DanDep-StaderVer
losgefahren war, hatte er sein Medizinschränkchen und sämtliche Schubladen auf den Kopf gestellt, aber kein brauchbares Medikament gefunden. Also hatte er sich an eine Flasche Tequila gehängt, was alles bloß noch schlimmer machte, weil ihm jetzt nach Kotzen und Scheißen gleichzeitig zumute war.
Und das war der Punkt, wo er den großen Fehler machte, den Fehler, der alle weiteren nach sich zog: Er hörte auf Squiers. Normalerweise wäre er nicht im Traum darauf gekommen, aus dem einfachen Grund, dass Squiers ein Irrer und ein krankhafter Lügner war, der nur ein Talent hatte - Leuten Gewalt anzudrohen. Aber darin war er wirklich gut. Als sie L. A. in Richtung Ventura verließen, Squiers wie immer am Steuer, hing Potts elend auf dem Beifahrersitz.
»Hast du's mit den Nerven?«, fragte Squiers grinsend.
»Alles bestens«, log Potts. Es fehlte nicht viel, und er hätte Squiers anhalten lassen. Aus dem Wagen springen, an den Straßenrand kotzen und per Anhalter zurück nach L. A., das wär's gewesen. Er konnte diese Sache nicht durchziehen. Der Job war nichts für ihn, er war was für Squiers, auch wenn man darauf gefasst sein musste, dass er austickte.
»Willst du ein Xanax?«, fragte Squiers.
Das Wort Xanax erschien Potts wie ein Hoffnungsstrahl, wie ein kleines Geschenk des Himmels. Natürlich hätte er nie darauf eingehen dürfen - schließlich kam das Angebot von Squiers -, aber er wusste sich nicht anders zu helfen. »Hast du welche dabei?«
»Logo.« Squiers holte drei Tablettenröhrchen aus seiner Jackentasche. Das war an sich schon ein schlechtes Omen. Squiers stand auf Drogen und schleppte immer eine kleine Hausapotheke mit sich rum. Potts war nicht klar, ob die Pillen Squiers' Wahnsinn erst verursachten oder ob sie ihn einigermaßen im Zaum hielten. Squiers las die Etiketten im Scheinwerferlicht der entgegenkommenden Autos, machte ein Röhrchen auf, kippte sich ein paar Tabletten in die Hand und hielt sie ihm hin. Xanax waren es auf jeden Fall nicht.
»Das sind keine Xanax«, sagte Potts.
»Scheiß der Hund drauf«, sagte Squiers.
Potts starrte auf die Pillen. Es war ein Gefühl, als ob er, nur mit einem Regenschirm in der Hand, aus einem Flugzeug fiele. Es war scheißegal, ob man das Teil aufspannte oder nicht. Man war so oder so im Arsch.
In einer Sekunde des Wahnsinns griff Potts zu.
Als die Pillen in Calabassas zu wirken anfingen, dämmerte ihm dumpf, dass er jetzt endgültig in Squiers' Universum übergewechselt war. Es sah gar nicht mal so übel aus, viel einladender als sein eigenes. Das Rumoren in seinen Gedärmen verschwand, genau wie das Gefühl, dass ihm irgendwer die Adern aufgepumpt hatte. Ihm war heiß, er schwitzte, und er hatte plötzlich einen Riesendurst. Das nahm er gern in Kauf. Alle Gegenstände bekamen eine schwache Aura, alle Geräusche drangen, wie durch ein drittes Medium gefiltert, verzögert an sein Ohr. Gar nicht mal unangenehm, wenn man sich daran gewöhnt hatte. Potts spürte, wie sich seine Muskeln lockerten, und lehnte sich seufzend auf seinem Sitz zurück.
»Geil, was?«, sagte Squiers. Seine Augen glühten. Weiß Gott, was für einen Stoff er eingeworfen hatte. Vielleicht den bösen Zwillingsbruder von dem Zeug, das er Potts gegeben hatte. Potts war angenehm benebelt, aber Squiers stand voll unter Strom. Die steile, kurvige Strecke runter nach Cabrillo nahm er viel zu schnell. Normalerweise hätte sich Potts wie Rumpelstilzchen aufgeführt und ihm befohlen, auf die Bremse zu treten. Heute betrachtete er versonnen den warmen Schein der Lichter in der Talebene. Der Wagen legte sich in die Kurven, und es war ein Gefühl wie in einem Segelflugzeug, das im Gleitflug zur Landung ansetzt. Wow, dachte Potts.
Mittlerweile waren sie auf dem Wasser, und das müde Jaulen des schwindsüchtigen Motors rüttelte an Potts' zugedröhntem Gehirn. Anfangs war alles glattgelaufen, und Potts ließ sich gemütlich dahinschaukeln, eingebettet in eine dicke kleine Drogenblase, gut gepolstert und weit weg von der Welt, die er sowieso nicht besonders leiden konnte. Aber dann mussten sie irgendwie zu dem Segelboot raus, dann kam der stinkende Alte, den Squiers sich zur Brust nehmen musste. Nichts richtig Brutales, bloß ein bisschen Bangemachen mit seiner
Bulldoggengestalt und dem Kampfhundblick, und dem Kerl die zweihundert Eier in die Flosse drücken. Entweder du nimmst die Kohle, oder du lässt es bleiben. Der Alte entschied sich für das Geld, aber ab da waren die ganzen Vibrations
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