Danger - Das Gebot der Rache
handelt, dann rede ich noch einmal mit Ms. Benchet.«
»Du kaufst ihr diese Voodoo-Geschichte doch nicht ab, oder?« Montoya unterdrückte ein Grinsen.
»Bislang nicht.« Sie kehrten zu ihrem Crown Vic zurück. »Wir müssen herausfinden, wie sie tickt. Du sprichst mit Brinkman. Such alles zusammen, was er über sie hat, egal, wie unbedeutend es wirken mag. Er muss Notizen oder eine Akte über sie haben. Vielleicht hat sie noch mit jemand anderem hier in der Stadt oder in den umliegenden Landkreisen gesprochen. Sie behauptet, der Kerl hätte schon öfter gemordet, also hör dich mal um. Ich setze mich mit dem FBI in Verbindung. Die sollen das mal durch ihren Computer laufen lassen.«
»Sie werden eine Sondereinheit einrichten wollen, wenn sie auf irgendwelche Zusammenhänge stoßen.«
»Gut.«
»Ich dachte, du arbeitest nicht gern mit den Feds.« Sie wichen ein paar Feuerwehrmännern aus, die noch mit den dicken Schläuchen beschäftigt waren.
»Nein, das stimmt nicht ganz. Solange sie sich nicht ständig in meine Ermittlungen einmischen …«
Am Wagen angekommen, glitt Bentz auf den Beifahrersitz. Was diese Hellseherin anbelangte – da würde er jeden noch so kleinen Stein umdrehen. Doch was zum Teufel bezweckte sie eigentlich?
»Vielleicht sollten wir die hiesigen Pfarrer überprüfen«, schlug Montoya vor und setzte sich hinters Steuer.
»Vielleicht. Und vielleicht stoßen wir dabei auf einen, der Mord und Brandstiftung in seinem Vorstrafenregister stehen hat«, scherzte Bentz.
Montoya schnaubte und ließ den Motor an. »Die Vision ist vollständig wahr geworden, stimmt’s?«
»Entweder das, oder sie war an der Sache beteiligt.«
»Glaubst du das wirklich?«
Bentz schüttelte den Kopf. Er rief sich die Verzweiflung in Olivias Blick vor Augen, die aufrichtige Angst in ihrem Gesicht, als sie ihre Geschichte erzählte. »Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
Montoya setzte zurück und manövrierte den Crown Vic zwischen den anderen Wagen hindurch. »Warum sollte sie zu uns kommen, wenn sie tatsächlich etwas damit zu tun hat? Nein, das passt nicht.«
Bentz war derselben Meinung, aber es waren schon eigenartigere Dinge geschehen. Er würde nichts dem Zufall überlassen. »Wir werden sehen.«
»Ich nehme mir Kfz -Behörde, Einwohnermeldeamt und Sozialversicherung vor.«
»Unterdessen hole ich erste Informationen über Ms. Benchet ein und besorge mir den Bericht des Gerichtsmediziners. Dann werde ich mich noch mal mit ihr unterhalten.«
»Die hat wirklich recht gehabt. Hundertprozentig. Ich wette, wir finden ein verbranntes Radio und eine Halskette am Duschkopf, genau, wie sie es gesagt hat.« Einen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke. »Diese Frau ist der Wahnsinn.«
»Aber sicher,
Diego.«
»Hey, so nenne ich mich zurzeit nun mal«, schoss Montoya zurück und bog aus der Seitenstraße.
»Und wieso?«
»Mein Latino-Erbe.«
»So ein Quatsch.« Bentz starrte aus dem Fenster. »Diego«, schnaubte er.
»Klingt gut, findest du nicht?«
»Was soll’s.« Bentz konnte es egal sein. Er kaute auf seinem geschmacklosen Kaugummi herum. Sein Blick fiel auf die Videokassette, die aus Montoyas Jackentasche ragte. Was sie darauf wohl zu sehen bekämen? Vermutlich nichts Besonderes. Es sei denn, der eifrige Nachbar hätte per Zufall einen flüchtenden Verdächtigen erwischt oder jemanden in dem Pulk von Neugierigen, der nicht aus der Nachbarschaft stammte. Vielleicht war es sogar einer der Nachbarn selbst gewesen. Doch so oder so war Olivia Benchet die beste Spur, die sie hatten.
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Kapitel sechs
A ls Olivia die Haustür aufsperrte, klingelte das Telefon. Sie warf ihre Handtasche auf den Küchentisch und griff nach dem Hörer, während Hairy S. ins Wohnzimmer flitzte. »Hallo?«, sagte sie, klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter und zog das Tuch vom Vogelkäfig. Grüne Federn sträubten sich, und Chia, die Papageiendame, stieß ein schrilles Pfeifen aus.
»Livvie?« Sarahs für gewöhnlich fröhliche Stimme klang gedämpft. Ernst. Das konnte nur eines bedeuten: Ärger mit ihrem Mann. Wieder einmal. Leo Restin hatte ein Problem mit der ehelichen Treue. Ein großes Problem. Monogamie war für diesen Mann ein Fremdwort. Er konnte einfach nicht die Finger von anderen Frauen lassen. Vor ein paar Monaten hatte er sich sogar an Olivia, die Geschäftspartnerin seiner Frau, herangemacht. Leos unerwünschte Aufmerksamkeit war einer der Gründe gewesen, warum Olivia Tucson in aller Eile den Rücken
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