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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Trockenfutter hinein, dann packte sie ihre Lebensmittel aus und schob ein tiefgefrorenes Fertiggericht in die Mikrowelle.
    »Truthahn in Orangensoße«, sagte sie zu dem Hund. »Nur sechs Gramm Fett.« Hairy, die Schnauze tief in seiner Schüssel, hörte sie nicht. Was für ein Tag, dachte Olivia. Die Mikrowelle klingelte, und sie nahm vorsichtig die Plastikfolie von der Verpackung ab. Orangenduft schlug ihr entgegen. Eine Dose Cola light, und die Mahlzeit war komplett. Olivia blickte auf das Foto von sich und Grannie Gin, das, das sie auch Bentz gezeigt hatte. Damals war sie so sorglos gewesen, hatte nicht unbedingt einen Vater gebraucht. Sie war noch nicht in der Schule gewesen, hatte noch nicht die Unsicherheit gespürt, ihn nicht zu kennen, hatte noch nicht die Demütigung erlitten, dank Connie Earnhardt zu erfahren, dass er in Mississippi im Gefängnis saß.
    Olivia hatte nur eine vage Vorstellung von ihrem leiblichen Vater, und selbst diese, da war sie sich sicher, hatte sie den wenigen alten Schnappschüssen zu verdanken, die ihn in einer Seemannsuniform zeigte: ein gutaussehender, athletischer Mann, der die damals siebzehnjährige Bernadette Dubois von den Füßen gerissen hatte. Es war eine stürmische Romanze gewesen, deren ungutes Ende Olivia nur oberflächlich aus einem Gespräch kannte, das sie nicht hätte mit anhören sollen. Sie hatte sich mit klopfendem Herzen am Treppenfuß herumgedrückt und, die Finger fest ums Geländer geklammert, die Ohren gespitzt. Virginia Dubois war nicht mit der Beziehung zwischen ihrer Tochter und Reggie Benchet einverstanden gewesen.
    »Er hat dich sitzengelassen, erinnerst du dich nicht mehr?«, hatte Grannie Gin gefragt, während sie Speck briet. Der nussige Räucherduft wehte ins Esszimmer, die Speckstreifen brutzelten geräuschvoll in der Pfanne. »Und du warst schwanger.«
    »Er wusste es nicht«, hatte Bernadette schluchzend protestiert. »Ich habe es ihm nicht gesagt.«
    »Und das war auch gut so. Die Wahrheit ist früh genug herausgekommen. Ich habe es damals gesagt, und ich sage es jetzt: Reginald Benchet taugt nichts und wird nie etwas taugen.« Grannie Gin hatte einen tiefen Seufzer ausgestoßen. »Du hast ein Kind, Bernadette«, hatte sie dann hinzugefügt und eine Handvoll Zwiebeln ins heiße Fett geworfen, was Olivia zwar nicht hatte sehen, sehr wohl aber riechen können. »Du solltest dich besser um Livvie kümmern. Vergiss Reggie. Er ist schon verdorben auf die Welt gekommen, vom Teufel gebrandmarkt, das sage ich dir. Ich kannte seine Mutter und seine Großmutter. Beides Frauen mit der Moral einer Straßenkatze, und erst sein Vater … durch und durch schlecht.«
    »Wie kannst du das nur behaupten?«, hatte Bernadette widersprochen und sich die Nase geschneuzt.
    »Oh, das kann ich sehr wohl. Ich habe gesehen, was dieser Mann anrichten kann.«
    »Wie das? Oh … Jetzt erzähl mir um Himmels willen nichts von irgendwelchen Visionen!« Es entstand eine Pause. Olivia hörte das Fett spritzen. Sie biss sich auf die Unterlippe und beobachtete, wie sich die Spitzenvorhänge im Esszimmer in einer leichten Brise bauschten. »Das ist es, stimmt’s?«, hatte Bernadette anklagend gefragt. »Du meinst, du hättest etwas gesehen, obwohl du es in Wirklichkeit nur geträumt hast. Das ist nichts als verrücktes Gewäsch, das wissen wir beide. Außerdem schadet es Livvie. Du setzt ihr all diesen Unsinn in den Kopf, und jetzt behauptet sie auch schon, sie würde Dinge sehen … zum Beispiel, dass sie ihre Schwester hat sterben sehen,
bevor
Chandra ertrunken ist. Das ist deine Schuld.«
    »Das Kind könnte die Gabe haben.«
    »Die Gabe, die Gabe! Vergiss die verdammte Gabe. Es gibt keine Gabe, und ich habe es bis obenhin satt, davon zu hören. Machen wir uns doch nichts vor: Livvie behauptet, sie habe Chandra sterben sehen, weil sie sie umgebracht hat.«
    »Schsch! Das ist Unsinn.«
    »Ist es nicht. Sie haben miteinander gekämpft, nicht wahr? Livvie hat Chandra rückwärts ins Planschbecken gestürzt, und … und … mein Baby ist ertrunken. Gleich da drüben.« Ihre Stimme stieg um eine Oktave höher. Olivia traten die Tränen in die Augen. Sie wusste, dass ihre Mutter mit einem langen, anklagenden Zeigefinger über die rückwärtige Veranda hinweg in den Garten wies. Selbst mehrere Jahre später war ihr die Szene noch so gegenwärtig, als seien erst ein paar Tage seit dem »Unfall« vergangen. Sie sah noch immer Chandras Gesicht unter dem Wasser. Gras und tote Wespen

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