Danger - Das Gebot der Rache
das ist weiß Gott nicht viel. Man hat die Geburt des Jungen vor mir verheimlicht! Deine verfluchte Mutter, sie hat mir nie die Chance gegeben, meinen eigenen Sohn kennenzulernen!« Er war jetzt außer sich, seine Stimme überschlug sich. »Warum das Interesse?«
»Weil ich vorher nichts von seiner Existenz gewusst habe!«
»Und warum will der Cop so viel über ihn wissen?«
»Das musst du ihn schon selbst fragen«, entgegnete Olivia. »Ich schätze, das hat etwas mit einem Fall zu tun.«
»Mit einem Fall, zum Teufel, ja. Er war so unverschämt, mich zu fragen, wo ich gewesen sei, als diese Frauen umgebracht wurden. Woher soll ich das wissen? Du baust einmal Scheiße, und schon bist du dein Leben lang verdächtig. Livvie, ich bin nicht frei, selbst wenn ich meine Zeit abgesessen habe. Immer wenn irgendwelche Probleme auftauchen, klopfen sie an meine Tür. Hör mal, solltest du deinen Bruder ausfindig machen, sag ihm, dass er einen Dad hat – einen echten –, der ihn gern kennenlernen würde. Scheint so, als seist du sehr viel mehr an ihm interessiert als an deinem Vater. Auf Wiederhören, Olivia«, sagte er verärgert und knallte den Hörer so laut auf, dass Olivia zusammenfuhr. Na schön.
Nachdem auch sie aufgelegt hatte, beschloss sie, sich erst mal einen Drink zu genehmigen. So weit hatte Reggie Benchet sie schon gebracht: Sie brauchte dringend etwas Starkes. Sie öffnete eine kleine Flasche Black Velvet Whiskey und gab einen kräftigen Schuss in ihren Kaffee. »Zum Wohl«, murmelte sie und hörte wieder Sarahs Stimme über die Jazzmusik hinweg. Olivia lächelte und nahm einen Schluck. Nicht übel. Summend räumte sie den letzten Topf fort, als das Telefon erneut klingelte.
Wer konnte das jetzt noch sein?
Auch wenn sie sich selbst eine Närrin schalt, konnte sie nicht leugnen, dass sie erneut hoffte, Bentz wäre am Apparat.
»Olivia, ich muss mit Sarah reden«, platzte Leo Restin heraus, ohne vorher »Hi«, oder »Hallo« gesagt zu haben. Na, großartig. »Ich weiß, dass sie bei dir ist. Sie hat gestern Abend eine Freundin von mir angerufen, also hol sie an den Apparat.«
»Leo …«
»Sofort!«, befahl er. Olivia gefiel sein Ton ganz und gar nicht. Sie blickte den Hörer an und legte umgehend auf.
»Scheißkerl«, zischte sie, dann nahm sie einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse.
Das Telefon schrillte erneut. Sie überlegte, ob sie den verdammten Stecker herausziehen und Leo schmoren lassen sollte, und leerte ihren Kaffee mit Schuss.
Nach dem vierten Klingeln meldete sie sich mit süßlicher Stimme: »Hallo?«
»Olivia, wag es ja nicht, wieder aufzulegen!«, bellte Leo.
»Oh, wie unfreundlich, Leo. Du kannst die Leute nicht einfach so herumkommandieren.« Sie ließ den Hörer an der Schnur baumeln.
»Olivia!«
Seufzend hielt sie sich den Hörer wieder ans Ohr.
Leo platzte fast vor Wut. »Ich möchte meine Frau sprechen, und wenn du sie nicht an dieses gottverdammte Telefon holst, dann komme ich rüber und …« Wieder knallte sie den Hörer auf und überlegte, ob sie sich einen weiteren Drink genehmigen sollte, doch das Telefon klingelte abermals. Sie ging dran. Noch bevor sie ein Wort sagen konnte, ertönte Leos angespannte Stimme: »Bitte hol meine Frau ans Telefon.« Er schien die Worte durch seine zusammengebissenen Zähne hervorzustoßen.
»Dann benimm dich, Leo. Es ist Thanksgiving«, sagte sie.
»Du hast kein Recht …«
»Aha.«
»Schon gut. Lass mich einfach mit ihr reden.«
Olivia dachte daran, erneut aufzulegen, doch als sie aufblickte, sah sie Vater James im Durchgang stehen, die blauen Augen auf sie gerichtet. »Ärger?«, fragte er.
»Nichts Ernstes. Leo Restin ist am Telefon. Möchte Sarah mit ihm sprechen?«
Als hätte sie gelauscht, kam Sarah in die Küche geschossen. »Ich dachte, ich hätte dich seinen Namen sagen hören«, stieß sie anklagend hervor. Ihre Augen waren immer noch feucht, und an ihren Wimpern hingen Tränen, trotzdem warf sie Olivia einen
Wie-kannst-du-es-wagen-meine-Anrufe-abzublocken-
Blick zu und riss ihr den Hörer aus der Hand. »Hallo?«, sagte sie mit gebrochener Stimme, dann flossen ihr erneut die Tränen über die Wangen. »Mein Gott, Leo, wo bist du? Ich habe mir solche Sorgen gemacht …« Sie drehte Olivia demonstrativ den Rücken zu. Diese schüttelte nur den Kopf und schenkte sich und James eine frische Tasse Kaffee ein. Dann griff sie wieder in den Schrank und zog die Flasche Black Velvet hervor. Zu ihrer Überraschung nickte der
Weitere Kostenlose Bücher