DanDep-StaderVer
lässt mir viel Zeit für meine Arbeit«, sagte sie und schlug die Speisekarte auf.
»Okay«, lenkte er ein. »Die Story gehört dir. Falls überhaupt eine dabei herauskommt.«
»Mehr kann eine ehrliche Journalistin nicht verlangen«, sagte Meg. »Aber du hast es ja leider mit mir zu tun und musst es drauf ankommen lassen. Was ist jetzt? Spendierst du mir nun einen Hamburger oder nicht?«
Im Ventura Harbor zwängte Spandau den BMW in eine Restaurantparklücke und ging zum Anlegesteg. Es ist ein kleiner, aber schmucker Jachthafen für Leute, die tatsächlich etwas für Boote übrig haben, anders als zum Beispiel der Hafen in Rio del Mar, der mit seinen schwimmenden Statussymbolen zu einem zweiten St. Tropez degeneriert ist. In Ventura wird noch gesegelt.
Terry McGuinn wohnte auf einer dreißig Fuß langen Catalina-Jacht aus dritter Hand. Er hatte sie zu einem Spottpreis von einem irischen Landsmann gekauft, dem die Einwanderungsbehörde im Nacken saß. Dass das Boot, wie die Elfenkönigin von Tolkien, Galadriel hieß, war für Terry, einen großen Tolkien-Fan, ein klares Zeichen von Gott, auch wenn er von Booten und vom Segeln nicht das Geringste verstand. Er war gerade von der Sängerin, mit der er vier Wochen in einer Blockhütte in Topanga gewohnt hatte, vor die Tür gesetzt worden, nachdem er sich im Suff auf ihre Gitarre gepflanzt hatte. Sie erklärte ihm, sie sei gern mit ihm zusammen, und der Sex sei klasse, aber er sei ein Säufer und ein Schnorrer, und die Sache mit der Gitarre habe das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Jetzt stehe sie ohne Geld für die Miete und ohne Gitarre da. Also: tschüss.
Terry verkaufte seinen Wagen in Woodland Hills, trampte zum Hafen, blätterte Boylan sein Fluchtgeld hin, bezahlte die Pacht für den Anlegeplatz und zog ein. Nachdem er seine gesammelten Tolkiens in den Regalen über seiner Koje aufgestellt und ein Poster von Gandalf an die Kajütendecke gehängt hatte, überredete er einen versoffenen alten Matrosen vom anderen Ende des Hafens, ihm auf seinem klapprigen Kahn das Segeln beizubringen. Terry entpuppte sich als brauchbarer Seemann und erwarb eine Cruising License. Natürlich tat es ihm leid, als er erfuhr, dass der Alte eines Nachts im besoffenen Kopf über Bord gegangen und ertrunken war, auch wenn er davon ausging, dass ihm irgendwann das gleiche Schicksal blühte. Es gab schlimmere Arten abzutreten.
Terry McQuinn war eins fünfundsechzig groß. Er hatte leuchtend blaue Augen und braune Locken und kannte außer J. R. R. Tolkien nicht viel im Leben, was für ihn einen Sinn ergab. Es war tatsächlich schon vorgekommen, dass man ihn mit einem Hobbit verglich. Je nach seinem Alkoholpegel konnte man sich dann bei ihm auch schon mal ein gebrochenes Nasenbein abholen. Spandau erfuhr von ihm durch einen Bekannten, einen Privatdetektiv, der ihn in einem Truckstop bei Wrightwood in voller Aktion erlebt hatte. Terry spielte Billard und kümmerte sich um seinen eigenen Kram, als sich plötzlich drei betrunkene Holzfäller aus Oregon über sein Aussehen lustig machten und sich daran störten, wie er den Hintern rausstreckte, wenn er sich über den Tisch beugte. Terry ließ ihre Attacken mit bewundernswerter Ruhe über sich ergehen, bis einer der Holzfäller den Fehler machte, ihm mit dem Queue in den Allerwertesten zu stechen, als er gerade zum Stoß ansetzen wollte. Ohne sich umzudrehen, rammte er dem Mann das Ende seines Billardstocks in den Magen. Er ließ sein Queue wie ein Samuraischwert durch die Luft sausen und prügelte die drei Kerle grün und blau. Anschließend brauchten die Holzfäller fremde Hilfe, um wieder in ihre Lastwagen einsteigen zu können. Es war eine beeindruckende Vorstellung, vor allem auch, weil die drei Terry um Haupteslänge überragten und er sich nicht einen einzigen Treffer von ihnen einfing. Der Detektiv bot ihm auf der Stelle einen Job an.
Bei Dreharbeiten für ein Musikvideo in Compton war Spandau Zeuge eines ähnlichen Vorfalls geworden. Der Jungregisseur wollte unbedingt »auf der Straße« filmen, hatte aber keinerlei Vorstellung davon, wie schwierig ein solches Unterfangen war. Raissha Bowles, der Star des Videos, ein unendlich scheues kleines Ding, hatte Corens Agentur beauftragt, sie vor ihrem aggressiven Exfreund zu beschützen. Eines Nachmittags tauchte dieser Ex mit ein paar Landsleuten am Set auf und verlangte, zu Raissha durchgelassen zu werden. Das wäre normalerweise kein unlösbares Problem gewesen, wenn er nicht
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