Danger - Das Gebot der Rache
hat, man hat ihn auch mit heruntergelassenen Hosen erwischt – mit einem Fünfzehnjährigen.«
»Ist er deswegen vor Gericht gestellt worden?«, fragte Bentz. Jetzt hatten sie wenigstens eine Spur.
In Montoyas Augen glomm Interesse auf.
»Ich glaube nicht. Laut meinem Mithäftling – Victor Spitz – hat man den Jungen bestochen, die Anklage wurde fallen gelassen und der Priester in einen anderen Bundesstaat versetzt.«
»Sie sagen, sein Name sei Henry oder Harris?«
»Das hat man mir erzählt.«
»Vorname oder Nachname?«
»Keine Ahnung.« Reggie schüttelte den Kopf. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, erklärte er und blickte wieder auf die Uhr. »Und jetzt erwarte ich, dass Sie mich nach Lafayette zurückfahren, bevor ich bei meiner Freundin in Ungnade falle.«
»Das hast du nicht getan! Du hast nie und nimmer einen Priester zu unserem Thanksgiving-Dinner eingeladen!» Sarah war entsetzt. Sie vermischte gerade Brotwürfel mit gedünstetem Gemüse, Truthahninnereien und Austern zu der berühmten Füllung, die ihre Mutter immer zubereitete. »Warum?«
Olivia, die vorgekochte Süßkartoffeln pellte, antwortete: »Ich könnte behaupten, dass er so einsam wirkte und ich ihn mag und daher wollte, dass er an einem traditionellen Thanksgiving-Essen teilnimmt, was nicht mal gelogen wäre. Aber der eigentliche Grund ist, dass ich ihn deinetwegen eingeladen habe, weil du mir so deprimiert erscheinst, und ich dachte …«
»Was dachtest du? Dass ich mal zur Beichte gehen sollte? Herrgott noch mal, Livvie, das ist echt nervend!«
»Du sagst aber kein Wort, einverstanden?«
»Nein, natürlich nicht.« Aufgebracht rührte Sarah die Innereien unter.
»Ich versuche doch nur, dir zu helfen.«
Sarah legte den Rührlöffel beiseite und atmete tief durch. »Ja, und ich weiß das zu schätzen, wirklich, aber … ich muss einfach mit Leo reden.«
Olivia wollte nicht mit ihr streiten.
Als es zwei Stunden später an der Haustür schellte und Hairy S. jaulend hinrannte, fragte sie sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte. »Na, super, der Priester ist da«, sagte Sarah. »Genau das brauchen wir.«
»Er wird dir gefallen.«
»Ach, hör auf …«
»Entspann dich einfach. Hab einen netten Abend.« Olivia öffnete die Tür, und Vater James stand davor, in lässiger Baumwollhose, Sweatshirt und Bomberjacke. Er hatte sich auf ein Knie gestützt und begutachtete den Schaden am Schloss. Hinter ihm auf der Fußmatte stand eine Flasche Wein.
»Probleme?«, fragte er und schaute zu Olivia auf. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie gut er aussah – zu gut für einen Priester. Markantes Kinn, dichtes Haar, breite Schultern und ein umwerfendes Lächeln.
»Tja. Die Alarmanlage hat nicht so funktioniert, wie sie sollte.«
»Und hat die Tür in die Luft gesprengt?«
»Nein, die haben die Polizisten eingetreten«, sagte sie. Vermutlich nahm er jetzt an, die Sicherheitsfirma habe die Beamten hergeschickt. Kein Grund, ihm die Wahrheit zu erklären. »Kommen Sie rein«, sagte sie, doch er blieb knien, streckte die Hand aus und ließ den Hund daran schnüffeln. »Das ist Hairy S., ich habe ihn zusammen mit dem Haus geerbt.«
»Zweifelsohne ein echter Gewinn.« James’ blaue Augen blitzten schalkhaft.
»Das kommt auf die Sichtweise des Betrachters an.«
Er stand auf und klopfte sich die Hände ab. »Ich kann das für Sie richten«, sagte er und deutete auf den Türrahmen.
»Stimmt, Sie sind ja der Do-it-yourself-Priester. Das wäre großartig. Später vielleicht. Jetzt kommen Sie doch erst mal rein. Ich möchte Ihnen gern meine Freundin vorstellen.«
Sarah stand neben dem Bücherregal bei der Eingangstür.
Olivia sagte: »Sarah Restin, Vater James McClaren.«
»
Sie
sind ein Priester?« Argwöhnisch beäugte Sarah seine lässige Kleidung.
»Das ist richtig, ich habe bloß meine Soutane im Wagen liegen lassen«, scherzte er und ergriff ihre ausgestreckte Hand. »Nett, Sie kennenzulernen.«
»Ebenfalls«, murmelte Sarah, die ihn immer noch verblüfft musterte. Olivia scheuchte sie in die Küche.
Vater James reichte ihr die Flasche Wein. »Mein Beitrag zum Dinner.«
»Vielen Dank. Wir essen in ungefähr einer halben Stunde. Vielleicht können Sie die Flasche öffnen.« Olivia reichte ihm einen Korkenzieher, und er schenkte den Wein ein und gab jedem ein Glas. Sämtliche Vorbehalte, die Sarah gehabt hatte, schienen sich aufzulösen, als sie miteinander plauderten und sich besser bekannt machten. Vater James tranchierte
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