Dangerous Liaison
verbergen.
Marcel sah ihn an, als wäre er geistesgestört.
„Das sind doch nur schwache Menschen“, antwortete er, und seine Stimme klang verächtlich, „Menschen, die es zu nichts gebracht haben und die der Loge schaden könnten! Diese müssen vernichtet werden!“
Mit offenem Mund starrte Robin Marcel an. Wie konnte der nur so kalt und gefühllos reden? Er redete von Menschen wie von Abfall. Wo war der zärtliche Franzose hin, den Robin kennengelernt hatte?
Entsetzt schüttelte er den Kopf, wurde von Marcel jedoch verständnislos angesehen.
„Natürliche Auslese, Robin“, meinte er, „Sei froh, dass du zu den Auserwählten gehörst! Du wirst groß sein mit der Loge!“
„Verdammt, aber ich will das nicht!“, brüllte Robin laut und sprang vom Sofa, stürmte auf die Tür zu, doch Marcel war schneller. Rasch hatte er ihn eingeholt und zog ihn zurück.
„Ich will dir nur ungern weh tun, Robin“, meinte er leise, „aber ich werde auch nicht zulassen, dass du Jesse Schaden zufügst! Also setz dich wieder hin und verhalte dich ruhig!“
Seine Stimme klang sanft, doch seine Augen glitzerten gefährlich.
Mit gesenktem Kopf ging Robin zur Couch zurück, drängte sich in eine Ecke und starrte finster vor sich hin.
„Du wirst es irgendwann einsehen, dass Jesse nur dein Bestes will“, meinte Marcel leise, und seine Augen blickten ihn traurig an.
Heftig schüttelte Robin den Kopf, schwieg aber. Er verfluchte sich dafür, dass er damals nicht den Mut aufgebracht hatte und zur Polizei gegangen war, um Anzeige zu erstatten. Aber Jesses Macht reichte weit, und Robin hegte den Verdacht, dass der Logenführer auch die Männer des Gesetzes auf seiner Seite hatte.
Schweigend warteten die beiden jungen Männer im Wohnzimmer auf Jesse, der pünktlich nach Ablauf einer Stunde an der Tür schellte und von Marcel eingelassen wurde. Schnell kam er zu Robin, zog ihn von der Couch und drehte ihm brutal beide Arme auf den Rücken.
„Der Wagen wartet unten“, erklärte er knapp und stieß seinen Gefangenen vor sich her.
Im Treppenhaus kam ihnen eine Nachbarin Marcels entgegen. Schnell ließ Jesse Robin los, umschlang ihn mit den Armen und hielt ihn so fest. Für die Frau musste es aussehen, als seien sie ein verliebtes Pärchen, denn sie schöpfte keinerlei Verdacht.
Unten auf der Straße stieß Jesse Robin in die Limousine und stieg dann neben ihm ein, während Marcel sich ihnen gegenüber setzte.
Die Fahrt verlief schweigend. Jesse warf Robin immer wieder drohende Blicke zu. Natürlich hatte der Logenführer die Befürchtung, dass sein Plan doch noch vereitelt werden konnte, doch wie sollte Robin das tun? Am Flughafen laut um Hilfe schreien? Jesse würde ihn umbringen, noch bevor er überhaupt den Mund aufmachen konnte. Robin wollte nicht sterben, auch nicht als letzten Ausweg, dessen war sich Jesse sicher.
Ohne Zwischenfälle erreichten die drei Männer den Flughafen. Immer wieder warf Robin den Wachmännern an der Passkontrolle flehende Blicke zu, doch sie schienen nicht bemerkt zu werden, denn ungehindert traten Marcel, Jesse und Robin aufs Rollfeld.
Wie eine Puppe schob Jesse Robin die Gangway hinauf in seinen Privatjet, der bald darauf Starterlaubnis bekam und abhob. Mit trübem Blick betrachtete Robin die Stadt, die unter ihnen immer kleiner wurde und schließlich ganz aus seinem Blickfeld verschwand.
Jesse hatte sich entspannt in seinen Sitz gelegt, die Beine von sich gestreckt und beobachtete Robin scharf. Neben ihm saß Marcel, hatte Jesses rechte Hand in seiner und sah ihn verliebt an, ein Blick, den Jesse erwiderte, Marcel zwischendurch küsste und ihn streichelte. Dieser Blick ließ Übelkeit in Robin aufsteigen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Robin Jesse so angesehen, hatte an seinen Lippen gehangen und jedes Wort in sich aufgesogen, als wäre es ein Mantra. Wenn Robin daran dachte, verfluchte er sich erneut für seine Dummheit.
Auf einmal hörte Robin Jesses Lachen, und das riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Verwirrt sah er den Logenführer an.
„Deine Gedanken sind dir im Gesicht abzulesen, Sternchen“, meinte Jesse und lachte wieder.
Robin wollte etwas erwidern, schluckte dies aber herunter. Er hatte keine Lust auf einen Kampf in den Wolken, den er zweifellos verlieren würde, denn Jesse war eindeutig der Stärkere, und auch Marcel war nicht zu unterschätzen. Robin lehnte sich in seinen Sitz zurück, versuchte, so viel Abstand wie möglich zu den beiden zu bekommen und
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