Danger - Das Gebot der Rache
haben also einen Priester mit einer Maske«, wiederholte Bentz.
»Ja!«
Ihre Augen blitzten zornig.
»Und dieser Mord, den Sie beobachtet haben, obwohl Sie nicht vor Ort waren, hat in einem Badezimmer stattgefunden?«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass die Frau ans Waschbecken gefesselt war und …« Sie schauderte. »Gott, war das schrecklich! Die Flammen schlugen aus der Lüftung, doch das schien ihn nicht zu kümmern. Es hatte den Anschein, als habe er damit gerechnet. Aber das ist noch nicht alles.«
»Nein?« Bentz fürchtete, was wohl noch kommen mochte.
»Nein. Er hatte ein Schwert«, flüsterte sie mit zusammengekniffenen Augen, als wollte sie die schreckliche Erinnerung wenigstens optisch aussperren. Sie zitterte sichtlich. »Er hat es dreimal auf ihren gebeugten Nacken niederfahren lassen.«
»Du lieber Himmel!«, murmelte Montoya.
Unter Olivia Benchets geschlossenen Lidern quollen Tränen hervor. Sie blinzelte. Entweder war sie eine höllisch gute Schauspielerin, oder sie glaubte selbst an ihre Lügen. »Es war – es war schrecklich. Einfach entsetzlich.«
Bentz blickte Montoya an und kramte nach einer Packung Taschentücher, die er Olivia reichte. Sie zog eins heraus und wischte sich verlegen die Augen. »Es tut mir leid.«
»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, sagte Bentz. Er beschloss, sich genau ans Protokoll zu halten und ihre Aussage vorschriftsgemäß aufzunehmen. Nur für den Fall. Verrückt oder nicht, sie war zu Tode erschrocken. »Noch mal von vorn. Ich zeichne Ihre Aussage auf, falls Sie keine Einwände haben.«
»Bitte, gern … was auch immer.« Sie zuckte mit den Schultern, als kümmerte es sie nicht, was er tat, dann nahm sie einen kleinen Schluck von ihrem Kaffee. Bentz stellte den Rekorder auf, legte ein leeres Band ein und drückte auf Aufnahme. »Zweiundzwanzigster November, Befragung von Olivia Benchet durch Detective Rick Bentz und Detective Reuben Montoya.« Er richtete das Mikrofon so aus, dass sie gut hineinsprechen konnte, und sagte: »Und nun, Ms. Benchet, buchstabieren Sie bitte Ihren Namen und nennen Sie mir Ihre Adresse …«
Während das Band lief und er sich zusätzlich Notizen machte, hielt Olivia ihren Kaffeebecher fest in der Hand und sprach mit leiser, ruhigerer Stimme. Sie erzählte, dass sie außerhalb der Stadt lebte, im Sumpfland, und nannte ihm ihre Adresse und Telefonnummer, außerdem den Namen des Geschäfts, in dem sie arbeitete – das Third Eye in unmittelbarer Nähe des Jackson Square. Bevor sie vor ein paar Monaten nach Louisiana gezogen war, um sich um ihre kranke Großmutter zu kümmern, hatte sie in Tucson gelebt.
Auf Bentz’ Drängen hin wiederholte sie vieles von dem, was sie bereits gesagt hatte, erzählte von ihrer »Vision« ein paar Stunden zuvor und behauptete, dass sie sicher war, einen Priester »gesehen« zu haben, der eine nackte Frau in einem Raum voller Rauch an ein Waschbecken gekettet hatte. Die Frau habe immer wieder um Gnade gefleht.
Bald war ihre Stimme nur noch ein leises Flüstern, fast ein Summen, als befände sie sich in einer Art Trance, weit fort von Bentz’ kleinem Büro mit den Aktenstapeln, dem überquellenden Papierkorb und dem Schwertfarn, der den Boden mit trockenen, zusammengerollten Wedeln übersäte.
»… nachdem er sichergestellt hatte, dass die richtige Musik im Radio lief, irgendeine Hymne, nahm er das Schwert.« Wieder beschrieb sie, wie er es dreimal geschwungen hatte. »Ich habe gespürt, dass er in Eile war, vermutlich wegen des Feuers oder weil er Angst hatte, erwischt zu werden. Doch als er fertig war, als die Flammen aus der Lüftung schlugen, nahm er sich noch die Zeit, in seiner Tasche zu wühlen. Er zog eine Kette oder sonst einen Halsschmuck hervor und hängte ihn über den Duschkopf. Im Radio wurde merkwürdige Musik gespielt, und der Rauch war so dicht, dass ich kaum etwas sehen konnte, aber ich denke, er zog sich die Soutane aus und ließ sie dort.«
»Dann war er also nackt?«, unterbrach Montoya sie. Er lehnte am Türrahmen, die Arme über der Brust verschränkt, den vergessenen Kaffeebecher in der Hand. »Konnten Sie irgendetwas erkennen, womit wir ihn identifizieren könnten? Tätowierungen oder Muttermale oder Leberflecken …«
»Er war nicht nackt. Er trug eine Art Neoprenanzug oder so ein enges Ding für Radfahrer, ganz in Schwarz. Und eine Skimaske, die seinen ganzen Kopf bedeckte.«
»Handschuhe?«, hakte Montoya nach. »Ja.« Ein Muskel zuckte an Olivias Kinn,
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