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Arbeitshemd und ein Paar alte Stiefel. Es war, als ob er eine falsche Haut abstreifte und seine wahre Haut überzog. Gleich fühlte er sich wie befreit. Der Apache, den er seit Wochen nicht mehr gefahren hatte, sprang nach wenigen Versuchen an. Spandau setzte rückwärts aus der Garage und blieb noch ein paar Minuten in der Einfahrt stehen, um das Gefühl auszukosten, endlich wieder in seinem Schmuckstück zu sitzen. Er hatte den Pick-up original restauriert, bis hin zur babyblauen und weißen Lackierung und dem funktionierenden AM-Radio. Mit seinem Dreiganggetriebe und den sechs Zylindern war er kein Flitzer, sondern fuhr sich wie das Nutzfahrzeug, das er war. Auf der Sitzbank neben Spandau lagen ein ramponierter Stetson und eine Baseballkappe mit einem Werbeslogan für das Red Pecker Bar & Grill. Er setzte die Kappe auf.
Jetzt war er endgültig zu Hause.
Die McCauley-Ranch lag zehn Kilometer hinter Ojai an einer kurvigen, staubigen Straße, die sich zwischen den Hügeln hindurchschlängelte. Beau McCauley hatte die zwanzig Hektar Land vor vierzig Jahren gekauft, kurz nach seiner Heirat mit Mary und dem Beginn seiner Karriere als einer der besten Stuntmen der Branche. Beau traute dem Filmgeld nicht und setzte lieber auf die Quarterhorse-Zucht. Obwohl er Pferde für die dümmsten Geschöpfe unter Gottes Himmel hielt, waren sie ihm allemal lieber als die meisten Menschen. Da sowohl Beau als auch Mary einen gesunden Geschäftssinn besaßen, dauerte es nicht lange, bis sie das Land abbezahlt hatten. Beau war und blieb als Stuntkoordinator gefragt und gründete seine eigene Firma. Die Ranch florierte. Nach Beaus Tod beschloss Mary, sie weiterzubetreiben. Nötig hatte sie es nicht. Sie hätte den größten Teil des Grundbesitzes verkaufen können und nie wieder arbeiten müssen. Aber Untätigkeit war Marys Sache nicht. Sie züchtete nach wie vor Pferde, auch wenn sie es, weil sie doch schon auf die siebzig zuging, inzwischen ein bisschen ruhiger angehen ließ. Sie führte die Ranch zusammen mit dem Mexikaner Carlos sowie dessen Frau und Sohn. Der Sohn war zwanzig und zog am Wochenende gern durch die Kneipen, war aber ansonsten eine gute Kraft.
Spandau liebte die Ranch, sie war für ihn wie ein zweites Zuhause. Hinter einer Kuppe breitete sie sich flach unter ihm aus. An die Hügelflanke geschmiegt, wand sich eine Schotterstraße nach unten. Weil die Ranch einen eigenen Bach besaß, stand das zweistöckige weiße Holzhaus wie in einer grünen Oase in der ansonsten braunen Landschaft. Da waren die Nebengebäude, die Scheune, Ställe und Pferche und das Häuschen, in dem Carlos wohnte. Ein paar Pferde wanderten über die Weide. Es gab nicht mehr viele, gerade genug, um noch von einer echten »Working Ranch« reden zu können. Der Verkauf der Pferde deckte kaum Carlos' Lohn ab. Aber eine Ranch ohne Pferde war eine tote Ranch, ein nutzloses Stück Land, wie Mary sagte, und solange die Ranch am Leben gehalten wurde, lebte auch ein Teil von Beau weiter.
Spandau fragte sich, was wohl aus der Ranch werden würde, wenn es Mary eines Tages nicht mehr gab. So gern sich Dee hier aufhielt, war sie doch mit Leib und Seele Lehrerin und keine Rancherin. Ihre Brüder waren solche Stadtgewächse geworden, dass sie nichts mehr hierher zurückzog. Der Wert des Landes hatte sich im Laufe der Jahre verzehnfacht, und der Verkaufsdruck auf Mary wuchs. Zehn Jahre nach ihrem Tod würde aus der Ranch ein Vorort geworden sein, voll mit Schuhschachtelhäuschen, Kabelfernsehtürmen und anderen Insignien des American Dream. Und damit wäre dann auch ein Teil von Spandau für immer verloren. Es lohnte sich nicht, sein Herz an etwas zu hängen, was einem nicht gehörte, was man nicht besaß. Aber er konnte sich nicht dagegen wehren.
Carlos machte seinem Sohn auf Spanisch die Hölle heiß, als Spandau hinter dem Haus anhielt. Der Junge ließ die von heftigem Gefuchtel begleitete Gardinenpredigt mit gesenktem Kopf über sich ergehen. Carlos sah kurz zu Spandau hinüber, winkte ihm lächelnd zu und zeterte weiter. Sein Sohn warf Spandau stumm einen mürrischen Blick zu, dann ließ er den Kopf wieder hängen. Er hatte ein Veilchen. Der Junge schien von jeher eine Abneigung gegen alles und jeden zu haben, und Spandau hatte von jeher eine Abneigung gegen den Jungen.
Nachdem Spandau an das Fliegengitter der Küchentür geklopft hatte, sah er Mary schon herbeieilen. Mary McCauley war eine kleine drahtige Frau, die noch immer wie Myrna Loy aussah, die
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