Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
und Daniel verteilte die Arbeiten, obwohl sie im Augenblick wenig unternehmen konnten. Andere Fälle mussten jedoch ebenfalls bearbeitet und aufgeklärt werden.
Daniel saß am späten Abend im Büro, las Berichte und diktierte noch einiges für Heidrun, damit sie das am nächsten Tag schreiben konnte. Sein Telefon klingelte und er griff nach dem Apparat, „Hallo Daniel! Du arbeitest noch?“, hörte er verblüfft Sandra Larsen´s Stimme.
„Na nu! Was gibt es?“
„Ich wollte hören, wie es dir geht? Du warst ja am Freitag so schnell verschwunden?“
„Viel Arbeit, wie immer. Aber deswegen rufst du nicht an?“
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während er krampfhaft überlegte, was das zu bedeuten hatte.
„Hast du Zeit? Wir könnten essen gehen?“
Er überlegte einen Moment, sah sie vor sich. „Nein, geht nicht. Ich habe zu viel zu tun. Woher auf einmal das Interesse an meiner Person?“
„Nur so, na dann. Tschüss, vielleicht ein andermal.“
Sie hatte aufgelegt und er saß da, grübelte, was sie von ihm wollte. Vielleicht hätte er mit ihr weggehen sollen, dann hätte er es erfahren, aber irgendwie signalisiert sie bei ihm immer Gefahr. Er stellte das Telefon in die Ladestation zurück.
Er beugte sich über seine Akten, aber immer noch spukte sie in seinem Kopf herum. Er griff nach dem Telefon, suchte ihre Nummer, drückte weg. Irgendwie reizte es ihn, sie wiederzusehen. Er konnte sich ja heute einen freien Abend gönnen und den mit Sandra verbringen, vielleicht sogar ...
Nein, sagte er sich und stand so hastig auf, dass sein Stuhl gegen die Wand prallte. Was ging ihm diese Frau an? Er schüttelte über sich selber den Kopf. War er total verrückt? Hatte er vergessen, was diese Frau ihm angetan hatte? Die Erpressungsversuche, die Verleumdungen, Beleidi- gungen. Sie hatte ihn als Serienmörder denunziert, hatte sogar Jana beleidigt und diffamiert. Jana!
Seit fast zwei Wochen war Jana zurück und er hatte sie außer an dem ersten Wochenende nicht gesehen. Für sie hatte er keine Zeit und nun überlegte er, ob er mit dieser Furie weggehen sollte? Irgendwie hatte Sandra anders ausgesehen, irgendwie sehr ansprechend, gepflegt. Sie hatte auch anders gewirkt, ruhiger, ja sogar distanziert.
Er öffnete das Fenster und ließ die feuchte Abendluft herein. Es hatte den ganzen Tag geregnet, dass häufig im Oktober der Fall war und der Asphalt glänzte im Licht der Scheinwerfer und Laternen. Tief atmete er mehrmals ein, sah auf die Uhr, fast zehn. Er überlegte, ob er Jana anrufen sollte, aber das verwarf er. Dafür war es zu spät und sie hatte ihm erst vor zwei Tagen genörgelt, dass er sie nicht mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln könnte, nur weil er Lust auf sie hätte. Dabei war es kurz vor neun gewesen und er hatte nur reden wollen. Sie war an dem Wochenende anders gewesen als sonst. Irgendwie nicht so fröhlich, aufgeschlossen. Sie hatte bedrückt gewirkt und er war froh gewesen, dass sie am Sonntag- abend gefahren war. Hatte er sich innerlich bereits von ihr entfernt? Trivial! Er seufzte laut, schloss das Fenster und war wenig später in seine Arbeit vertieft.
*
Kriminalhautkommissar Rainer Helbich saß an seinem Schreibtisch und sah auf den Monitor seines Laptops, während ihm sein Kollege Philip Karllen die Großaufnahme erklärte. „Es wird immer abartiger, aber sie ist es. Ruf Briester an. Er soll sich das ansehen.“ Er blätterte weiter, suchte einige weniger schreckliche Bilder und druckte diese aus.
Daniel betrat das Büro. „Moin, du hast was für mich?“
„Sieh es dir an. Ist sie es?“
Daniel beugte sich vor, spürte, wie sein Magen rebellierte. „Ja, das ist sie, denke ich.“ Er richtete sich auf, blickte auf die Bilder in seiner Hand.
„Könnt ihr die noch ein bisschen retuschieren. Meine Frauen bekommen sonst Panik.“
„Das sind harmlose, aber Philip bearbeitet sie passend.“
Der junge Mann ergriff die Fotos und verließ das Büro.
„Wie kann man so pervers sein? Man hat sie geschlagen, vergewaltigt, das Genick gebrochen.“
„Setz dich und wach auf. Denkst du, die Kinder halten still, schreien nicht? Irrtum! Da kann es passieren, dass man welche zum Schweigen bringt. Wir wissen, dass diese Pädo-Kriminelle-Szene auf reichliche Nachfrage stößt. Allein in Deutschland soll es zwischen fünfzig- und siebzigtausend Konsumenten kinderpornografischer Produkte geben. Genaue Zahlen unbekannt, aber Tendenz steigend. Mehrere Recherchen von ausländischen Kollegen oder Europol
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