Danger - Das Gebot der Rache
doch für ein Trottel«, murmelte sie, an Hairy S. gewandt. »Ein absoluter Volltrottel.«
Die Wahrheit war, dass Olivia den Alptraum einfach nicht abschütteln konnte. Sie hatte gehofft, es würde ihr helfen, mit der Polizei zu reden. Aber Bentz’ offensichtliche Zweifel hatten das Gegenteil bewirkt. Nachdem sie auf den Zeitungsartikel über ihn gestoßen war, hatte sie gedacht, er wäre vielleicht anders, aufgeschlossener, doch er war fast genauso schlimm wie Brinkman. »Mistkerl«, schimpfte sie leise.
Vielleicht sind Bentz’ Zweifel durchaus begründet. Vielleicht war alles nur ein Traum, ein entsetzlicher, böser Traum.
»Ja, und vielleicht bin ich die Königin von England«, brummelte sie. Sie wickelte sich ein Stück Küchenpapier um die Finger und verteilte eine Handvoll Mozzarella auf den Eiern.
Das Brot sprang aus dem Toaster.
Olivia legte gerade die Scheiben auf einen Teller und griff nach der Margarine, als sie die Nachrichten hörte. »… kam gestern Nacht eine bislang nicht identifizierte Frau bei einem verheerenden Brand ums Leben. Das Feuer brach heute früh gegen drei Uhr in der Nähe von Bayou St. John aus …«
Olivia sank auf einen Stuhl und lauschte. Den Medien waren nur die grundlegenden Fakten bekannt. Ein Feuer. Eine tote Frau. Verdacht auf Brandstiftung. Nichts über einen Mord. Nichts über einen Mörder, der in die Nacht entkommen war.
Aber Rick Bentz durchschaute es.
Und er würde anrufen.
Um das zu wissen, musste sie keine Hellseherin sein.
[home]
Kapitel sieben
D ie Immobilienfirma war keine große Hilfe. Bentz war dort vorbeigefahren, nachdem er bei der Polizeidienststelle seinen Wagen geholt hatte, nur um zu erfahren, dass Oscar Cantrell, der Besitzer von Benchmark Realty, außer Haus war. Doch seine Sekretärin Marlene, eine Brünette mit einer rot gerandeten Plastikbrille, hatte Bentz versichert, dass das abgebrannte Haus seit September leer gestanden hatte. Die letzten Mieter, Studenten der Tulane University, waren mit mehreren Monatsmieten im Rückstand gewesen.
»Es bringt einfach nichts, an Studenten zu vermieten«, sagte Marlene und fügte hinzu, dass sich die fünf Jungs als Party Kids entpuppt hatten. Sie richteten mehrere Schäden an, die nicht durch die Mietkaution gedeckt gewesen waren. Jetzt dachten die Besitzer – ein Geschwisterpaar, das in verschiedenen Bundesstaaten lebte – daran, das Haus zu verkaufen.
Marlene sprach atemlos, kaute dabei unablässig Kaugummi und fuchtelte mit den Händen. »Weil die Besitzer nicht in Louisiana leben, haben wir das Ganze in die Hand genommen. Wes, das ist der Bruder, lebt in Montgomery, und Mandy – seit ihrer Heirat heißt sie mit Nachnamen Sieverson – in Houston.« Marlene machte eine Blase und ließ sie platzen. »Mandy wollte was aus dem Haus machen, aber Wes weigerte sich, auch nur einen Dollar hineinzustecken.« Dunkle, kräftig nachgestrichelte Augenbrauen erschienen über der roten Brillenfassung, als würde Marlene Bentz wer weiß was für Geheimnisse mitteilen. »Seine Mutter war kaum unter der Erde, da hat er schon angerufen, um das Haus zum Verkauf auszuschreiben. Er war ganz schön hartnäckig, das kann ich Ihnen sagen, aber Mandy war nicht damit einverstanden. Sie ist verheiratet, das sagte ich ja bereits, und sie möchte das Haus als Kapitalanlage behalten – es renovieren. Als Wes erfahren hat, dass die letzten Mieter nicht bezahlt haben, ist er ausgerastet. Hat einen enormen Wutausbruch hingelegt und wollte, dass der Boss für den Schaden aufkommt.« Marlene verdrehte die Augen und schnalzte mit der Zunge. »Das musste ja so kommen.«
»Ich hätte gern eine Liste mit sämtlichen Interessenten, außerdem eine mit allen Handwerkern, die sich um die Instandsetzung gekümmert haben.«
»Kein Problem.« Marlenes Finger flogen über die Computertastatur. »Eine Sekunde. Wir führen Protokoll über jede einzelne Immobilie – eine Art Tagebuch sozusagen.« Ein alter Drucker spuckte ein paar Blätter aus, und binnen Minuten reichte ihm die Sekretärin, die weitaus effizienter arbeitete, als ihr Auftreten hätte vermuten lassen, den Ausdruck.
Sie beantwortete Bentz ein paar weitere Fragen, doch abgesehen von allem möglichen Klatsch und Tratsch, wusste Marlene ihm nichts wirklich Wichtiges mitzuteilen. Bentz nahm sich vor, die Besitzer zu überprüfen und herauszufinden, ob sie in letzter Zeit hier gewesen waren und womöglich beschlossen hatten, das Haus abzufackeln und die Versicherungssumme
Weitere Kostenlose Bücher