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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie Fahradfahren, dachte sie. Der Boxsack schwang hin und her, er war zwar nicht das, was Meister Kim, ihr früherer Lehrer, als einen ebenbürtigen Gegner bezeichnet hätte, leistete ihr aber trotzdem gute Dienste, um sich körperlich und geistig abzureagieren. Noch ein Drehtritt, dann ein Seitwärtstritt und schließlich ein Fronttritt. »Stirb«, knurrte sie den Boxsack an.
    Fast hatte sie die Wut auf ihren Vater überwunden.
    Aber auch nur fast.
    Er kam zu spät aus dem Büro. An Thanksgiving. Nun, was war daran neu? Er hatte ihre Mutter mit so etwas in den Wahnsinn getrieben. Damals hatte Kristi das nicht verstanden, sie war noch ein kleines Kind gewesen. Doch sie hatte die Spannung gespürt, die zwischen ihren Eltern eskalierte, wenn ihr Dad mal wieder bis über beide Ohren in einem Fall steckte. Er würde sich nie ändern. An erster Stelle käme immer seine Arbeit.
    Nein, das stimmte nicht ganz.
Sie
stand an erster Stelle. Bentz liebte sie, gleichgültig, ob er nun ihr »echter« Vater war oder nicht. Es war so sonderbar, dass ihr Onkel, der Priester, sie gezeugt hatte und Rick, der Mann, der sie großgezogen hatte und den sie nach wie vor als ihren »Daddy« betrachtete, in Wirklichkeit ihr Onkel war. Ätzend. Sie versetzte dem Boxsack eine weitere Folge rascher Tritte, die mit einem Kick in Halshöhe endeten – hätte der Boxsack einen Hals gehabt, wäre er jetzt tot gewesen.
    Bentz steckte den Kopf zur Tür herein. »Komm schon, Cassius, es ist Zeit, die Kartoffeln zu pürieren!«
    »Wer?«
    »Cassius Clay, du weißt schon …«
    »Oh, richtig, Ali. Der Größte.«
    »Nein, das ist Gretsky.«
    »Dieser Eishockey-Kerl.«
    »Muhammad Ali war der Größte.«
    »Du weißt einfach zu viel über diesen Schei…, diesen Unsinn«, sagte sie. »Lass mich schnell unter die Dusche springen, dann leg ich los.« Als er protestieren wollte, deutete sie mit dem Zeigefinger auf seine Nase. »Wag es ja nicht,
meine
Kartoffeln anzurühren. Die können warten. Ich bin in zehn Minuten fertig.«
    Bevor er widersprechen konnte, flitzte sie ins Badezimmer, schloss die Tür ab und drehte den Wasserhahn an. Sie schaffte es nicht ganz in zehn Minuten, doch immerhin gelang es ihr, in weniger als einer halben Stunde zu duschen, aufzuräumen, sich in ihre Lieblings-Joggingsachen zu werfen, die Haare zu einem Pferdeschwanz zu binden und die blöden Kartoffeln zu pürieren.
    Bentz hatte den übermäßig gegarten Truthahn tranchiert, und obwohl seine Füllung ziemlich matschig war und die Bratensoße aussah, als litte sie an einem schweren Fall von Akne, machten die Preiselbeersoße aus der Dose, die Kürbis-Pie und die Schokoladen-Eclairs, die er in der hiesigen Konditorei gekauft hatte, die Sache wieder wett. Er hatte sich zumindest Mühe gegeben, das musste Kristi ihm lassen. Er hatte ihr frische Blumen auf den Nachttisch gestellt, ihr Lieblingsstofftier – einen grauen Waschbär mit einem fehlenden Knopfauge – auf das Kissen in ihrem Bett gelegt, und es war ihm sogar gelungen, zwei Kerzen aufzutreiben, die er auf den kleinen Küchentisch gestellt hatte, um »das richtige Ambiente« zu schaffen. Und da saßen sie nun, die drei Arbeitsplatten und die Spüle voll mit schmutzigem Geschirr. Aber das war egal.
    Das Beste war, dass er keinen Tropfen Wild Turkey angerührt hatte wie früher an Feiertagen. Das waren schlimme Zeiten gewesen. Und jetzt verstand Kristi auch, warum. Solange sie zurückdenken konnte, hatte Rick viel getrunken, vermutlich seit er herausgefunden hatte, dass sie nicht seine leibliche Tochter war, aber nach dem Unfall, bei dem er diesen Jungen erschossen hatte, hatte er richtig an der Flasche gehangen … Sie erinnerte sich an die Auseinandersetzungen ihrer Eltern, daran, wie jeder Feiertag zum Krieg geworden war. Andere Kinder hatten sich auf Weihnachten gefreut, doch sie hatte die Spannungen gespürt, und als sie ein Teenager geworden war, hatte sie abhauen wollen. Doch dann war Jennifer gestorben. Rick hatte danach endgültig mit dem Trinken aufgehört. Kristi fand, er habe einen Orden dafür verdient.
    Sie waren beinahe mit dem Hauptgang fertig, als er das Thema anschnitt, das sie unbedingt hatte vermeiden wollen. »Hast du schon mit Jay gesprochen?«
    Kristi stocherte mit der Gabel in ihrem Kartoffelpüree. »Ja. Am Telefon. Wir haben uns gestritten.«
    »Hast du ihm erklärt, was Sache ist?«
    »Nicht genau.« Sie wollte jetzt nicht an Jay denken. »Findest du nicht, dass du das tun müsstest?«
    »Ich

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