DanDep-StaderVer
Richie sich eine eigene Hausmacht aufbauen will, um Locatelli herauszufordern?«
»Nie im Leben. Für die Mafia ist Sal Locatelli der Mann, dem L. A. gehört, mit Haut und Haaren und allem Drum und Dran. An Sal traut sich doch noch nicht mal das FBI ran. Die haben eine scheiß Angst davor, was sie womöglich finden, wenn sie zu tief graben. Die stillschweigende Übereinkunft sah immer so aus, dass Sal tun und lassen kann, was er will, solange er es unauffällig macht und keinen Staub aufwirbelt. Diese Liga ist für Richie um Klassen zu hoch.«
»Wieso?«
»Weil er nicht zur Familie gehört und nie die volle Unterstützung der Mafia bekommen wird. Für die ist er bloß eine Randfigur, jemand, den sie benutzen können. Locatelli dagegen hat das Familienunternehmen geerbt. In den Vierzigern, Fünfzigern und Sechzigern war sein alter Herr der Boss der Bosse, wie eine Figur aus einem Mario-Puzo-Roman.«
»Und was will Richie dann?«
»Richie hat sich den Hollywoodvirus eingefangen. Er ist wie ein kleiner Junge. Er liebt Filme, er liebt Filmstars. Er hat zu Hause ein Heimkino im Keller und lädt sich Leute ein, denen er Klassiker vorspielt. Er möchte neben den Superstars in der People abgebildet werden. Richie will in der Branche mitmischen. Ich glaube, er dreht noch ein großes Ding und steigt dann aus dem Geschäft aus. Er will Filme machen. Er weiß, dass ihn die Mafia nie als vollwertiges Mitglied in die Familie aufnehmen wird und dass früher oder später die richtig schweren Jungs aufkreuzen und ihm alles wegnehmen werden. Wenn er es allerdings schafft, vorher sein eigenes kleines Imperium aufzubauen, kann er es entweder an die Mafia verkaufen oder Stück für Stück an den Meistbietenden verhökern. Aber nur, wenn er bis dahin so stark geworden ist, dass es für die Mafia weniger aufwendig ist, ihn auszuzahlen, als ihn zu töten.«
»Ein gefährliches Spiel, das er da spielt.«
»Mut hat er, das muss ihm der Neid lassen. Und hinter seiner Frettchenvisage verbirgt sich ein rasiermesserscharfer Verstand, und er ist immer eiskalt auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Gleichzeitig versucht er, irgendwie ins Filmgeschäft reinzukommen. Er hat ein paar Drehbücher, mit denen er in der ganzen Stadt hausieren geht.«
»Nimmt ihn irgendjemand für voll?«
»Wir sind hier in Hollywood, Schätzchen. Hier kann jeder Produzent werden, wenn sein Erbonkel Herman stirbt und ihm genug Geld hinterlässt. Man munkelt, dass Richie mit den Chinesen zusammenarbeitet. Geld schafft Fakten. Wenn du Geld hast, kümmert es keinen, wer du bist, weil du das hast, was in dieser Stadt jeder braucht. Außerdem ist Richie bekannt dafür, dass er für seine Freunde auch noch die unappetitlichsten Sachen erledigt. Ich will lieber gar nicht erst daran denken, wie viele Leute ihm einen Gefallen schulden.«
»Dann denkst du also, er wird es probieren.«
»Oh, du heilige Einfalt. Du kommst doch selber aus der Branche. Was glaubst du denn, wo die meisten Filmfuzzis das Startkapital für ihr erstes Projekt herhaben? Meinst du, du brauchst einfach in eine Bank zu marschieren, und schon schmeißen sie dir die Moneten hinterher? Was denkst du denn, wo die Kohle herkommt? Die meisten Independent-Filme der Siebziger wurden von den Yakuza finanziert, damals, als die japanische Mafia noch überall Geld reingesteckt hat, um bei uns einen Fuß in die Tür zu kriegen. Man muss wissen, wie man einen Deal einfädelt. Und darin ist Richie Stella ein Meister. Ist deine Frage damit beantwortet?«
»Du bist ein Engel. Ich nehme alles zurück, was ich im Lauf der Jahre Schreckliches über dich gesagt habe.«
»Ich will die Story«, sagte sie.
»Es gibt keine Story. Ich stelle lediglich Nachforschungen an, wie es so schön heißt.«
»Du bist ein verlogener Kuhfladen. Wenn du mit dieser Sache fertig bist, will ich die Exklusivrechte.«
»Du kannst alles haben, was ich ausplaudern darf.«
»Aber exklusiv, Cowboy. Die ganze Chose, sonst stell ich meine eigenen Nachforschungen an.«
»Das könnte unerfreulich werden.« »Kann ich mir lebhaft vorstellen.«
»Ich bin gekränkt.« Spandau zog sein traurig zerknittertes Walter-Matthau-Gesicht. »Ich dachte immer, wir liegen voll auf einer Wellenlänge.«
»Aber das stimmt doch auch!« Sie drückte seine Hand und sah ihm verträumt in die Augen. »Für mich wirst du immer der leicht zurückgebliebene Bruder sein, den ich mir nie gewünscht habe.«
»Das Unbemanntsein hat dich verbittert.«
»Das Unbemanntsein
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