Danger - Das Gebot der Rache
dir?«, fragte er ohne besonderen Nachdruck. Olivia suchte nach einem Zeichen von Wärme in seinen Augen, doch da war nichts.
»Gut.«
»Nettes Thanksgiving verbracht?«
»Ja. Ich hatte zwei Freunde zu Besuch. Und du?«
»Nur Kristi und ich. Es war schön. Also, was kann ich für dich tun?«
So viel zum Thema Höflichkeiten. »Ich muss dir etwas mitteilen.« Sie griff in ihre Handtasche und zog das Blatt heraus, das James ihr gegeben hatte. »Ich habe einen Priester, mit dem ich bekannt bin, um einen Gefallen gebeten.«
Eine von Bentz’ Augenbrauen schoss in die Höhe. »Ich wusste nicht, dass du Geistliche kennst. Hast du mir letztens nicht erzählt, du würdest Alpträume von ihnen bekommen?«
»Von
einem
«, korrigierte sie ihn und reichte ihm den Ausdruck. »Wie dem auch sei, Vater McClaren war so freundlich …«
»Vater McClaren?«, unterbrach Bentz sie und kniff die Augen zusammen. »Vater James McClaren von St. Lukas?«
»Ja. Kennst du ihn?«, fragte sie überrascht.
»Kristi und ich besuchen dort ab und zu die Messe.«
»Du hast nie erwähnt, dass …«
»Es kommt nicht oft vor. Woher kennst
du
ihn?«
»Ich habe nach dem Brand ein wenig recherchiert. St. Lukas ist die nächstgelegene Kirche …«
»Und, was hast du von Vater McClaren erfahren?«, fragte Bentz. Er wirkte angespannt und abweisend, was sie nervte. Da hatten sie miteinander geschlafen, und er beschloss offenbar, dass er damit nicht umgehen konnte.
»Es ist eine Auflistung sämtlicher Taufen, die im Zeitraum von drei Monaten nach der Geburt meines Bruders vorgenommen wurden«, erklärte sie. »Du schienst doch in Erwägung zu ziehen, dass jemand, der mit mir verwandt ist, in diese Sache involviert ist, und da dachte ich, ich hake mal nach.«
Er überflog die Liste. Sechsunddreißig Namen standen dort. »Ist irgendwer davon Priester geworden?«
»Das weiß ich nicht. Danach habe ich mich nicht erkundigt.«
»Weiß er, dass du nach einem Priester suchst, der womöglich ein Killer ist?«
»Er weiß nichts von diesen Morden. Ich habe ihn nur nach meinem Bruder gefragt«, antwortete Olivia. »Wir haben uns ein wenig unterhalten, und er hat mir einen Rat gegeben.«
Wieder zog Bentz eine Augenbraue hoch.
»Wie man mit einem abgebrühten Cop umgeht, der jedes Mal dichtmacht, wenn man ihm emotional näherkommt?«
Der Anflug eines Lächelns umspielte Bentz’ Mundwinkel. »Und was hat dir Vater McClaren geraten?«
»Den Mistkerl zur Hölle zu schicken.«
»Ist das ein direktes Zitat?«
»Nein, das ist meine Auslegung seiner Worte«, erwiderte sie schnippisch und bemerkte, wie sich sein fest aufeinandergepresster Kiefer ein wenig entspannte.
»Vielleicht weiß er, wovon er spricht.« Bentz’ Stuhl ächzte, als er sich über den Schreibtisch beugte und seine Ellbogen auf einen geöffneten Aktenordner stützte. Er blickte Olivia direkt in die Augen. »Es tut mir leid, Olivia.«
»Unsinn.«
»Nein, es tut mir wirklich leid.« Für eine Sekunde bröckelte seine Fassade, und sie vermochte einen flüchtigen Blick auf den Mann hinter dem knallharten, emotional unbeteiligten Cop zu werfen. »Aber es wäre in der Tat das Beste, wenn wir …«
»Ja, ich weiß. Ich hab’s schon beim letzten Mal kapiert.« Sie stand auf. »Ich lasse dich wissen, wenn ich wieder eine Vision habe, in Ordnung?«
»Das wäre gut.«
»Nein, Bentz«, sagte sie und hängte sich den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter. »Das wäre die Hölle. Mach diesen Kerl ausfindig, und zwar bald. Dann musst du mir auch nicht länger erklären, warum du mich nicht mehr treffen willst.«
Olivia griff nach der Türklinke, doch Bentz schoss von seinem Stuhl hoch und um den Schreibtisch herum auf sie zu. Sie wollte am Knauf ziehen, doch er knallte die Tür so fest wieder zu, dass der Rahmen bebte, und drückte mit der Handfläche dagegen. »Tu das nicht«, sagte er warnend. Seine Augen blitzten. »Spiel nicht diese Frauenspielchen mit mir. Wir haben in jener Nacht einen Fehler gemacht, das ist alles. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt, und du wolltest es auch nicht. Manchmal passiert es eben einfach.«
»Mir nicht.«
»Nun, in jener Nacht schon.«
Sie widersprach nicht.
»Es tut mir wirklich leid. Aber du und ich, wir können nicht einfach etwas miteinander anfangen, zumindest im Moment nicht. Wir müssen professionell zusammenarbeiten. Ich dachte, ich hätte das klargestellt.«
»Glasklar«, erwiderte sie.
»Bist du in der Lage, damit umzugehen?«
»Kein
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