Dangerous Liaison
Sessel, während er sich auf die Couch setzte und den anderen dabei immer im Auge behielt.
„Warum hast du das getan?“, fragte Robin schließlich leise und blickte ihn an.
Marcel schluckte, schwieg einen Moment und schien wohl zu überlegen, ob er überhaupt mit Jesses Eigentum, wie der Logenführer seinen Ex-Freund bezeichnete, reden durfte, da Jesse nicht anwesend war, doch dann entschied Marcel sich dafür, Robin eine offene Antwort zu geben.
„Weißt du“, begann er und lehnte sich in die Polster zurück, streckte die langen Beine von sich und blickte nachdenklich auf das Bild an der Wand, „In der Nacht, als wir uns das erste Mal begegnet sind, hatte ich wirklich keine Ahnung, wer du bist. Du warst für mich nur ein Mensch, der so voller Angst gegenüber sich und seiner Umwelt war, dass es mir wirklich weh tat . Ich wollte wissen, was diesen Menschen so hatte werden lassen.“
Er schwieg eine Weile und trank einen Schluck aus der auf dem Boden stehenden Wasserflasche, bevor er weiter sprach.
„Ich freute mich, als ich dein Vertrauen gewann, als du langsam immer mehr auftautest. Und als du mir schließlich sogar erzählt hast, dass du Raven Hunt bist, war ich richtig stolz auf mich. Ich wollte dich ins Leben zurückbringen, dir wieder Freude an der Welt geben. Als wir dann zusammen schliefen, war es wunderschön, und ich habe mich in dich verliebt!“
Er nickte nur, als Robin ihn ungläubig ansah, dann fuhr er weiter fort: „Aber dann hast du mir dieses Buch, deine Geschichte, geschenkt, und ich wusste sofort, wer du bist. Jesse hat oft genug von dem erzählt, dem er alles geboten und der ihn schließlich verraten und verlassen hatte. Er hat immer wieder davon gesprochen, wie dumm du warst, die Loge zu verlassen, die dir so viel hätte geben können: Geld, Ansehen und Macht. Du hast das Geschenk, das Jesse dir gab, mit Füßen getreten. Das Buch hätte uns alle vernichten können. Kein Nicht-Eingeweihter darf über die Loge sprechen, das ist oberstes Gesetz, und das wusstest du! Also habe ich Jesse von dir erzählt, obwohl ich es nicht vorhatte. Zuerst dachte ich, ich könnte euch beide haben, aber das ging nicht. Nicht nachdem ich wusste, wer du wirklich bist.
Er hat dich die ganzen Jahre über gesucht, weißt du? Dass du allerdings den Namen deiner japanischen Mutter angenommen hast, darauf ist auch er nicht gekommen!“
„Du weißt, was Jesse mit mir vor hat?“, fragte Robin leise und blickte ihn fast kalt an.
„Er wird dich in den Schoß der Loge zurückbringen und dir nach einer Zeit verzeihen, wenn du dich endlich damit abfindest.“ Marcels Worte klangen fest, als ob er davon wirklich überzeugt wäre.
Robin jedoch schüttelte den Kopf.
„Das wird er nicht, und das weißt du! Er wird mich töten, Marcel! Bitte, lass mich gehen!“
Beinahe fassungslos blickte Marcel ihn an, dann lachte er leise.
„Jesse wird dich doch nicht töten, du Dummerle “, schalt er Robin beinahe liebevoll, erhob sich von seinem Platz und kam zu ihm herüber, setzte sich neben ihn und griff nach Robins Hand. Diese wollte Robin ihm erst entziehen, doch Marcel hielt sie eisern fest.
„Du musst einfach einsehen, dass Jesse Recht hat“, meinte er und streichelte ihn sanft.
Robin wollte ihn zurückstoßen, ihn schlagen, damit er endlich aufwachte, doch sein Körper war wie erstarrt. Glaubte Marcel wirklich an das, was er sagte? Glaubte er wirklich, dass Jesse ihn ungestraft davonkommen lassen würde? Er konnte es nicht glauben.
„Du gehörst Jesse“, erklärte Marcel mit fester Stimme und sah Robin ernst an, „In dem Moment, wo du bei einem Ritual dabei warst, gehörtest du ihm und der Loge. Einen Ausstieg gibt es nicht. Warum auch? Die Loge gibt dir Macht, sie gibt dir Reichtum und Sicherheit! Als ich Jesse vor zwei Jahren kennenlernte, war ich nur ein kleines Licht in einer Computerfirma. Durch Jesse bekam ich einen guten Job. Sieh dir meine Wohnung an! So etwas hätte ich mir früher nicht leisten können. Alles, was ich bin und habe, habe ich Jesse zu verdanken! Und darauf will ich nicht mehr verzichten! Ich konnte nicht zulassen, dass du uns alle mit deinem Buch verrätst.“
Marcels Augen glänzten, als er von Jesse sprach. Robin kannte dieses Glänzen. So mussten seine Augen früher ausgesehen haben, wenn er den Namen Jesse nur hörte. Doch dann war er brutal aufgewacht.
„Und dass Jesse Menschen tötet, stört dich gar nicht?“, fragte Robin und konnte ein Zittern in seiner Stimme nicht
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