Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Ich schenke dir eine Boddel 86er, wenn du artig bist“, griente er verschmitzt.
„Bin ich immer“, konterte Daniel grinsend.
„Ihr beide könnt bei dem Anblick über Wein labern? Abartig!“
„Wat mut, dat mut Georg, lernst du noch.“ Samuel Richter erhob sich, winkte einen Mitarbeiter heran, während er Oberstaatsanwalt Sanders entgegensah.
Der blickte kurz hinunter, wurde blass im Gesicht und Daniel musste ein Schmunzeln verkneifen, obwohl auch er Wasserleichen nicht unbedingt mochte.
Der Gerichtsmediziner erstatte kurz den ersten oberflächlichen Befund, wandte sich ab. Für ihn gab es augenblicklich nichts mehr zu tun.
Daniel und Helmut Sanders sahen der Arbeit der Spurensucher zu. Beide ahnten, besser wussten, dass die Leiche nur angespült worden war und man nichts finden würde.
„Herr Briester, wissen Sie etwas über den Jungen?“
„Nein, bisher noch nicht. Es haben sich zwar zahlreiche Leute gemeldet, aber die Kinder lebten alle und waren quicklebendig. Vermisste negativ. Bei Ärzten und Zahnärzten bis ebenfalls, aber dafür ist es zu früh. Wie Sie wissen, dauert das eine Weile. An den hiesigen Schulen nichts.“
„Lassen Sie ein Bild von dem Mädchen veröffentlichen.“
„Sicher, sobald sie soweit ist. Wie immer.“
Doktor Sanders schaute auf seine Armbanduhr. „Ich muss los. Wir haben heute eine Geburtstagsfeier und meine Frau wartet auf mich.“
„Ein schönes Wochenende.“
Daniel sah den beiden Männern zu, die behutsam die Leiche in den Blechsarg legten. Wer tat einem Kind so etwas an? Er ging zu einem der Männer der Spurensicherung, sprach mit ihnen. Spuren gaben es zahl- reiche, da dass eine kleine Badestelle, besonders abends für Jugendliche war. Man sah es. Überall lagen Bierdosen, Zigarettenkippen und Packungsreste. Sogar einen Platz, wo jemand Feuer gemacht hatte, war erkennbar.
„Ich denke nicht, dass wir da was finden, Herr Briester.“
„Glaube ich ebenfalls nicht. Wer weiß, wo man sie in das Wasser geworfen hat. Müssen wir berechnen lassen, wenn wir wissen, wie lange sie gelegen hat. In den letzten Wochen war die Strömung niedriger und dadurch langsamer, habe ich mir sagen lassen. Trotzdem ...“ Er zuckte mit der Schulter. „Schauen Sie nur im Schilf nach, ob da Kleidungsreste sind, was ich jedoch nicht vermute. Alles andere hatte keinen Sinn.“
Eine Weile sah er noch zu, beobachtete dabei die Kähne auf der Elbe. Einige Schlepper liefen aus. Wahrscheinlich schipperte ein großer Pott herein.
Am Auto rief er Benno Hoffmann an, der Bereitschaft hatte und berichtete ihm, was er vorgefunden hatte, danach Jana, die gerade in ihrer Wohnung angekommen war.
„Es tut mir Leid. Ich bin in einer Stunde bei dir und hol dich ab.“
Es sollte aber anderthalb Stunden dauern, da die gesamte Innenstadt verstopft war.
Kaum hatte sie die Tür geöffnet, zog er sie stürmisch in den Arm, küsste sie. „Du hast mir gefehlt, sehr sogar“, flüsterte er ihr zwischen zwei Küssen in das Ohr. Wie sehr, das merkte er, als er sie ihm Arm hielt. „Fahren wir nach Hause und genießen unser Wochenende.“
„Musst du nicht arbeiten?“
„Ich möchte nicht. Ich habe dich schließlich zwei Wochen nicht gesehen.“
„Nun übertreib nicht. Keine andere in Sicht gewesen?“, neckte sie ihn.
Für einige Sekunden sah er Sandra Larsen vor Augen, bemerkte Jana´s Blick, wich dem aus, drückte sein Gesicht in ihre Haare.
„Nein, ich hab dich.“ Er löste sich. „Fahren wir und du erzählst mir, was du Neues gelernt hast.“
„Seit wann interessiert dich das?“
Daniel zuckte zusammen, da er gedanklich noch bei Sandra gewesen war.
Im Laufe des Wochenendes wunderte sich Daniel, warum sie so anders, so kurz angebunden war. Selbst beim Sex war sie irgendwie unbeteiligt und so ließ er es sein. Dazu hatte er keine Lust und auf seine Fragen, gab sie keine Antworten, winkte nur ab.
*
Er las den Obduktionsbericht und ihm wurde schlecht. Sein Magen drehte sich von links nach rechts, hatte er das Gefühl.
Risse in der Vagina, Risse im Analbereich.
Bei diesem Kind hatte man einen nicht ordentlich behandelten Ober- schenkelhalsbruch festgestellt, der falsch zusammengewachsen war. Man hatte das Mädchen anscheinend nicht ärztlich versorgt. Die Zähne waren teilweise voller Karies und im Oberkiefer fehlten zwei. Der Gerichts- mediziner hatte festgestellt, dass die Zähne nie behandelt worden waren. Die fehlenden Schneidezähne hatte sie entweder durch einen Unfall oder mittels Gewalteinwirkung
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