Danger - Das Gebot der Rache
zu kassieren.
Auch wenn das nicht erklären würde, warum eine Frau in dem Haus gefoltert und ermordet worden war. Immer wieder gingen ihm Stan Paglianos Worte durch den Kopf: »Sie hatte irgendetwas um den Hals, und obwohl der Körper stark verbrannt ist, sieht man, dass mit ihrem Kopf etwas nicht stimmt. Er ist – fast abgetrennt.«
Anschließend hatte Stan ihn gefragt, welcher kranke Bastard wohl ein so entsetzliches Verbrechen begehen würde.
Bentz wusste es nicht. Aber es gab jemanden, der es wissen konnte.
Olivia Benchet.
»Und ich sage dir, sie ist schlicht und einfach eine Irre«, teilte ihm Brinkman mit, nachdem Bentz ihn im Flur in der Nähe der Verhörzimmer abgefangen hatte. »Ich habe zweimal mit ihr gesprochen, und jedes Mal hat sie mir diese dämlichen Geschichten über Morde, die sie gesehen hat, Visionen von jemandem, der gerade umgebracht wird, aufgetischt, aber sie konnte nie etwas Konkretes liefern. Keine Leiche. Keinen Tatort. Keine rauchende Knarre. Nichts. Wenn du mich fragst – und das tust du offenbar –, dann lautet meine Antwort: Bei ihr sind ein paar Sicherungen durchgebrannt …
Sie
könnte dringend einen Feuerlöscher gebrauchen.«
Bentz war nicht in der Stimmung für schlechte Witze. Auf dem Weg zum Treppenhaus, vorbei an einer Gruppe uniformierter Beamter, sagte er: »Ich würde gern die Berichte sehen. Dieses Mal gibt es eine Leiche und einen Tatort. Zwar keine Knarre, dafür aber ein Schwert, verdammt noch mal.«
»Ich hab davon gehört. Drüben an der Esplanade, stimmt’s?«
»Exakt.«
»Allmächtiger. Und sie hat es gewusst?« Brinkman schüttelte den Kopf. Er war kahl, abgesehen von einem Hufeisen schwarzer Haare, das seine sommersprossige Glatze umrundete. Sie wichen ein paar die Treppe herunterkommenden Cops aus und stiegen die Stufen hinauf. Ihre Schuhe quietschten auf dem Linoleum. »Brutal.«
»Weshalb sollte sie die anderen Male Unsinn geredet und dann diesen Volltreffer gelandet haben?«
»Ist vielleicht schlicht und einfach Glück? Ich habe keinen blassen Schimmer.« Brinkman trat durch die Türen zum Empfangsbereich, der in das Großraumbüro mit den abgetrennten Arbeitsnischen und den Zimmern der ranghöheren Ermittler dahinter mündete. »Ich muss zugeben, sie hat mich neugierig gemacht. Sie schien sehr überzeugt davon zu sein, dass sie recht hatte. Also hab ich ein wenig recherchiert. Es sich herausgestellt, dass sie aus einer langen Reihe von Verrückten kommt. Ihre Großmutter hat behauptet, eine Voodoo-Priesterin oder sonst was Abgefahrenes zu sein, nur weil es irgendwo in ihrer Familie mal einen afrikanischen Vorfahren gab. Ihre Mutter war vier- oder fünfmal verheiratet, und dann ist da noch der Vater, der die meiste Zeit seines Lebens im Mississippi State Penitentiary, diesem riesigen Hochsicherheitsgefängnis, verbracht hat …«
»Augenblick mal. Wie war das gerade?«, unterbrach Bentz ihn. Sie waren bei den Türen zum ersten Stock angekommen.
»Das wusstest du nicht? Der alte Reggie Benchet hat einen Mann kaltgemacht«, sagte Brinkman und schob sich die Brille auf den Nasenrücken. Als er feststellte, dass er Bentz Neuigkeiten mitgeteilt hatte, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. »Steht alles in meinem Bericht. Reginald Benchet ist dieses Jahr vorzeitig entlassen worden.«
»Und?«
»Soweit ich weiß, ist er sauber geblieben.« Brinkman grinste. »Ein wahrer Musterbürger. Hat zu Gott gefunden oder so was. Ich schicke dir die Infos, dann kannst du selbst entscheiden, wie viel du von Olivia Benchets Geschichte glauben willst. Wenn sie wusste, was dem Mädchen zugestoßen ist, dann wette ich, dass sie was damit zu tun hatte. Obwohl … sie kommt mir nicht wie eine Mörderin vor. Oh, jetzt hab ich’s.« Brinkman schnippte mit seinen dicken Fingern. »Sie hat es gesehen. In einem Traum.«
»Das behauptet sie zumindest.«
»Und du kaufst ihr das ab? Dann bin ich aber der Kaiser von China.«
»Vergiss es, Brinkman. Schick mir einfach deine Unterlagen«, sagte Bentz gereizt. Er glaubte auch nicht an diese Visionen-Theorie, aber genauso wenig glaubte er, dass Olivia Benchet etwas mit dem Mord zu tun hatte. »Vielleicht sollten wir ihr einfach vertrauen.«
»O Mann, du klingst wie einer von diesen sentimentalen Liberalen.« Brinkman schüttelte den Kopf und schnaubte. »Und das gerade, als ich anfing, dich doch noch für einen anständigen Cop zu halten.«
»Schick mir den verdammten Bericht«, knurrte
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