Danger - Das Gebot der Rache
stand?
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Kapitel siebzehn
D er Bericht über Tatort und Beweismaterial sowie der Befund des Gerichtsmediziners lagen am Montagmorgen auf Bentz’ Schreibtisch. Bentz trank schlückchenweise seinen Kaffee, der heiß genug war, ihm die Lippen zu verbrennen, und ging die Seiten genauso sorgfältig durch, wie die Kriminaltechniker den Tatort abgesucht hatten. Was er las, überraschte ihn nicht. Es ging daraus hervor, dass das Opfer gestorben war, weil jemand versucht hatte, es zu enthaupten. Aus der Art der Knochenverletzung hatte der Gerichtsmediziner geschlossen, dass das Opfer mehr als einen Schlag in den Nacken erhalten hatte, und zwar mit einer langen Klinge, einem großen Messer, einer Machete oder einem Schwert.
Genau wie Olivia Benchet behauptet hatte. Was ihn vermutlich nicht überraschen durfte.
Was für ein Monster lief bloß da draußen herum? Zwar hatte sich auch der Rosenkranzmörder durch eine ganz besondere Grausamkeit ausgezeichnet, und er hatte eine Verbindung zur katholischen Kirche gehabt … aber er war tot. Dafür hatte Bentz selbst gesorgt.
Zumindest hatte er das gedacht.
Der Leichnam war nie aus dem Sumpfgebiet geborgen worden, wo er ihn erschossen hatte. Vielleicht hatte der Bastard irgendwie überlebt.
Die Vorstellung, dass »Vater John«, wie sich dieser Wahnsinnige genannt hatte, davongekommen war, war gar nicht gut. Doch was jetzt passierte, passte kaum zu Vater John. Das hier war anders.
Und was war mit Olivias weit hergeholter Geschichte von einer Frau, die zunächst lebendig begraben und dann enthauptet worden war? Nur ein Alptraum? Bentz glaubte das nicht.
Er hatte die Seite mit Olivias merkwürdigen Darstellungen kopiert und sie nicht nur verschiedenen Leuten im Department ausgehändigt, sondern sie – entgegen den Vorschriften – einem Freund gezeigt, der früher für die CIA gearbeitet hatte und Codes, Puzzles, Kryptogramme, Kreuzworträtsel und Wortspiele aller Art liebte. Bud Dell würde das Ganze vermutlich eher knacken als die Jungs im Department, die ebenfalls darauf angesetzt waren.
Doch bis jetzt hatten weder Bud noch die anderen etwas erreicht.
Das Telefon klingelte. Er ging beim zweiten Mal dran. »Detective Bentz.«
»Hier ist Olivia«, tönte es aus dem Hörer. Ohne dass er es wollte, trat ein Lächeln auf seine Lippen. »Sie haben gestern Abend angerufen.«
»Ja. Ich wollte nur hören, ob es Ihnen gutgeht. Alles in Ordnung?« Er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück, bis das Telefonkabel straff gespannt war. »Keine weiteren Visionen?«
»Nein.«
»Gut.«
»Ich hatte schon befürchtet, Sie hätten ein weiteres Opfer gefunden.«
»Nein«, sagte er und rief sich Olivias Gesicht vor Augen.
»Gott sei Dank. Dann haben Sie sich also nur versichern wollen, dass es mir gutgeht?«
»Sie waren beim letzten Mal ziemlich nervös. Und ja, ich wollte sichergehen, dass alles in Ordnung ist.«
»Oh …« Sie zögerte. »Danke.«
»Sie können jederzeit anrufen, hören Sie,
jederzeit,
wenn Sie ein unbehagliches Gefühl haben, okay?«
»Das mache ich«, versprach sie, offenbar immer noch verblüfft über seine Fürsorge. Dann schien sie sich von ihrer Überraschung zu erholen, stieß rasch: »Passen Sie auf sich auf!« hervor und legte auf. Bentz starrte auf den Hörer in seiner Hand. Was zum Teufel war nur los mit ihm? Er hatte sie gestern angerufen, weil er das dringende Bedürfnis verspürt hatte, mit ihr zu reden, sicherzugehen, dass es ihr gutging. Es gefiel ihm nicht, dass sie mutterseelenallein mitten in dem verdammten Sumpfland lebte, mit diesem Kläffer als einzigem Schutz.
Vielleicht hatte Kristi recht. Vielleicht war er wirklich nur ein paranoider Cop. Doch er konnte das unangenehme Gefühl nicht abschütteln, dass Olivia aufgrund ihrer wie auch immer gearteten Verbindung mit dem Killer in dessen Fadenkreuz stand.
Doch was für eine Verbindung zum Teufel noch mal sollte das sein?, fragte er sich zum dutzendsten Male. Draußen im Großraumbüro klingelten die Telefone. Beamte, Verdächtige und Zeugen sprachen, Computertastaturen klapperten. Woher kannte Olivia den Mörder? Sie musste ihn einfach kennen! Nachdenklich kratzte sich Bentz am Kinn. Sie hatte geschworen, er mache Jagd auf eine weitere Person, aber sie hatte keinen Mord beobachtet. Und sie hatte ihm Hinweise geliefert – das verfluchte Martiniglasschild beschäftigte ihn nach wie vor. Wie passte das alles zusammen?
Vielleicht passte es auch gar nicht. Vielleicht war sein
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