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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war und Spandau endlich dazu kam, ihre Eheprobleme systematisch und in aller Ruhe für sich aufzuarbeiten, dämmerte ihm die Antwort.
    Der entscheidende Hinweis war von Dee selbst gekommen, schon ganz am Anfang ihrer Beziehung, als Spandau ihr von seinem Vater erzählt hatte. Von den Schlägen, den Beleidigungen, von seiner Kälte und Brutalität. Dass seine Schwester, seine Mutter und er deswegen ganz eng zusammengerückt waren. Dass diese Nähe, die ihnen half, die tagtäglichen Grausamkeiten zu überstehen, jeden anderen ausschloss und sie von Freunden und Vertrauten isolierte.
    Damals hatte David begriffen, dass es möglich war, stumm dabeizustehen, während ein geliebter Mensch gequält wurde, weil man den Lauf der Welt nun mal nicht aufhalten konnte. Man fand sich ab, ließ den Schmerz und die Demütigung wie einen kalten Wind über sich ergehen, um die Zärtlichkeit, die man verbergen musste, später umso deutlicher zu zeigen.
    Spandau hatte sich nichts dabei gedacht, als er es ihr erzählte. Es war ihm lediglich peinlich, dass er aus einer solchen Familie kam und einen solchen Vater hatte. Dee standen Tränen in den Augen. Spandau zog sie damit auf, aber er wusste wirklich und wahrhaftig nicht, womit er sie zu Tränen gerührt hatte.
    Und genau das, sagte Dee, sei der Grund, warum sie weine. Dass er keine Ahnung habe, wie tragisch es sei.
    Tragisch, so hatte sie es ausgedrückt. Dee hatte eine chaotische, aber liebevolle Kindheit erlebt. Abgesehen davon, dass Beau sich hin und wieder mit seinen Jungs die Hucke vollsoff, war er ein vorbildlicher Ehemann und Vater. Seine beiden Söhne und seine Tochter vergötterten ihn ebenso wie er sie. Natürlich konnte er auch laut werden, aber nie beleidigend, und er hatte sie nicht ein einziges Mal geschlagen. Dee war so behütet aufgewachsen, dass ihr erst auf dem College klar wurde, was für ein Privileg das war.
    Sie dankte David, dass er es ihr erzählt hatte, und sagte, nun begreife sie einiges besser.
    Was denn zum Beispiel?, fragte Spandau.
    Dass du dich so abkapselst, wenn du dich bedroht fühlst, antwortete Dee. Dass du deine Stacheln aufstellst wie ein Igel.
    David verstand kein Wort von dem, was sie sagte. Und Dee wollte nicht mehr darüber reden.
    Die Schwachstelle ihrer Ehe waren die unterschiedlichen Vorstellungen von Familie und Verantwortungsgefühl. Dee hatte als junger Mensch Liebe, Vertrauen und Loyalität im Übermaß erfahren und gelebt. Für Spandau war das Leben wie eine Ruderpartie in einem sehr kleinen Boot. Man war entweder mit an Bord, oder man war nicht mit an Bord.
    Wer nicht mit an Bord war, musste selber zusehen, wie lange er sich über Wasser halten konnte. Er liebte seine Mutter, seine Schwester, er liebte Dee und Beau. Eine kleine Crew für eine kleine Jacht. Der Rest der Welt ging ihn nichts an. Die, die einem am nächsten standen, verteidigte man wie ein Tiger, die anderen konnten einem gestohlen bleiben. Mitleid konnte man sich nicht leisten.
    War seine Ehe deswegen in die Brüche gegangen? Er hielt es durchaus für möglich.
    Das Ende war wohl vorhersehbar gewesen, so deutlich auf der Hand liegend wie der Unterschied zwischen glücklichen und unglücklichen Familien. Sie traten der Welt anders gegenüber, vielleicht liebten sie sogar anders. Für Spandau war die Welt etwas, dem man misstraute, mit Ausnahme derer, die sich bewährt hatten und einem nahestanden. Für Dee war die Welt etwas, dem man mit offenen Armen begegnete.
    Das Tragische daran war, dass Spandau sie genau deshalb liebte. Weil sie so anders war als er.
    Spandau verstand, dass er gehofft hatte, Dee würde einen besseren Menschen aus ihm machen. Einen Menschen, der ihr ähnlicher war. Doch er war der Gleiche geblieben. Sosehr sie einander auch geliebt hatten und immer noch liebten, sie hatte ihn nicht geändert. Er war nicht fähig, sich zu ändern. Deshalb hatte sie ihn verlassen, und deshalb verstand er sich so gut auf die Kunst des Verrats.
    Sie waren fünf Jahre verheiratet gewesen. Dee war Lehrerin und unterrichtete eine zweite Klasse im Valley. Es gab Momente, ja Tage unendlichen Glücks. Doch dieses Glück war für Spandau immer auch mit Schuldgefühlen behaftet und mit der Angst, dass es nicht halten konnte, dass - zumindest er - es nicht verdient hatte.
    Es war nie eine schlimme, wenn auch manchmal eine schwierige Ehe gewesen. Zu Beginn ihres vierten Jahres war Beau gestorben. Herzinfarkt mit siebzig. Beau McCauley war kerngesund und schien unverwüstlich. Ein

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