oder Zigeuner wären, und wenn er abends nach Hause kam, trank er Schnaps und terrorisierte Frau und Kinder. Seine Tochter Katarina, zwei Jahre jünger als David, schlug er nie, sondern traktierte sie lediglich mit Beschimpfungen. Seine deutschen Gene, die ihm verboten, eine Frau zu schlagen, erlaubten es ihm aber anscheinend, sie in ein emotionales Wrack zu verwandeln. Wann immer jemand den BMW »als schönes Beispiel deutscher Ingenieurskunst« pries, erinnerte sich Spandau an die brutale Effizienz, die sein Vater gegenüber Fleisch und Menschen an den Tag gelegt hatte. Doch letzten Endes führte auch dieser Gedankengang bloß in den Wahnsinn. Letzten Endes war auch der BMW bloß ein Auto.
    Spandau, der unterwegs noch beim Supermarkt vorbeigefahren war, balancierte die Tüte mit seinen Einkäufen in der Armbeuge, während er die Garage wieder zumachte. Von neumodischem Schnickschnack wie elektronischen Toröffnern hielt er nichts. Es war ein heißer Tag, und unter dem dünnen Armani-Jackett war sein Hemdrücken durchgeschwitzt. Als er ins Haus kam, atmete er auf. Es war kühl und dunkel, die Jalousien heruntergelassen, die Klimaanlage lief. Er genoss die Ruhe und das Alleinsein, die Geborgenheit. Auch wenn er Dee vermisste, tat es ihm gut, dass er mit niemandem reden musste, wenn er nach Hause kam, und dass er die Welt draußen vor der Tür lassen konnte.
    Delia hatte ihn vor einem Jahr verlassen. Die Scheidung war, soweit man davon reden konnte, in aller Freundschaft über die Bühne gegangen, in gegenseitigem Einvernehmen. Dass es so enden würde, war beiden schon lange klar gewesen. Ihre Ehe hatte wunderbar funktioniert, solange er noch Stuntman war. Für diese Tätigkeit hatte sie Verständnis, weil ihr Vater in derselben Branche arbeitete. Doch dann erwischte Spandau eine Pechsträhne, zu viele Knochenbrüche in einem Jahr und zum krönenden Abschluss auch noch ein Kinnhaken für den Produzenten.
    Eine gebrochene Hüfte und ein gebrochenes Schlüsselbein in einem Zeitraum von zehn Monaten waren schlimm genug, aber dann verlor Spandau eines Tages auch noch auf dem Set die Beherrschung und verpasste einem Schlipsträger einen trockenen Haken direkt auf die Kinnspitze. Der Büroheini ruinierte sich mehrere teure Zahnkronen und schaltete seinen Anwalt ein. Der Anwalt drohte mit einer Klage gegen den Stuntkoordinator Beau McCauley, Besitzer

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