Danger - Das Gebot der Rache
Problem.« Sie wussten beide, dass sie log, aber als er seine Hand fortnahm und sie die Tür öffnete, fügte sie hinzu: »Ruf mich an, wenn du jemals eine Hellseherin brauchst, ja? Ich kann nämlich in deine Zukunft blicken, und die sieht höllisch einsam aus.«
Die Hunde jaulten wieder. Angekettet, mit Maulkorb und ausgehungert veranstalteten sie einen Lärm, der Tote hätte aufwecken können. Der Erwählte befahl sich, ruhig zu bleiben. Niemand außer ihm selbst konnte die Bestien hören. Der Gedenktag der heiligen Bibiana rückte näher, und dann würden die Hunde zufrieden sein.
Er hatte die Köter von einem Typen gekauft, der in einem verrosteten Wohnwagen lebte, Tabaksaft durch die Zahnlücke zwischen seinen Vorderzähnen ausspuckte und damit prahlte, die Gesetze zu übertreten, indem er illegal auf Alligatorenjagd ging, seinen eigenen Schnaps brannte und Mischlingshunde und Kampfhähne an jeden verkaufte, der ihm Bares dafür hinblätterte.
Das Geschäft war bei Einbruch der Dunkelheit erfolgt, die einzige Lichtquelle war der dunstige Schein der Parkleuchten eines zerbeulten Pick-ups und seines SUV gewesen. Keines der Fahrzeuge hatte Nummernschilder besessen. Der Erwählte hatte die Nummernschilder von dem gestohlenen Ford abgeschraubt, bevor er sich auf den Weg zu diesem entlegenen Teil des
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machte. Der Besitzer der Hunde wiederum hielt sich vermutlich nicht mit den Formalitäten der Kraftfahrzeugbehörde auf. Beide Parteien fühlten sich wohler, wenn sie ihrem Gegenüber nicht direkt ins Gesicht blicken mussten, und nachdem das Geld für »ein erstklassiges Männchen und die bösartigste Hündin diesseits von Arkansas« geflossen war, hatte der Erwählte die Hunde hierhergebracht, war dann zurück zum College gefahren, hatte den Wagen auf einem Parkplatz nicht weit entfernt von dem geparkt, wo er ihn gestohlen hatte, hatte die Nummernschilder wieder angeschraubt und war im Laufschritt zu seinem eigenen Wagen zurückgeeilt. Anschließend war er zurück in sein Heiligtum gefahren.
Er war stolz auf sich. Auf seinen Einfallsreichtum. Er war über eine Annonce in einem Lokalblatt auf die Hunde gestoßen, das vollgestopft war mit Billigangeboten – es gab alles, von gebrauchten Matratzen und Lattenrosten über landwirtschaftliche Geräte bis hin zu exotischen Haustieren. Die Hunde waren als »Wachhunde, Dobermann-Rottweiler-Mix« inseriert gewesen. Sie waren perfekt.
Abgesehen von dem pausenlosen Geheule, das sie da unten veranstalteten. Natürlich war dieser Ort nicht sein Wohnort, er verbrachte hier bloß den Großteil seiner Zeit. Er lebte in beengten Räumlichkeiten nur ein paar Blocks vom College entfernt. Dort waren seine Möbel, seine Bücher und seine Klamotten. Er hatte ein paar Sachen in den Zimmern verteilt, damit es so aussah, als würde er sich dort auch mit Frauen treffen, und er fand es aufregend, denn es handelte sich um Ohrringe, Ketten oder Schals von einigen der Frauen, die er getötet hatte.
Er löste sein Zingulum und ließ die Soutane auf den Fußboden gleiten, dann stellte er sich nackt vor den Altar, doch er konnte sich nicht konzentrieren, die Hunde waren zu laut. Die Musik nutzte nichts, und selbst die Liebkosungen seiner mit Edelsteinen besetzten Peitsche konnten ihn nicht befriedigen. Seine Gebete kamen ihm hohl und unerwidert vor, und als er an seinem Fetisch nestelte und den aus Haarsträhnen geflochteten Zopf durch die Finger und über seinen Schwanz gleiten ließ, bekam er nur eine leichte Erektion. Er schloss die Augen und beschwor das Bild der heiligen Katharina von Alexandrien auf dem Rad herauf, ihren weißen, sich drehenden Körper, aus dem das Blut spritzte, das Entsetzen auf ihrem Gesicht, als er das Schwert zückte … aber nein, er wurde einfach nicht hart, verspürte nicht die Anwesenheit Gottes … begann zu zweifeln.
Das Gebell und Geheule hörte nicht auf. Er ging mit großen Schritten zum Treppenabsatz. »Ruhe!«, schrie er hinunter. War das eine Teufelsbrut! Bei jedem Jaulen pochte sein Kopf heftiger.
Vielleicht sollte er die Hunde schlagen. Die Lederriemen nehmen und auf sie einpeitschen, bis sie sich wanden und ihn wütend anknurrten. Sie hatten Wasser und ein paar Knochen mit etwas Fleisch daran, aber sonst gab er ihnen nichts zu fressen. Er wollte, dass sie über die heilige Bibiana herfielen.
Sein schmerzender Kopf gemahnte ihn daran, dass er Buße tun musste. Manchmal war alles so verwirrend! Gott wollte, dass er Seinen Willen tat. Ja,
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