Danger - Das Gebot der Rache
Bentz.
»Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt.« Der Erwählte kniete vor dem Altar und sah sein eigenes verzerrtes Gesicht auf der glänzenden Oberfläche des Abendmahlkelches. Kerzen flackerten. Durch die Wände seines zugigen Schlupfwinkels roch er den Fluss. Modrig. Klamm. Der Strom floss rastlos dahin, ließ sich von nichts beirren. Sie hatten viel gemeinsam, er und der Mississippi. Beide bargen sie Geheimnisse unter der Oberfläche, Geheimnisse, die nie offenbart werden würden.
»Ich bin stolz, Vater, und ich …« Er schluckte mühsam, wohl wissend, dass er seine schreckliche Sünde würde beichten müssen. »Ich … ich habe diese Frauen begehrt, und obwohl ich deine Kraft spüre, Vater, ist mein … ist mein Fleisch willig. So willig. Ich bitte dich um deine Stärke und deine Vergebung.«
Er schloss die Augen und lauschte. Durch das Blut, das in seinen Ohren rauschte, vernahm er die Stimme Gottes, die ihm seine Buße auferlegte.
Nachdem er ein fast unhörbares »Amen« geflüstert und rasch das Kreuzzeichen geschlagen hatte, stand er auf und ging langsam zu dem Wandschrank, in dem seine Messgewänder hingen … heute eins weniger. Seine Lieblingssoutane. Den Flammen überlassen. Wegen der Hure.
Ihr Foto lag auch dort. Er nahm es heraus und klebte es vorsichtig auf den Kalender, der an der Wand hing, direkt in die Spalte mit dem Datum: zweiundzwanzigster November, der Gedenktag der heiligen Cecilia. Sie war so vertrauensvoll gewesen … bis es zu spät war. Doch daran dachte er jetzt nicht. Konnte es nicht. Er musste Buße tun. Er trat wieder an den Schrank.
Behutsam schob er die Kleidungsstücke zur Seite, drehte an dem Zahlenschloss und öffnete den geheimsten seiner persönlichen Orte, wo er alles Wertvolle und Weltliche verwahrte. Er fügte seinen anderen Schätzen eine lange, gelockte goldene Haarsträhne hinzu, außerdem ein paar Fingernägel, dann ging er die Medaillons und Ketten durch, bis seine Finger gegen etwas Längliches stießen.
Ah.
Eine Peitsche mit scharfen Steinen in den Peitschenschnüren, funkelnde Edelsteine wie rasiermesserscharfe Klingen, die saubere, kleine Schnitte verursachten, wobei sie nicht wirklich tief in die Haut eindrangen: zumindest nicht so tief, dass viel Blut floss, doch ausreichend, um genügend Schmerz zu verursachen, der ihn daran erinnerte, dass er wie alle anderen Sterblichen in Sünde geboren war.
Der Erwählte schlüpfte aus seiner Kleidung, kniete sich nackt vor den Altar, senkte den Kopf und murmelte ein Bußgebet.
Nicht wegen des Mordes. Jetzt verstand er. Es war nötig gewesen. Wie immer. Gottes Wille. Selbst das gewaltsame Vorgehen – war das nicht auch vorherbestimmt gewesen? Hatte er nicht die Befehle des Heiligen Vaters befolgt, die Erde von den abscheulichen Sündern zu befreien, und zwar an dem Tag, den Gott erwählt hatte?
Ja, aber zunächst einmal hatte er Lust empfunden, jene unbändige rohe Begierde, die sich auch jetzt in seinen Adern bemerkbar machte. Heiß. Dunkel. Verlangend.
Er durfte nicht schwach sein. Er atmete tief ein. Machte sich bereit. Hielt seine Waffe hoch in die Luft, dann ließ er die Riemen herabschnellen.
Klatsch!
Die Lederschnüre schnitten in seine Schulter. Er wurde steif.
Schmerz, wundervoller Schmerz durchfuhr ihn. Das Blut rauschte durch seine Venen. In seinen Leisten staute sich Hitze.
Wieder holte er aus.
Klatsch!
Seine Erektion begann zu pochen. Schmerzhaft. Köstlich.
Er legte die Hand in den Schritt und dachte an die Frau. Daran, wie ihre hellen Locken über den glatten weißen Nacken fielen. Cecilia. Hure. Tochter des Satans. Sie war so zart … ihr Körper so perfekt … dieser geschmeidige gebeugte Hals … für sein Schwert oder für seinen Mund? Er stellte sich vor, wie er sie bestieg, während sie kniete, ihr Körper bebte, ihre Lippen flehten um Vergebung, seine Zähne fassten ihren Nacken, während er in sie stieß. Heiß. Feucht. Schlüpfrig. Selbst jetzt hatte er ihre schweren, baumelnden Brüste vor Augen, die rosigen Knospen, die fast den Fußboden streiften. Wie gern hätte er sie gestreichelt, diese Nippel geknetet, ihren Schrei gehört, wenn er noch tiefer in sie eindrang.
Sünder! Beschmutzer! Deine Begierde macht dich schwach!
Er ließ kräftig die Peitsche knallen.
Schmerz zerriss sein Fleisch. Er atmete scharf durch die Zähne ein.
Noch einmal!
Die Lederriemen zischten durch die Luft.
Er kam.
Ja! Die Hure hatte es verdient zu sterben.
Er zog die Hand
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