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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Grillen trieben auf der Oberfläche, und darunter starrten Chandras große blaue Augen nach oben. Sie war ins Planschbecken gestürzt, hatte sich den Kopf angeschlagen, und Olivia war nicht in der Lage gewesen, sie zu retten.
    »Genug!«, sagte Grannie barsch. »Es war ein Unfall. Das weißt du genau.«
    »Aber du machst mich dafür verantwortlich. Weil ich geschlafen habe. Mein Gott, denkst du, ich weiß nicht, dass du mir die Schuld dafür gibst? Ich sehe es jedes Mal, wenn ich dir in die Augen blicke.«
    »Du hast nicht nur geschlafen, Bernadette. Du warst völlig weggetreten. Olivia hat versucht, dich zu wecken … Ach, was soll das Ganze? Es ist aus und vorbei. Egal, was du tust, gib nur nicht Livvie die Schuld. Und wenn sie behauptet, sie hat Visionen, dann glaube ich ihr.«
    »Sie sagt das nur, um dir schönzutun. Es ist dummes Zeug, und ich will nichts mehr davon hören, hast du mich verstanden?«, beharrte Bernadette. »Weißt du, wie schrecklich es war, als Tochter der verrückten Frau aufzuwachsen? Weißt du das? Als Kind, dessen Mutter jedem für zwei lausige Dollar die Zukunft vorhersagte? Ich will nicht, dass meine Tochter genauso wird. Hör auf, ihr diese dummen Flausen in den Kopf zu setzen!«
    »Dann fang du endlich an, dich wie eine Mutter zu benehmen. Kümmere dich um sie. Hör auf, mit jedem Mann loszuziehen, der in deine Richtung blickt.«
    »Ich werde mir das nicht länger anhören.«
    »Halt deine Beine geschlossen.«
    »Mutter!«
    Wieder entstand eine Pause. Olivias Finger schmerzten, so fest umklammerte sie das Geländer. »Gib einfach acht auf Olivia«, hatte Grannie schließlich gesagt und mit dem Wender über den eisernen Pfannenboden geschabt. »Halt sie von Reggie fern. Sorg dafür, dass er sich hier nicht blicken lässt.«
    »Das wird er nicht tun. Wir sind geschieden.«
    »Und du bist schon wieder mit einem anderen Mann verlobt.« Olivia stellte sich vor, wie ihre Großmutter mit dem Pfannenwender auf ihre Tochter zeigte. »Ich tue das, was ich für das Beste für Livvie halte, und zwar so lange, bis du eine vernünftige Mutter wirst.«
    Still hatte sich Olivia die Tränen mit dem Handrücken abgewischt, war die Treppe hinaufgeschlichen und hatte sich tief in ihrer Bettdecke vergraben.
    Seit dieser Zeit hatte sie ihren Vater nie wiedergesehen. Auch ihre Mutter, die bald darauf wieder heiratete, hatte sie kaum noch zu Gesicht bekommen.
    Warum hat sie mich dann heute aufgesucht?, fragte sie sich jetzt.
    Nachdem sie das wenige Geschirr abgespült hatte, pfiff sie nach Hairy S. und ging die Treppe hinauf ins zweite Schlafzimmer, in dem sie als Kind geschlafen hatte. Das einzelne Bett mit der durchgelegenen Matratze stand noch an derselben Stelle wie früher unter der Dachschräge, die Ausziehcouch, auf der ihre Mutter schlief, wenn sie mal da war, an der anderen Wand gegenüber. Eine Kommode mit einem runden Spiegel darauf stand zwischen der Tür zum Flur und dem Schrank. Ein Schreibtisch war vors Fenster geschoben, daneben befand sich ein Bücherregal. Es war der Schreibtisch, den Olivia schon als Kind benutzt hatte. Jetzt standen ihr Laptop und ihr Drucker darauf und bildeten zusammen mit einem kleinen Aktenschrank ihr Arbeitszimmer.
    Sie setzte sich an den Computer mit der Absicht zu lernen. Sie hatte am nächsten Morgen zwei Seminare, die letzten vor Thanksgiving, doch als sie eines ihrer Lehrbücher aus dem kleinen Bücherregal herauszog, spürte sie einen Schauder, der ihr bis ins Mark ging, dieselbe grausige Kälte, die sie in der Nacht empfunden hatte, in der die junge Frau gestorben war. Und gestern Nacht.
    O Gott, tat er es wieder? So bald schon? Olivia unterdrückte ihre Angst und blickte aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Ein dünner Mond, kaum sichtbar durch die blätterlosen Zweige der Bäume, hing tief am Himmel. Vielleicht irrte sie sich … Sie sah nichts, nein. Es war nur ein Gefühl, eine düstere Wahrnehmung, die ihr Gänsehaut verursachte. Bewegung. Das war es. Sie spürte ihn. Er bewegte sich.
    Und war wieder auf der Jagd.
     
    Die Dunkelheit umschloss ihn, und wie bei einem Geschöpf der Nacht wurden seine Sinne schärfer. Ausgeprägter. Der Erwählte hörte seinen eigenen Herzschlag, roch den Duft von Parfum und abgestandenem Rauch in der feuchten Luft, verspürte das fast schmerzhafte Verlangen nach Blut. Blutrünstig.
    Spür sie auf. Nimm sie … es ist an der Zeit.
    Auf leisen Sohlen lief er über das nasse Gras des Campus. Aus einem der

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