Dangerous Liaison
starrte Robin überrascht an.
Panisch war Robin hochgeschreckt und hatte die Hände, die ihn hielten, von sich gestoßen, noch immer in seinem Traum gefangen. Nur langsam klärte sich sein Blick, und er erkannte Marcel, der nur mit einer Jeans bekleidet auf dem Boden saß, sich aber nun langsam erhob.
Mit zitternden Fingern strich Robin sich die feuchten Haare aus der Stirn und atmete tief durch.
Marcel reichte ihm das Glas mit Wasser, das er jeden Abend gefüllt auf seinen Nachttisch stellte, und er trank es gierig aus. „Entschuldige“, murmelte Robin zerknirscht und wühlte sich aus der Decke, die fest um seinen schlanken Körper gewickelt war.
Marcel lächelte leicht, und Robin konnte die Frage in seinen Augen lesen, was er denn geträumt hatte, doch er würde hierauf niemals eine Antwort bekommen.
Langsam tappte Robin hinüber ins Badezimmer und ließ kaltes Wasser über seine Hände und schließlich über sein Gesicht laufen.
Sein Atem beruhigte sich und auch die Hände zitterten nicht mehr, als er zurück ins Schlafzimmer trat. Marcel hatte aus der Bar im Zimmer ein kleines Glas geholt, Whiskey eingeschenkt und reichte es dem anderen. Der Alkohol vertrieb die Kälte aus Robins Körper, und er ließ sich erleichtert auf das Bett fallen.
„Du kannst ruhig zurück ins Bett gehen“, erklärte er Marcel leise, der noch immer unschlüssig wartete. Ein besorgter Ausdruck stand in seinen Augen, die die ganze Zeit auf Robin gerichtet waren.
Marcels Augenbraue hob sich fragend.
„Bist du dir sicher?“
Robin nickte leicht. Eigentlich wollte er jetzt nicht alleine sein, und er überlegte schon, ob er David anrufen sollte, der bestimmt vorbeikommen würde. Aber David musste arbeiten, also wollte er ihn nicht stören.
Unsicher starrte Marcel auf Robin herab. Nur zu deutlich spürte er, dass der andere nicht allein sein wollte, sich wohl aber nicht traute, dies zuzugeben. Noch nie hatte er in den 28 Jahren seines Lebens so einen gequälten Gesichtsausdruck gesehen wie den von Robin, als er geträumt hatte.
Marcel gab sich einen Ruck und setzte sich vorsichtig auf das Bett, darauf bedacht, ein wenig Abstand von Robin zu halten, um ihn nicht unnötig zu erschrecken.
„Wenn du reden willst...“, begann er, doch Robin schüttelte vehement mit dem Kopf und zog die Decke enger um den schmalen Körper.
„Ich werde dir nichts tun“, erklärte er leise und sah gleich darauf den zweifelnden Ausdruck in Robins Gesicht.
Beschwichtigend hob er seine Hände und bemerkte, dass der andere ihm nicht zu glauben schien. Mit einem leichten Seufzer erhob er sich und wandte sich zur Tür.
„Wenn was ist, ruf ruhig“, bot er ihm an und verließ den Raum dann.
Marcel fand jedoch, wieder in seinem Zimmer, keine Ruhe. Immer wieder fragte er sich, wovor Robin sich so fürchtete. Die schlimmsten Gedanken kamen ihm in den Sinn. Er wusste, wozu Menschen fähig waren, was sie sich gegenseitig antun konnten. Seine Kindheit war geprägt von der Gewalt des Vaters gegenüber seiner Familie. Schon früh war Marcel von zu Hause fortgelaufen, hatte sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, schließlich an einer Abendschule seinen Abschluss nachgeholt und dann eine Ausbildung in der Computerbranche begonnen und abgeschlossen. Doch sein Leben hatte erst eine Wendung erfahren, als er vor zwei Jahren seinen jetzigen Freund kennenlernte. Durch ihn bekam er einen besseren Job und die Anerkennung, die ihm seiner Meinung nach gebührte. Er wusste nun, dass er etwas wert war, dass er gebraucht wurde auf dieser Welt, dass sich das Leben lohnte. Und dieses Gefühl wollte er auch anderen vermitteln. Allen voran nun Robin, den er doch erst wenige Stunden kannte, der jedoch sein Innerstes ansprach.
Marcel beschloss, es zumindest zu versuchen. Mit diesem Gedanken schlief er endlich ein.
Robin hatte lange auf die geschlossene Tür gestarrt. Zu gerne hätte er gerufen: Bleib hier, halt mich fest und sorge dafür, dass der Traum nicht wieder kommt! Doch Marcel hätte ihn bestimmt für albern gehalten. Welcher 22jährige hatte Angst vor einem Albtraum?
Die Nachttischlampe brennen lassend, legte er seinen Kopf auf das Kissen und schloss die Augen. Schlafen konnte er nicht mehr, doch er döste vor sich hin und konnte sich letztendlich sogar ein wenig entspannen.
Kurz nach Sonnenaufgang erhob Robin sich, duschte und verließ leise, um seinen Gast nicht zu wecken, die obere Etage. Er begab sich in die Küche, um frischen Kaffee
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